Öffentliche Auftritte und zeremonielle Pflichten

Parlamentseröffnung

Die Queen eröffnet jedes Jahr, meist im Oktober oder November die neue Sitzungsperiode des Parlaments. In Begleitung des Herzogs von Edinburgh fährt sie in der Kutsche zu den Houses of Parliament. Ihre Leibgarde sucht zuvor die Keller des Parlaments ab. Diese Tradition geht auf das Jahr 1605 zurück, als Guy Fawkes im Gunpowder Plot versuchte, Monarch und Parlament in die Luft zu sprengen. Die Zeremonie findet im House of Lords statt. 250 Mitglieder des Unterhauses versammeln sich dort, nachdem sie vom Boten der Königin (Black Rod) herzitiert wurden. Nachdem die Tür zum Unterhaus dem Black Rod vor der Nase zugeschlagen wurde, wird ihm geöffnet, damit er die Abgeordneten zur Versammlung rufen kann. Die Queen verliest im Oberhaus die Regierungserklärung ihrer Regierung.

Geburtstagsparade: Trooping the Colour

Der Geburtstag der Königin wird offiziell im Juni gefeiert. Obwohl die am 21. April geboren wurde, ist es langer Brauch, den Geburtstag des Monarchen öffentlich im Sommer zu feiern.

Trooping the colour wird von ausgebildeten Soldaten im Dienst der Household Division (Infanterie und Kavallerie)  durchgeführt und von Mitgliedern der Königlichen Familie und Ehrengästen verfolgt. Die Zeremonie hat ihre Wurzeln darin, dass die Farben der Bataillonen an den Soldaten vorbeigetragen (trooped) wurden, so dass sie sie sahen und später wieder erkannten. Die Königin wird während der Zeremonie mit Royal Salut begrüßt.
2001 habe ich mir in London die Parade selber angesehen

Investitur

Die Königin (oder der Prince of Wales oder gelegentlich ein anderes Mitglied der Royals) hält ca. 20 Investituren pro Jahr ab. Sie verteilen dabei Auszeichnungen für Zivilisten und Soldaten. Jedes Jahr verleihen sie ca. 3 000 Orden und Medaillen. Normalerweise finden die Investituren im Buckingham Palace statt, manchmal in Edinburgh und Cardiff, selten außerhalb von Großbritannien.

Royal Garden Parties

Jedes Jahr sind über 30  000 Menschen zu ihren Gartenpartys eingeladen. Im Sommer werden wenigsten drei im Buckingham Palace, eine im Palast von Holyroodhouse in Edinburgh abgehalten. Gartenparties gibt es schon seit 1860 im Buckingham Palace. Mitglieder  verschiedener Organisationen der britischen Gesellschaft werden dazu eingeladen. Die Partys finden von 16 bis 18 Uhr statt. Die Königin in Begleitung von Prinz Philip und andere Mitglieder der Familie mischen sich unter die Gäste. Jedes Mitglied geht eine andere Route, so dass jeder die Möglichkeit hat, mit der Königin oder einem anderen Royal zu sprechen. Bei einer typischen Gartenparty werden 27 000 Tassen Tee, 20 000 Sandwiches und 20 000 Stücke Kuchen verbraucht. Die Party endet mit der Nationalhymne.

Staatsbesuche

Die Queen ist Gastgeberin, wenn Staatsoberhäupter anderer Staaten offiziell Großbritannien besuchen. Der Besuch bleibt von Dienstag bis Freitag und das Staatsoberhaupt ist entweder in Buckingham Palace, Windsor Castle oder manchmal im Palast von Holyroodhouse in Edinburgh zu Gast. Die Queen gibt zu Ehren der Gastes ein Staatsbankett, der sich mit einem Bankett seinerseits revanchiert.

Besuche im In- und Ausland

Kein Monarch vor Elizabeth hat so viele Besuche im Ausland unternommen wie sie. Jedes Jahr stehen zwei Besuche auf dem Programm. 1997 besuchte sie Kanada im Juni/Juli, im Oktober Indien und Pakistan.

Jedes Jahr machen die Queen und andere Mitglieder der Königlichen Familie über 2 500 Besuche in zahlreiche Gebiete Großbritanniens. Die Royals haben enge Beziehungen mit einer großen Anzahl von wohltätigen Organisationen, die in vielen Bereichen des nationalen Lebens tätig sind. Als Schirmherren von über 3 200 Organisationen besuchen die Royals zahlreiche Wohltätigkeitsorganisationen und Projekte. Das Büro des Privatsekretärs der Queen stimmt  mit den Büros der anderen Royals die Besuche ab, um sicherzustellen, dass sich die Besuche der königlichen Familie möglichst gleichmäßig über das Land verteilen.

