Jamie Bernthal, Autor einiger Bücher und zahlreicher Artikel über Agatha Christies Leben und Werk, ist der erste Vortragende am letzten Tag des Literary Festivals. In seinem Vortrag „Secrets and Spies: Agatha Christie the War Writer“ geht es weniger um Spione, sondern welche Haltung Christie zum Krieg hatte und wie sie ihr Land in den Kriegsjahren unterstützte. Im Ersten Weltkrieg arbeitete sie bekanntlich in einer Krankenhausapotheke und erwarb sich hier ihre Kenntnisse über Gifte. Ihr Mann Archie war in diesen Jahren als Pilot im Einsatz. Die Tätigkeit als Apothekenhelferin nahm sie während des Zweiten Weltkriegs erneut auf, diesmal in London. Graham Greene versuchte sie für Kriegspropaganda zu gewinnen, was sie mit dem Hinweis ablehnte, für eine Propagandistin sehe sie zu sehr beide Seiten. Eine lauwarme Propagandistin sei von wenig Nutzen. Bernthal geht auch auf ihre Romane ein, die im Krieg oder in der Nachkriegszeit spielen („N or M“, „A murder is announced“). Sie war in den Kriegsjahren äußerst produktiv und schrieb währendes des Zweiten Weltkrieges ein Dutzend an Büchern.
Thematisch schließt sich der nächste Vortrag über das Isokon Building sehr gut an. Christie wohnte während des Krieges in den „Lawn Road Flats“, wie sie damals hießen. Als Privileg durfte sie eine Wand zur zweiten Kleinwohnung, die sie angemietet hatte, durchbrechen und ihren Hund James mit in die Wohnung(en) nehmen. Letztes Jahr konnte ich das Isokon Building besuchen.
Der letzte Vortrag, den ich auf dem Festival besuchte, beschäftigte sich mit Teenagern in den Romanen der Queen of Crime. Troy Hunter, Autor von Krimis für Young adults, stellt eine Top-Ten von Mädchen zwischen 12 und 19 Jahren auf und bewertet wie wichtig sie für den Plot sind und ob sie Ähnlichkeiten in ihrem Leben oder Charakter mit Agatha Christie oder ihrer Tochter haben. Nummer 10 ist Ruby Keene aus „The Body in the Library“, Number One ist Josephine Leonides aus „Crooked House“.
Zum Ausklang des Festivals trifft sich die Gruppe um „Dr. John“ zum Dinner in einem Bistro. Es wird ein schöner Abend, selbst das komplizierte Aufsplitten der Rechnung wird gemeistert.
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