Die Zwei in Ägypten

Im November 1992 reiste ich mit meinem Bruder nach Ägypten. Wir fuhren auf einem Nilschiff, der Nile Elite, von Aussuan bis hinter Luxor. Eine Fahrt den ganzen Nil herab bis Kairo war damals wegen der beginnenden Übergriffe auf Touristen leider nicht möglich. Von Luxor fahren wir dann weiter nach Kairo.
Die Reise war eine meiner schönsten Urlaubsfahrten, an die ich mich heute noch gerne erinnere. Das viele Film-Material nutzte ich, um damit zwei zweistündige Videofilme zu schneiden. Den Text zu den Filmen finden Sie hier.

Themen des Ersten Teils

Da ich all das, was ich Euch zeigen möchte, unmöglich in einen Film packen konnte, habe ich das Reisevideo in zwei Teile halbiert. Ihr seht den Ersten Teil, der uns von unserer ersten Station Assuan herauf bis nach Luxor führt.

Ausschnitte/Karte:
Zunächst sehen wir den Philae Tempel, den unvollendeten Obelisken, den Assuan-Staudamm, Lord Kitchener’s Insel, einen der Höhepunkte der Reise: Abu Simbel, Kom Ombo, Edfu- und Esna-Tempel. Dann erreichen wir Luxor, wo wir schon einmal den Karnak- und den Luxor-Tempel besichtigen.

Assuan: Philae Tempel

Mit zweistündiger Verspätung landeten wir wegen eines Computerfehlers im Frankfurter Tower in Assuan. Wenig später schifften wir uns auf unserem Nilkreuzer ein. Das Abendessen offerierte, wie wir später noch hören werden, einen ersten Höhepunkt. Nach Mitternacht ging es ins Bett, denn schon am nächsten Morgen stand die Besichtigung des Philae-Tempels auf unserem Programm.
Die Nilinsel Philae, einst nicht nur wegen ihrer reichen Pflanzen- und Blütenpracht als Perle Ägyptens bezeichnet, ist in den Fluten des Nasser-Sees untergegangen. In einer spektakulären, unter Beteiligung Italiens und der BR Deutschland ("Da sieht man’s ‘mal wieder", bemerkte eine Mitreisende!) zustande gekommenen Rettungsaktion, konnten wenigstens die wichtigsten historischen Denkmäler gerettet und auf der höher gelegenen Nachbarinsel Agilkia wieder aufgestellt werden.
Der Name "Philae" geht auf die altägyptische Bezeichnung Pilak zurück. Die ältesten erhaltenen Tempelbauten stammen aus der Zeit Nektanebos I. (um 370 v. Christus), doch gab es hier, wo die alten Ägypter die Nilquelle vermuteten, sicher schon zu weit früherer Zeit Heiligtümer.
Die Hauptgöttin war Isis, außer ihr wurden Osiris, Nephytis, Hathor, Chnum und Sadet besonders verehrt. Die heute noch vorhandenen Bauten verdanken ihre Entstehung den Ptolemäern und den römischen Kaisern. Scharen von Pilgern strömten nach Philae, um der geheimnisvollen freundlichen Isis zu huldigen. Erst unter Justinian (527 bis 565) wurden die Tempel geschlossen.
Das große Isisheiligtum von Philae ist von Süden nach Norden ausgerichtet. Den Haupteingang zum Tempelbezirk bildet die Halle Nektanebos’ I. im äußersten Süden der Anlage. Heute legen hier die Touristenboote an. Von der Halle des Nektanebos’ betritt man den großen Tempelvorplatz, der nördlich vom ersten Pyllonen des Isistempels, westlich und östlich von Säulengängen umschlossen ist. Der westliche Säulengang, der den Tempelvorplatz nach der Flußseite begrenzt, ist 93 m lang und hat 31 Pflanzensäulen.
Der Erste Pylon, besteht aus zwei Türmen. Der östliche Turm zeigt an der Vorderseite das gewaltige Bild des Pharao Ptolemäus XII., der eine Schar Feinde bei den Haaren packt und mit der Keule zum tödlichen Schlag ausholt, links von ihm Isis, der falkenköpfige Horus von Edfu und Hathor. Darüber zwei Reliefs desselben Königs: rechts überreicht er dem Horus und der Nephythys die Krone von Ober- und Unterägypten, links räuchert er vor Isis und Haropkrates. Entsprechende Darstellung bedecken den westlichen Torturm.
An dem zweiten Pylonen, in dessen Mitteltor rechts oben verwischte alte christliche Bilder zu erkennen sind – der Tempel wurde von den Christen genutzt – schließt sich der eigentliche Isistempel an. Er besteht aus einem offenen Hof, einer Vorhalle, mehreren Vorsälen und dem Allerheiligsten mit einigen Nebengemächern. Seine Wände sind innen und außen mit Reliefs und Inschriften bedeckt, die Ptolemäer sowie römische Kaiser beim Opfern zeigen. Sie entsprechen den Ausschmückungen anderer Tempel dieser Zeit, besonders aber den Tempeln von Dendera und Edfu, die wir später sehen werden. Das Allerheilgste wird durch zwei Fensterchen erleuchtet und enthält noch das von Euergetes I. gestiftete Postament, das einst die heilige Barke mit dem Bild der Göttin trug. Südlich vom Hathortempel erhebt sich über dem Ufer des Nils der sogenannte Trajanskiosk. Er stammt aus der römischen Kaiserzeit, ist jedoch unvollendet geblieben. Auf die Kapitelle der Pflanzensäulen sollten noch Sistrumskapitelle gesetzt werden.