Weitere Pflichten

  • Audienzen mit wichtigen Personen Großbritanniens und des Commonwealth
  • Empfänge und Lunchparties für Menschen, die sich verdient gemacht haben
  • Rememberance Day (Volkstrauertag): jeden zweiten Sonntag im November legt die Queen im Beisein von Veteranen am Cenotaph in Whitehall einen Kranz zur Ehren der Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges nieder
  • Weihnachtsbotschaft: am Ersten Weihnachtstag spricht die Königin zum Commonwealth via Radio und Fernehen. Die erste königliche Botschaft wurde von George V. 1932 verlesen. Königin Elizabeth II. sprach zum ersten Mal 1952 im Radio und 1957 im Fernsehen
  • Maundy Money: am Gründonnerstag verteilt die Königin Sondermünzen in einer der Kathedralen oder Abteien an Senioren der Gemeinde, die sich in ihrer Gemeinde verdient gemacht haben. Die Anzahl der Empfänger richtet sich nach dem Alter des Monarchen:2006 erhielten 80 Männer und 80 Frauen in der Guildford Cathedral Geldstücke der Königin

Königliche Verkehrsmittel

Die Wagen der Königin stehen in den Royal Mews. Zu den acht Staatskarossen gehören fünf Rolls-Royces und drei Daimler. Die Rolls-Royes brauchen alle kein Nummernschild zu tragen. Außerdem besitzt sie eine Anzahl von Vauxhall (Opel) Personenkraftwagen. Das älteste Auto des Fuhrparks ist Baujahr 1948. Für die Queen wurde eine eigene Kühlerfigur entworfen. Die Wagen fahren überwiegend bleifrei, viele von ihnen mit umweltfreundlichem Benzin (LPG). Ebenfalls in den Royal Mews werden historische Kutschen aufbewahrt, von denen die meisten noch heute für bestimmte Anlässe genutzt werden. Die älteste von ihnen ist die goldene Staatskutsche aus dem Jahr 1762. Sie wurde für alle Krönungen seit 1821 genutzt, wiegt vier Tonnen und wird von acht Pferden gezogen. Die Kutsche, mit der die Queen zur Parlamentseröffnung fährt, ist die Irische Staatskutsche. Sie wird von vier Pferden gezogen. Zu königlichen Hochzeiten fuhr man bisher in der Glaskutsche aus dem Jahr 1881 vor. Die Royal Mews können besichtigt werden.

Seit 1842 gibt es einen königlichen Zug. Eigentlich kann man aber nicht von einem königlichen Zug sprechen, da es sich um fünf bis acht Abteilwagen der insgesamt 14 Salonwagen handelt. Die Royals nutzen den Zug, wenn das Wetter zu schlecht zum Fliegen ist und sie über Nacht arbeiten müssen oder Konferenzen im Zug abhalten wollen. Die Abteile aus dem Jahr 1977 verfügen über moderne Kommunikationstechnologien. Die Züge werden so eingesetzt, dass sie den normalen Fahrplan nicht durcheinander bringen. Zunehmend benutzen die Royals (bis auf die Queen) auch normale Züge. Die Kosten für den Unterhalt und die Benutzung des Zuges wird über einen Zuschuss vom Parlament finanziert.

Für ihre Flugreisen nutzen die Royals folgende Maschinen: BAe 146, Hawker S125 des No. 32 (The Royal) Squadron sowie den Helikopter Sikorsky S-76. 1997 benutzen sie diese Maschinen über 550 mal jährlich. Die Flugzeuge werden aber überwiegend von hochrangigen Regierungsmitgliedern genutzt. Die Queen und Prinz Philip fliegen übrigens nie zusammen in derselben Maschine. Die Queen Mother nannte königlichen Helikopter “ihre Version der Londoner Busse”. Der erste fliegende Prinz war der spätere Edward VIII. Im Flugzeug übernehmen heute Prince Philip, Prince Charles und Prince Andrew oft selbst das Steuer.

Seit 1997 verfügt die Queen über keine eigene Jacht mehr. Die erste königliche Jacht war die “Mary”, die 1660 Charles II. zur Verfügung gestellt wurde. Zeitweilig besaßen die Royals mehr als ein Schiff. Die letzte königliche Jacht, die Britannia, wurde 1953 vom Stapel gelassen. Ein Teil der Innenausstattung stammte von früheren königlichen Schiffen. In den 44 Jahren ihres Dienstes legte die Britannia über 1 Million Seemeilen auf 968 Fahrten zurück. Heute liegt die Jacht in Edinburgh und kann dort besichtigt werden.