Comic 'David' auf den Spuren von A. Christie

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Agarallo
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Comic 'David' auf den Spuren von A. Christie

Beitrag von Agarallo »

Die Homo-Finca als Mördergrube

Mit "David - La Finca" stellt Swen Marcel sein zweites Comicbuch vor - und wandelt auf den Spuren von Agatha Christie.

Von Dirk Jung

Dass er schön zeichnet und viele Geschichten zu erzählen hat, weiß man. Dass spitze Kinne zu seinen Markenzeichen wurden, ebenfalls. Nach seinem ersten Sammelband zeigt der Kölner Comiczeichner Swen Marcel, dass er sich auch an Klassiker der Weltliteratur herantraut. Nicht nur das Wiedererzählen mit der Beschränkung auf das Wesentliche ist das Sujet des 30-Jährigen, nun zeichnet er auf seine schon bekannte Art einen Agatha-Christie-Krimi. Wer sich "Das Böse unter der Sonne" mit fast ausschließlich schwulen Protagonisten nicht vorstellen kann, sollte sich diesen Comic zur Hand nehmen.

Die drei Freunde David, Lars und Sascha machen Urlaub auf Ibiza in der Finca des wohlhabenden Janosch. Dieser vermietet zusammen mit seinem Partner Franz Zimmer vornehmlich an schwul-lesbische Gäste. So sind zwei Transen, eine Lesbe und ein frisch verliebtes Jungs-Pärchen mit von der Partie, als es Janoschs Pinscher Filou "erwischt". Offensichtlich starb er eines unnatürlichen Todes. Der erste Verdacht fällt auf Franz, da das Hündchen Alleinerbe des Familienvermögens gewesen wäre. Franz hätte aber beim Ableben seines Freundes nichts aus dem Nachlass erhalten.



Die Polizei wird erst eingeschaltet, als der hormongesteuerte Enrique, einer der beiden Hausangestellten, kopfüber und recht leblos im Pool schwimmt. Wieder deutet alles auf Mord hin. So denkt auch die örtliche Polizei und ermittelt nun. Polizist Paco scheint sich nicht unwohl in der Umgebung mit so viel Testosteron zu fühlen und trägt schließlich entscheidend zur Lösung der Kriminalfälle bei. Auf welch’ unkonventionelle Weise dies geschieht, sollte jeder selbst nachlesen bzw. nachgucken.

Anfangs hat man das Gefühl, von den vielen Figuren im Buch überfordert zu werden. Schnell hält man aber alle Personen auseinander und kann sich auf die Handlung konzentrieren. Je mehr man liest und sich die Bilder anschaut, desto mehr versinkt man in die merkwürdigen Vorgänge auf der Finca.

Die Bilder sind das, was einen Comic ausmachen. Mag man die Zeichnungen von Tetsche, nimmt man sich auch bei Marcel die Zeit, genauer hinzusehen. Tetsche versteckt in jedem seiner Cartoons ein Spiegelei, ein Kondom und weitere Utensilien. So einen Kult betreibt Marcel nicht, doch man wird tatsächlich hin und wieder Dinge auf den Bildern entdecken, die man beim ersten Hinschauen übersehen hatte. Es sind nicht nur die "Arghs", "Schleifs" und "Schniefs", die meist nur dezent die Geräusche und Tätigkeiten auf den Bilderfolgen unterstreichen, auch kleinere Striche werden als Stilmittel genutzt, um Bewegungsvorgänge an bestimmten Körperteilen zu verdeutlichen und die nächsten Bilder erahnen zu lassen.

Was für ein Geheimnis haben die Transen? Ist Janoschs Freund der Mörder des Pinschers? Und wer hat den Putzteufel auf dem Gewissen? Mord und Totschlag auf "La Finca", verbunden mit viel Witz, sollte man sich nicht entgehen lassen. Ähnlichkeiten mit Agatha Christie und ihrem Hercules Poirot sind gewollt – auch das entdeckt man bei genauerem Hinsehen.

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