London: Billy Elliot und Harry Potter

Nach der Konferenz fahren Norman und ich mit dem Zug abends nach London zurück. Am nächsten Tag kann ich nach längerer Zeit einmal wieder London erkunden. Mit der Jubilee Line fahre ich zur North Greenwich Underground Station und überquere die Themse mit der neuesten Attraktion der Seilbahn, benannt nach dem Sponsor „Emirates Air Line“. Mit meinem Oyster Ticket fahre ich relativ günstig. Die Fahrt dauert 10 Minuten, da man die ursprünglich 5-minütige Fahrzeit der Touristen wegen verdoppelt hat. Die erwarteten Pendler nutzen die Seilbahn ohnehin kaum.

Von den Royal Docks fahre ich mit der Dockland Light Railways nach Stratford City und werfe einen Blick auf das Olympiastation und die Schwimmhallen. Das angrenzende Shopping Centre ist riesig und obwohl London genügend Einkaufsmöglichkeiten bietet, ist es sehr voll.

Abends schaue ich mir „Billy Elliot“ im Victoria Palace Theatre an. Den Film hatte ich vor Jahren gesehen und ich war gespannt, wie die Umsetzung als Musical sein würde. Seit zehn Jahren läuft das Musical und schon 40 Jungen sind in die Rolle des Billy geschlüpft. Der Star des heutigen Abends ist Brodie Donougher. Wie der 11-jährige tanzt, steppt, singt und schauspielert – und alles gleichzeitig, das ist eine Riesenleistung. Auch die anderen Darsteller bis in die Nebenrollen machen ihren Job mehr als gut. Der Konflikt des Bergarbeitersohns Billy, der Ballett Boxen vorzieht und der erbitterte Streik der Bergarbeiter gegen die Regierung Thatcher geht unter die Haut. Die Eiserne Lady wird in dem Stück nicht geschont: „We all sing together in one breath – Merry Christmas Maggie Thatcher –
We all celebrate today – ‚Cause it’s one day closer to your death.“ Ich frage mich, ob das auch an dem Tag gesungen wurde, als sie tatsächlich starb. Die dreistündige Aufführung Stunden vergeht wie im Flug.

Am nächsten Tag fahre ich noch einmal zur Harry Potter Film Studio Tour. Hier hat man inzwischen Gleis 9 3/4 nachgebaut und man kann sich im Hogwarts Express die Abteile anschauen.

Am Abend steht ein kulturelles Programm an: in einem Londoner Kino wird Tom Stoppards neuesten Stück „The Hard Problem“ live aus dem National Theatre übertragen. Das Stück ist ziemlich schwere Kost. Es geht um den „Cartesianischen Dualismus zwischen Geist und Materie, Denken und biophysikalischem Gesetz“ – bevor die Protagonistin Hilary zum guten Schluss, ihre Tochter, die sie als Teenagerin zur Adoption freigegeben hat, findet und der Zuschauer doch noch erleichtert nach Hause gehen kann.

Am Nachmittag des folgenden Tages fliege ich wieder zurück. Wie um die Verspätung des Hinflugs wettzumachen, landen wir zwanzig Minuten zu früh.

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