Unvollendeter Obelisk

Südöstlich von Assuan befinden sich die alten Granitsteinbrüche,in denen die Ägypter ihren Bedarf an dem schönen, rötlichen Assuangranit für Bautenund Bildwerke brachen. Im nördlichen Steinbruch liegt ein wohl infolge Materialbruchsunvollendeter Obelisk (41,75 m lang, am dicken Ende 4,20 m breit), der nach seinerVollendung ein Gewicht von ca. 1 168 t besessen hätte und damit der größte jegeschaffene Obelisk geworden wäre. Um ihn herum verläuft ein 0,75 m breiter Graben, derihn von dem umliegenden Fels trennt. Es sind noch die Spuren der alten Steinmetze zuerkennen. Man trieb rings um den zu lösenden Block Löcher in den Fels, führte Keile ausSeykomorenholz in die Löcher – jetzt im Bild – und sprengte durch Befeuchten des Holzesmit Wasser den Block ab. Vom nördlichen Steinbruch führte ein noch heute benutzter großerDammweg, auf dem einst die gewaltigen Blöcke an den Nil gebracht wurden, nach Assuan. Vonder Höhe oberhalb des Obelisken hat man einen weiten Blick.

7. Geschichte Ägyptens, Teil 1: Vom Beginn bis zur Islamischen Eroberung

Ich muß wieder lästig werden und Euch wieder mit Geschichte kommen. Doch ohne den geschichtlichen Hintergrund versteht man die Tempel und alles was
noch kommt nicht und wird von der Maße und Höhe der Bauten schlichtweg erschlagen. Die Geschichte des Alten Ägypten läßt sich grob in drei Epochen aufteilen:

  1. Altes Reich: ca. 2640 bis ca. 2160 v.Chr. (= 3. bis 6. Dynastie)
  2. Mittleres Reich: ca. 2040 bis ca. 1650 v. Chr. (= 11. bis 14 Dynastie)
  3. Neues Reich: ca. 1551 bis 712 v. Chr. (= 18. – 24. Dynastie)

Die alten Ägypter besaßen keine feste Zeitrechnung. Sie bestimmten die Ereignisse meist nach den Jahren der jeweiligen Könige. Die Priester führten große Herrscherlisten (z. B. in Abydos, die im Film noch zu sehen sein wird), von denen mehrere z. T. bruchstückhaft erhalten sind. Auf derartigen Verzeichnissen beruhen insbesondere die Aufzeichnungen des altägyptischen Historikers Manetho, der um 300 v. Chr. lebte und im Auftrag von Ptolemäus’ II. die drei Geschichtsbücher “Ägyptische Denkwürdigkeiten” verfaßte. Leider sind diese Schriften verlorengegangen, sie sind uns aber in den Werken von Flavius Josephus, Julius Africanus und Eusebius erhalten, die sie noch sechs Jahrhunderte nach Manethos Tod zur Grundlage ihrer eigenen Geschichtsschreibung machten. Manetho verteilte die ägyptischen Herrscher von dem ältesten König Menes bis zu Alexander dem Großen auf 30 Dynastien. Diese Einteilung ist auch heute noch allgemein wissenschaftlich anerkannt.

