Der zweite Tag des Festivals beginnt mit einem Vortrag von Tony Medawar. Tony hat 1997 den Band „While the light lasts and other stories“ herausgebracht – mit bis dahin unbekannten Geschichten von Agatha Christie. Sein Spezialgebiet ist es, seltene oder verschollene Geschichten von Autoren des Goldenen Zeitalters des Detektivromans wieder auszugraben. Tony spricht heute über okkulte Geschichten der Queen of Crime. Okult nicht unbedingt immer im Sinne von übernatürlich, sondern auch „verborgen“ und „geheim“. Denn werden die unheimliche Vorgänge in ihren Geschichten am Ende ganz rational erklärt oder sie sind nur Camouflage des Täters – oder der Täterin, um vom eigentlichen Geschehen abzulenken.
In der Mittagspause trifft sich unsere private Buchgruppe um Dr. John, um „The Sittaford Mystery“ zu besprechen. Wir sind uns einig, dass es ein äußerst unterhaltsames und atmosphärisch dichtes Buch ist. Beim Plot muss man einige wenige Abstriche machen. Zum Beispiel muss der Mörder sich sehr spontan zur Tat entschieden haben, da er nicht wissen konnte, das Tischerücken auf dem Programm der Tea party stehen würde. Der andere John, der einzige von uns, der auch Ski läuft, bringt vor, dass es das die Strecke nicht wie im Roman geschildert in zehn Minuten mit Skiern zu bewältigen sei.
Mark Aldridge hat sich in den letzten Jahren mit seinen Büchern über Poirot und Marple und seinen vielen Vorträgen zum Themen einen Namen gemacht. Er enttäuscht auch heute nicht mit seinem Vortrag über „Witness for the prosecution“, dass zuerst als Kurzgeschichte veröffentlicht wurde, bevor Christie es zu einem Theaterstück erweiterte und schließlich congenial von Billy Wilder mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle verfilmt wurde. 1982 entstand ein Fernsehfilm mit vielen Stars, darunter Diana Rigg und Ralph Richardson. Die Mini-Serie, seltsamerweise basierend auf der Kurzgeschichte, verbrochen von Sarah Phelps hat dagegen wenige Freunde im Raum, um es vorsichtig auszudrücken. Seit 2017 läuft das Theaterstück bei gleichbleibendem Interesse in der alten London County Hall.
Am Abend feiern zahlreiche Teilnehmer auf dem VE Victory Ball. Ich werde als Deutscher in die „Siegesfeier“ gut integriert. Nicht wenige haben sich in historische Uniformen gekleidet. Auch ich finde mich in meinem neuen Smoking, den ich für den Abend erworben hatte, etwas kostümiert. Ein großes Jazz-Orchester spielt auf und eine Tanzgruppe führt Tanzdarbietungen aus der Zeit auf. Leider ist wegen der lauten Musik die Unterhaltung sehr schwierig.
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