Sind die Krimis von Agatha Christie fair?

Fragen und Gedanken zu den Büchern der Queen of Crime
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Anna6566
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Sind die Krimis von Agatha Christie fair?

Beitrag von Anna6566 »

Hallo liebes Forum,

ich würde mich Euch gern darüber diskutieren, ob die Krimis von AC fair sind.

Damit meine ich, wenn man sie aufmerksam liest, hat man eine Chance, den Mörder zu erraten.

Ich habe schon viele Bücher gelesen und nie die Spuren entdeckt. Im letzten Urlaub habe ich "Die Katze im Taubenschlag" gelesen und meine nun endlich die Hinweise entdeckt zu haben.

Jetz weiß ich nicht, ob ich die hier schreiben darf, weil ja der Mörder verraten wird. Also falls man es schreiben darf, würde ich gern mit Euch solche Spuren in den verschiedenen Romanen diskutieren.

Liebe Grüße

Anna
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Sephiroth90
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Re: Sind die Krimis von Agatha Christie fair?

Beitrag von Sephiroth90 »

Falls du irgendwas Inhalt betreffendes schreiben möchtest, wäre es nett das vorher kenntlich zu machen :) Sodass jeder, der das betreffende Buch noch nicht kennt, gewarnt ist und auf eigene Gefahr weiterliest ^^

Wenn man einige Christie´s gelesen hat, kommt man meiner Meinung nach öfter drauf wer der Mörder ist. Das liegt meiner Meinung nach dann aber eher weniger daran, dass sie viele Hinweise gegeen hat, als viel mehr daran, dass man irgendwann einschätzen kann wer der Mörder ist ^^ Bei "Rächende Geister" war mir z.B. noch wenigen Kapiteln schon klar wer der Täter war...
Aber als fair gegenüber dem Leser würde ich ihre Bücher nicht gerade bezeichnen (zumindest die meisten von ihnen nicht). So ist "Und dann gabs keines mehr" meiner Meinung nach ziemlich "unfair". Aber irgendwie macht es genau das irgendwie zu einem meiner Lieblingsbücher ^^
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BigBen
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Re: Sind die Krimis von Agatha Christie fair?

Beitrag von BigBen »

Hallo zusammen,
da gebe ich Sephiroth90 recht, wenn sie "fair" wären, dann wüßte man ziemlich schnell, wer wen warum umgebracht hat. Dann wäre "fair" = langweilig :roll: . Zu meinen Lieblingsbüchern von Agatha Christie zählt "Alibi" :D , und das ist wirklich nicht fair......, aber gut und spannend. Habe gerade ein paar Krimis von Gabriella Wollenhaupt gelesen, da sind viele Sachen vorhersehbar und aufgrund der wenigen Akteure auch schnell klar, wer der Mörder ist. Trotzdem lese ich die gerne, kann man schnell mal abends durchlesen, hat auch Witz. :mrgreen:
Also, alles ist relativ..... :wink:
Schöne Grüße sendet
BigBen
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gubanov
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Re: Sind die Krimis von Agatha Christie fair?

Beitrag von gubanov »

BigBen hat geschrieben:wenn sie "fair" wären, dann wüßte man ziemlich schnell, wer wen warum umgebracht hat. Dann wäre "fair" = langweilig :roll: .
Wobei man hier einschränken sollte, dass es auch Fälle gibt, in denen man nie und nimmer auf den Täter gekommen wäre, bei nochmaliger genauer Betrachtung oder Lektüre dann aber (wenn man weiß, wer der Täter ist) viele Anspielungen findet, die einen eigentlich hätten verdächtig machen müssen. Meist kann man dies betrachten in Stoffen, in denen die Lösung gegen die vorgefassten Auffassungen einer gelungenen Lösung verstößt, wenn also zum Beispiel sich beispielsweise ein junger Held als Mörder entpuppt oder eine vorher als schutzbedürftig gezeigte Frau. Oder gar ein Kind. Das gab's ja auch bei Christie. Und in diesem Falle hat Frau Christie sicher auch genügend Hinweise eingestreut, die einen eigentlich misstrauisch machen müssten, die man aber beim ersten Lesen nicht erblickt, weil man nie ein Kind als Mörder in Betracht ziehen würde.
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Mason
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Re: Sind die Krimis von Agatha Christie fair?

Beitrag von Mason »

Die Diskussion gab es schon bei Erscheinen des Romans "Murder of Roger Ackroyd" (Alibi), den Big Ben ja auch anführt. Dieses Buch hätte sie fast ihre Mitgliedschaft im Crime Club gekostet, aber da hat dann Dorothy Sayers interveniert. Sie hat ganz einfach gesagt, daß eine Autorin nichts dafür kann, wenn die Leser nicht auf die Lösung kommen.