Die Vorzeit Ägyptens liegt noch weit im Dunkeln. Als sicher gilt, daß das Land ursprünglich noch kein einheitliches Gebilde, sondern in zahlreiche Stammesgebiete und Gaue mit recht unterschiedlicher kultureller Entwicklung zerfiel.

Das Niltal bot wie kaum ein anderer Platz auf der Erde ideale Voraussetzungen für das Entstehen sozialer Gemeinschaften: es ist durch die
beiderseitigen Wüsten hervorragend geschützt, der Nil sorgte mit seinen regelmäßigen Überschwemmungen für eine unerschöpfliche Fruchtbarkeit des Bodens, zusätzlich liegt er als idealer Transportweg vor der Tür. Die Überschwemmungen forderten auf der anderen Seite zur Zusammenarbeit der Anwohner heraus. Je besser man sich organisierte, um so günstigere Ergebnisse ließen sich in der Feldbestellung und Ernte erzielen.

Frühzeit (um 3000 bis 2640 vor Christus)

Schon um die Mitte des vierten vorchristlichen Jahrtausends zeichnet sich eine stürmische Entwicklung von Handwerk, Architektur und später auch Schrifttum ab, teilweise unter mesopotamischem Einfluß. Innerhalb weniger Jahrhunderte entwickeln sich aus steinzeitlichen Stammesstrukturen zwei hochentwickelte Monarchien. Unterägypten umfaßt das gesamte Deltagebiet, die rote Krone ist
das Herrschaftszeichen.
Oberägypten erstreckt sich auf das Niltal von Memphis bis zum ersten Nilkatarakt bei Assuan. Herrschaftszeichen ist die weiße Krone. Jeder dieser Staaten zerfällt in mehrere Provinzen, die aus ursprünglich selbständigen Fürstentümern hervorgegangen sein dürften. Die Zweiteilung des Landes bleibt grundsätzlich bis in die Neuzeit erhalten. So bildete die Vereinigung der Wappenpflanzen
von Ober- und Unterägypten, Lotus und Papyrus, das Wappen des Gesamtreiches, der König nannte sich “König von Ober- und Unterägypten”, er trug die Doppelkrone, die aus der weißen Krone von Oberägypten und der roten Krone von Unterägypten zusammengesetzt ist.
Die Vereinigung Ober- und Unterägyptens wird König Menes im allgemeinen zugeschrieben. Mit Sicherheit ging sie von Oberägypten aus. Die Herrscher der beiden ersten Dynastien residieren im oberägyptischen Thinis (bei Abydos) und tragen nach dem Ortsnamen die Bezeichnung Thiniten. Der Kalender wird entwickelt: das Jahr hat 365 Tage und beginnt im Juli mit der einsetzenden Nilschwelle.

Altes Reich (2670 bis 2195 vor Christus)

König Djoser (Zoser) der dritten Dynastie begründet das Alte Reich. Er verlegt die Hauptstadt nach Memphis. Hier wird sein Grabmal erbaut (Stufenmastaba von Sakkara). Mit dem Grabmal in Form einer Stufenpyramide ist ein neuer Weg beschritten, den die Herrscher der IV. Dynastie (um 2580 bis 2470 vor Christus) weitergehen. Die Königsgräber nehmen immer größere Dimensionen an, wobei die Umrisse
zunehmend der geraden Linie angenähert werden, so daß eine echte Pyramide ohne Abstufung der Seitenflächen und mit quadratischem Grundriß entsteht. Der letzte König der III. Dynastie Huni ließt den stufenförmigen Kern seiner Pyramide bei Meidum mit poliertem Kalkstein verkleiden. Cheops (2556 bis 2533) ließ seine Pyramide, die größte die je errichtet wurde, bei Giseh erbauen. Seine Nachfolger Chephren und Menkaure (Mykerinos) bauen ihre daneben. Es folgt um 2470 bis 2325 vor Christus die V. Dynastie, ein dem Sonnenkult besonders eng verbundenes Herrscherhaus. Doch die Gaufürsten gewinnen wieder an Macht und UN-Abhängigkeit gegenüber dem Königtum.

Erste Zwischenzeit (um 2134 bis um 2040 vor Christus = 7. bis 10. Dynastie)

Während der ersten sogenannten Zwischenzeit halten politische Wirren Ägypten in Atem.

