Ihre traditionelle Weihnachtsansprache lief zum ersten Mal nach 64 Jahren nicht in der BBC, sondern in ITN. Außerdem war sie in voller Länge von knapp 10 Minuten in allen Commonwealth Ländern sowie live im Internet zu sehen. Die Ansprache war weniger formell als in früheren Jahren und war mit Filmeinspielungen angereichert.
Hier die deutsche Übersetzung:
“Westminister Abbey ist das Herz des christlichen Britannien und war zurecht Schauplatz von zwei Ereignissen in diesem Jahr. Eines davon fast unerträglich traurig und eines, für Prinz Philip und mich, überglücklich.
Freude und Schmerz sind Teil des Leben von uns allen. Der Dichter William Blake schreibt dazu:
Freude und Schmerz sind fein verwoben,
Ein Kleid für die göttliche Seele,
Unter jedem Schmerz und jeder Verzehrung
Läuft eine Freunde in seidenem Zwirn.
Diese Verwicklung von Freude und Schmerz ist für mich und meine Familie in den letzten Monaten sehr deutlich geworden. Wir alle fühlten den Schock und den Schmerz beim Tode von Diana.
Tausende und Abertausende von Ihnen haben ihren Schmerz sehr eindringlich in den wunderbaren Blumen und Botschaften für sie ausgedrückt. Das war ein großer Trost für alle, die ihr nahestanden. Aber Prinz Philip und ich kennen die Freude über unsere Goldene Hochzeit. Wir waren alle froh, diese Freude in Buckingham Palace mit vielen anderen Paaren zu teilen, die ihren 50. Hochzeitstag dieses Jahr feierten.
Damals, an unserem Hochzeitstag, fand ein ganz anderer Gottesdienst in Westminister Abbey statt. Dieses Mal der seidene Zwirn, ein Dankgottesdienst für die 50 glücklichen Jahre zusammen. Und, nach dem Gottesdienst, eine Gelegenheit, so viele Leute zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten.
Ich werde diesen Tag nie vergessen, genauso wenig wie einen Tag vor fünf Jahren, als Windsor Castle von einem furchtbaren Feuer getroffen wurde. Mehr als 100 Räume wurden schwer beschädigt. So sah St. George’s Hall damals aus [Bilder von den Trümmern werden eingeblendet]. Und so sieht es jetzt aus – wunderbar! [Bilder der Restaurierung werden eingeblendet].
So bot das Unglück von 1992 tatsächlich Gelegenheit für unterschiedlichste Menschen, ihre Handwerkskunst und ihr Können unter Beweis zu stellen, ihre Liebe zur Geschichte und ihren Glauben an die Zukunft. Letzten Monat war die Restaurierung beendet und jeder, der daran beteiligt war, kam zusammen, um zu feiern.
Das Castle wird bald für alle offen sein, eine Mischung des Originals mit späteren Anbauten und Veränderungen, eine lebendige Mischung aus alt und neu.
Und so war es auch im Commonwealth. Prinz Philip und ich waren berührt von der Art, wie uns die Kanadier wieder willkommen hießen. Wir waren erfreut über die Einladung nach Pakistan und Indien zum 50. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit und zur Feier ihrer Errungenschaften seit 1947.
Der Prince of Wales repräsentierte Großbritannien, als die Menschen in Hong Kong ihre Rückkehr zu China auf spektakuläre Art feierten [Bilder vom Feuerwerk].
Viele von ihnen mögen einen Schmerz der Trauer verspürt haben, als wir in Großbritannien uns von ihnen verabschiedeten. Die Bilder sprechen für sich selbst, aber wir sollten stolz über den Erfolg unserer Partnerschaft in Hong Kong sein und wie friedlich das alte Empire zu Grabe getragen wurde. Aus dem alten Empire entstand die Commonwealth Familie der Nationen, die wir heute kennen, und diese ist auch gewachsen und hat sich verändert.
Im Oktober trafen sich 51 Vertreter der Commonwealth Regierungen in Edinburgh, sehr im Geiste eines Familientreffens. Wir alle genießen es, alte Freunde zu treffen und neue kennenzulernen, aber es galt auch, wichtige Geschäfte zu erledigen. Hier, mit dem Premierminister von Grenada, diskutieren wir über das Drogenproblem [Bild der Diskussion].
Die Welt sah, dass das Commonwealth einen größeren Beitrag zu den internationalen Beziehungen und Wohlstand leisten kann. Das Treffen zeigte auch, dass Einheit und Vielfalt Hand in Hand gehen kann.
Die jüngsten Entwicklungen hier in Großbritannien, die es ermöglichten, dass Schottland und Wales ein Mitspracherecht haben, bei der Art wie sie regiert werden, sollten in diesem Licht gesehen werden und als Beweis, dass das Königreich dennoch alle Vorteile des Vereintbleibens genießen kann. Vereint sein – das heißt, ein Gefühl der Zweckgebundenheit, ist der Leim, der die Mitglieder einer Familie, ein Land, ein Commonwealth zusammenhält. Ohne ihn, sind die Teile bloß Fragmente eines Ganzen, mit ihm können wir mehr sein, als die Summe all dieser Fragmente.
Für die meisten von uns ist dies ein glücklicher Familientag. Aber ich bin mir wohl bewusst, dass es viele von ihnen gibt, die allein oder verlassen sind oder leiden. Mein Herz ist bei Ihnen und ich bete, dass wir, die glücklicher daran sind, uns vereinen, um zu helfen, wo immer Hilfe notwendig ist, und nicht einfach vorbeigehen.
Der Heilige Paulus spricht von der ersten Weihnacht als der Güte Gottes, die über der Welt dämmert. Die Welt braucht diese Güte mehr als je – die Güte und Rücksicht auf andere, die Bosheit entwaffnet und es uns ermöglicht, mit anderen mit Respekt und Zuneigung auszukommen.
Weihnachten bestärkt uns darin, daß Gott heute mit uns ist. Aber, wie ich es für mich selbst dieses Jahr erneut entdeckt habe, ist Er gegenwärtig in der Güte unserer Nachbarn und in der Liebe unserer Freunde und Familie.
Gott segne Sie alle und Fröhliche Weihnachten.”