Aber ist es nicht gerade das, was Christie ausmacht? Sie gibt immer Hinweise und Andeutungen auf die Lösungen, aber wir überlesen sie einfach, weil sie so unglaublich geschickt in einem völlig anderen Zusammenhang eingestreut werden, so daß wir es nicht erkennen. Gerade die Hinweise fallen meistens in Dialogen, die wir als völlige Nebenhandlungen ansehen.
Im Englischen nennt man das so nett "Conversation without having a point". Aber bei Christie hat es immer einen Sinn. Die Dialoge sind nicht dazu da, um irgendwelche Lücken zu füllen. Im Gegenteil: meistens beinhalten sie die Hinweise auf den Täter.
Wer von uns erkennt denn am Anfang bzw. überliest nicht mal schnell, die Tatsache, daß zu dieser Jahreszeit der Orient-Express völlig ausgebucht ist? Oder der Schlägertausch in "Cat among the Pigeons"? Da gibt es noch einige Beispiele mehr.

Es ist doch gerade die Kunst eines Kriminautoren, uns die Hinweise zu liefern und uns trotzdem völlig hinters Licht zu führen, weil wir einfach alles als gegeben hinnehmen. Wir sind beim Lesen nicht mißtrauisch genug und hinterfragen nichts. Oder hat jemand von euch je in Abrede gestellt, daß Jaqueline de Bellefort auf Simon Doyle in "Tod auf dem Nil" geschossen hat? Nicht alles das, was Zeugen sehen, stimmt auch.
Das beste Beispiel dafür ist doch gerade "Five little Pigs". Ein Mord, fünf Zeugen, fünf verschiedene Versionen ein- und derselben Handlung, weil es jeder anders interpretiert. Für mich eines der genialsten Bücher überhaupt, wenn es um die Psychologie von Zeugen geht.
Wir folgen einfach beim Lesen einem Musters, wie gubanov es so schon geschrieben hat, daß wir niemals auf die Idee kommen könnten, daß z.B. die unwahrscheinlichste Person wie ein Kind oder ein Ich-Erzähler auch die Täter sein könnten. Aber gerade das gefällt mir so an Christie, weil sie in dieser Hinsicht einfach mal Regeln gebrochen hat. Wir haben nur nicht querdenken können. Als letztes Beispiel fällt mir dazu nur noch "Curtain" ein. Wer wäre denn auf die Lösung gekommen, obwohl es Poirot uns zum Schluß alles erklärt und es auch beim nochmaligen Lesen wirklich erst auffällt, wie plausibel es erscheint?
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marple9

Re: Sind die Krimis von Agatha Christie fair?

Beitrag von marple9 »

wenn man schon ein paar christiebücher hinter sich hat weis man wie der hase läuft :wink:
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Mason
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Re: Sind die Krimis von Agatha Christie fair?

Beitrag von Mason »

Glaubst du doch wohl selbst nicht! :?
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Sephiroth90
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Re: Sind die Krimis von Agatha Christie fair?

Beitrag von Sephiroth90 »

marple9 hat geschrieben:wenn man schon ein paar christiebücher hinter sich hat weis man wie der hase läuft :wink:
Mason hat geschrieben:Glaubst du doch wohl selbst nicht!
Aber ich glaubs ;) Nach ner Weile kann man meiner Meinung nach wirklich einschätzen wer der Mörder ist. Bei anderern Büchern wiederum nicht (wie z.B. das mit dem Kind ^^) Das war übrigens eins der ersten Bücher die ich gelsensen habe... ur habe ich damals die letzte Seite (oder die letzten paar...) schon vorher gelesen... Und wusste somit wer der Mörder ist..... Dafür könnte ich mir heute noch in den Ar*** beissen...
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Re: Sind die Krimis von Agatha Christie fair?

Beitrag von Agarallo »

"Alibi" empfand nicht nur ich als unfair...
Sephiroth90 hat geschrieben:
marple9 hat geschrieben:wenn man schon ein paar christiebücher hinter sich hat weis man wie der hase läuft :wink:
Mason hat geschrieben:Glaubst du doch wohl selbst nicht!
Aber ich glaubs ;) Nach ner Weile kann man meiner Meinung nach wirklich einschätzen wer der Mörder ist. Bei anderern Büchern wiederum nicht (wie z.B. das mit dem Kind ^^)
Ja und nein.

Ich hoffe, es geht nicht nur mir so:
Beim Lesen der Bücher achtet man doch genauer auf diverse Textinhalte.
Ich halte manchmal inne und frage mich, warum A.C. uns diese Information zukommen lässt.
"Achtung! Merken! Dieser Satz hat eine wichtige Bedeutung!"

Manchmal habe ich dann den richtigen Riecher.
Aber meist schlägt A.C. dann doch noch ein paar Haken und präsentiert eine für mich total überraschende Auflösung. :wink:
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Re: Sind die Krimis von Agatha Christie fair?

Beitrag von berni2009 »

marple9 hat geschrieben:wenn man schon ein paar christiebücher hinter sich hat weis man wie der hase läuft :wink:
Persönlich finde ich das eine sehr gewagte Aussage. So generell kann man das sicher nicht sagen.
O God! Revenge his foul and most unnatural murder.
Murder! Murder most foul, as in the best it is;
But this most foul, strange and unnatural.
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