<32>Mittleres Reich (um 2040 bis 1650 vor Christus = 11. bis 14. Dynastie)

Mentuhotep, ein Gaufürst aus Theben, stabilisiert gegen Ende der Ersten Zwischenzeit das Land und errichtet das Mittlere Reich. Wieder herrscht eine straffe Zentralgewalt. Interessante Bilder aus dieser Epoche finden sich in den Gräbern von Beni Hassan. Als wichtige Erweiterung des Fruchtlandes fällt die Urbarmachung des Fayum in die Z eit des Mittleren Reiches. Hauptstadt ist Theben (Luxor). Nubien wird erobert. Doch wieder werden die Gaufürste zu mächtig – und die Ägypter verschlafen die Erfindung des Rades: 1650 vor Christus unterwerfen Kampfwagen fahrender Fremde, die
Hyksos, das Land, angezogen von dem unvorstellbaren Reichtum Ägyptens.

Hyksoszeit (um 1650 bis 1551 vor Christus = 15. und 16. Dynastie)

Die von den Ägyptern hart und demütigend empfundene Fremdherrschaft wird als zweite Zwischenzeit bezeichnet. Die Hyksos (was soviel heißt wie “Herrscher der Fremdländer”) meißeln ihre Siegeszeichen – Pferd und Wagen -, die noch heute zu sehen sind, in die Tempel und Grabmäler ein. Die Befreiung Ägyptens geht von Theben aus. Sekenen-re und seine beiden Söhne Kamose und Ahmose vertreiben die
Hyksos aus Ägypten.

Neues Reich (um 1551 bis 712 vor Christus = 18. bis 24. Dynastie)

Das Neue Reich mit der Hauptstadt Theben bringt die Epoche der ägyptischen Großmacht. Die Vorrechte der Gaufürsten werden abgeschafft. Nubien wird unter Amenophis I. (1527 bis 1506 vor Christus) unterworfen. Statt wie bisher freundschaftliche Beziehungen zu anderen Herrschern zu unterhalten, erhebt Ägypten Anspruch auf die Gebiete, die die Hyksos beherrscht haben. Das zieht notwendigerweise die Militarisierung des Staatswesens im Inneren nach sich. Theben ist Haupt- und Weltstadt zugleich. Der Tempel von Karnak entsteht in all seinem Glanz. Thebens Gott Amon steigt als Amon-Re zum Allgott auf. Thutmosis I. (1506 bis 1494 vor Christus) besetzt Nubien bis zum vierten Katarakt, dringt durch Palästina und Syrien zum Euphrat vor. Auf Thutmosis den I. folgt der Sohn einer Nebenfrau, Thutmosis II., der mit der legitimen Tochter Thutmosis’ I., Hatschepsut verheiratet wird. Sie übernimmt nach dem Tode ihres Stiefbruders/Gemahls die Regentschaft für ihren Stiefsohn Thutmosis III., zieht aber selbst die uneingeschränkte Regierungsgewalt an sich. Die militärische Syrienpolitik wird aufgegeben und durch regen Handelsverkehr ersetzt. Denkwürdig ist ihre große Flottenexpedition von 1482 in das Weihrauchland Punt, die sie neben der Geschichte ihrer göttlichen Geburt an den Wänden ihres Terrassentempels darstellen läßt. Die Innenpolitik liegt in den Händen mächtiger Berater, an der Spitze Kanzler Senmut.

Die Kunst des Neuen Reichs erlangt einen eigenen Stil, nachdem sie bisher auf die künstlerischen Vorbilder des Mittleren Reichs zurückgegriffen hat. Ob die Königin Hatschepsut, aus deren 20-jähriger Regierungszeit nur von Werken des Friedens berichtet wird, eines natürlichen Todes starb oder von Anhängern Thutmosis’ III. beseitigt wurde, ist ungewiß. Der neue König sucht, jede Erinnerung an die verhaßte Stiefmutter zu beseitigen. Zugleich sieht er sich einer Koalition syrischer Fürsten entgegen, die er alle schlägt. “War ein sehr guter König, hat viele Kriege geführt, und alle Feinde besiegt”, so charakterisierte unser Ägyptenführer Sameh ihn.

Thutmosis IV. beendet die expansive Außenpolitik Ägyptens für rund 80 Jahre. Amenophis III. (griechisch Memnon) (1404 bis 1364 vor Christus) ist ein friedliebender, auf äußere Prachtentfaltung bedachter Herrscher. Doch schon in seiner Regierungszeit treten Spannungen zwischen den Gesellschaftsschichten auf: die traditionelle Oberschicht aus Gaugrafen, Beamten und Priestern treten in Opposition. Die ererbten Formen der Gottesauffassung und des Rituals erstarren. Aus diesen tiefgreifenden sozialen und geistigen Gegensätzen zieht Amenophis IV. (1364 bis 1347 vor Christus) die Konsequenz. Er erklärt Aton, die Sonnenscheibe, für den einzigen Gott, verbietet den Kult aller anderen Götter, namentlich den des Amon von Theben, dessen Priesterschaft aufgelöst und dessen Tempelgüter eingezogen werden, verlegt die Residenz in die neugegründete Stadt Achet-aten, das heutige Tell el-Amarna und nennt sich selbst in Echnaton (“es ist dem Aton wohlgefällig”) um.

Auch in der Kunst sollte mit der Tradition gebrochen werden. Sie strebt nach Naturtreue statt nach Idealismus, wovon die Porträtköpfe seiner berühmten Gemahlin Nofrotete zeugen. Doch die Reformen stoßen auf Widerstand und das Werk des “Ketzerkönigs” Echnaton wird unter seinem Schwiegersohn Tutenchnamun, der ursprünglich Tutenchaton hieß, zunichte gemacht. Tutenchamun (“ein ganz schwacher König, mußte alles tun, was die Priester sagten, sonst…” – Zitat Sameh) stellte die alte Religion wieder her und verlegt die Hauptstadt wieder nach Theben. Doch mehrere Kolonien waren inzwischen abgefallen. Haremheb, unter Echnaton und seinen Nachfolgern oberster Herrführer stellt die Ruhe im Land wieder her. Er führt Feldzüge gegen Nubien und nach Syrien. Der zweite König der 19. Dynastie, der Ramesiten (1304bis 1290 vor Christus), Sethos I. kämpft gegen die mächtigen Hethiter. Die Beendigung dieses Krieges fällt in die Zeit seines Sohnes Ramses’ II. Bei Kadesch gerät der Pharao in einen Hinterhalt der Hethiter, aus dem er sich und seine Truppen nur durch persönliche Tapferkeit und den Mut der Verzweiflung zu retten vermag. Diese Heldentat wird in vielen Tempeln Ramses’ II. (z. B. Abu Simbel) auf den Reliefs festgehalten. 1270 wird Frieden geschlossen. In der 67-jährigen Regierungszeit Ramses’ II. erreicht Ägypten sein letzte Blüte. Die Pharaone der 20. Dynastie können Ägypten noch auf der Höhe seiner Macht halten, doch nach 1100 vor Christus versuchen die späteren Herrscher vergeblich, die vergangene Größe wiederherzustellen.

Die Spätzeit ist vor allem auch durch die Herrschaft von Pharaonen fremder Herkunft gekennzeichnet, so von Libyern, Äthiopiern, Assyrern und schließlich Persern. Das Land ist überwiegend wieder in zwei Reiche geteilt. Um 449 bereist der griechische Historiker Herodot Ägypten. Seine Reisebeschreibungen sind heute wichtige Quellen.

Griechische Herrschaft – Ptolemäerzeit (332 – 30 vor Christus)

Ägypten wird von Alexander dem Großen 332 fast kampflos erobert. In Memphis krönen ihn die Priester mit der Krone der Pharaonen. Alexander gründet die Stadt Alexandria. Nach Alexanders Tod zerfällt das makedonische Weltreich. Ptolemäus I., der Stadthalter Ägyptens verleiht sich 305 vor Christus, den Titel eines Pharaos. Die Residenz befindet sich in Alexandria. Das Reich ist straff organisiert. Alexandria mit seiner weltberühmten Bibliothek wird zum glänzenden Mittelpunkt der hellenistischen Welt. Die alten Sitten und Religion werden von den Griechen geachtet. Sie verhelfen
Ägypten zu einer nochmaligen Blütezeit. In Oberägypten können wir noch heute Bauwerke dieser Epoche bewundern: z. B. Philae, Kom Ombo, Edfu, Dendera. Doch durch zunehmende innere Zerrissenheit und Machtkämpfe verfällt Ägypten in politische Ohnmacht und in Abhängigkeit von Rom. Kleopatra VII. und Ptolemäus XIII. Philadelphos regieren 51 bis 47 vor Christus unter Vormundschaft des römischen Senats. 48 vor Christus vertreibt Ptolemäus seine Schwester. Doch diese kann die Gunst Julius Caesars für sich gewinnen. Sie folgt dem Imperator nach Rom und schenkt ihm einen Sohn, Caesarion genannt. Kurz nach der Ermordung Caesars landet Mark Antonius in Ägypten und verfällt auch dem Charme Kleopatras. Im Jahre 36 heiraten beide; nach der vernichtenden Niederlage bei Actium gegen
Octavian, gelingt es ihr nicht, auch diesen in ihren Bann zu ziehen. Octavian bleibt cool und Kleopatra läßt sich der Überlieferung nach in einem mit Feigen getarntem Körbchen eine giftige Schlange bringen, um an deren Biß zu sterben. Ägypten ist damit römische Provinz geworden, die dem Kaiser allein unterstellt ist und durch den von ihm geschickten Statthalter verwaltet wird.

Römische Herrschaft (30 vor Christus bis 395 nach Christus)

Wie die Ptolemäer treten auch die römischen Kaiser der ägyptischen Bevölkerung gegenüber als Nachfahren der Pharaonen auf. Die Römer betrachten das Land vor allem aber als Kornkammer. Das Christentum findet schon früh Eingang und Verbreitung in Ägypten. Wegen der Christenverfolgungen retten sich viele Gläubige in die Wüste (“da mußte man ‘mal schnell umziehen”, Zitat Sameh).
Dort entstehen die ersten Klöster in der Geschichte des Christentums. Mit der Teilung des Römischen Reichs fällt Ägypten an Byzanz. Im 5. Jahrhundert trennt sich die ägyptische Kirche, die Kopten, von Rom. Auf dem vierten Konzil zu Chalcedon wird die monophysitische Lehre der Kopten verdammt. Danach habe es in Jesus nur eine Natur – nämlich das fleischgewordene Gotteswort – gegeben und nicht eine göttliche und eine menschliche (“Wahrer Gott und wahrer Mensch”). Nach dem Bruch begann eine Unterdrückung der koptischen Christen durch ihre byzantischen Glaubensbrüder. Die Ausbeutung der Provinz wurde so schlimm, daß die Kopten die muslimische Eroberung 639 nach Christus zunächst als Befreiung empfanden.

Der Assuan-Staudamm

Nun zu einem anderen Thema: dem Assuan-Staudamm. Nach dem ZweitenWeltkrieg, als die wirtschaftlichen und sozialen Probleme Ägyptens immer drückenderwurden, wurden Überlegungen zur Verbesserung der Nilregulierung angestellt. Der Staudammwar ein Lieblingskind des ägyptischen Präsidenten Nassar. Zu dem Projekt legten diebeiden deutschen Unternehmen Hochtief in Essen und Union-Brückenbau in Dortmund 1955erste Pläne vor. Zur Realisierung des Projekts sagten Großbritannien, die USA und dieWeltbank finanzielle Hilfen zu. 1956 zogen die Westmächte wegen NassarsNeutralitätspolitik ihre Zusagen zurück. Nassar verstaatlichte daraufhin den Suezkanal,um damit die nötigen Mittel aufzutreiben und die Sowjetunion sprang ein und gewährteKredite und schickte 2 000 Ingenieure und technische Hilfskräfte. 1960 begannen die Bauarbeiten und 1971 wurde der Hochdammeingeweiht. 35 000 Arbeiter und Ingenieure waren am Bau beteiligt, 451 Menschen verlorenbei den Arbeiten ihr Leben. 60 000 Nubier mußten aus dem ihnen angestammten Landumgesiedelt werden, und nicht nur das: die steigenden Fluten erforderten eines derungewöhnlichsten Rettungsprogramme der Denkmalpflege: zahlreiche Tempel, Grabanlagen,Kirchen, Klöster u.a. aus der Antike und dem Mittelalter mußten an neue Standorteversetzt werden. Der Assuan Staudamm ist eine gewaltige Aufschüttung von 42,7Millionen m3 (17 mal das Volumen der Cheopspyramide)Schotter, Geröll und Sand, mit Lehmdichtungskern und Betonmantel in einer Gesamtlängevon 3 600 m. Durch den Hochdamm, den Sadd el-Ali, wird der Nil, der hier ursprünglichetwa 500 m breit war, aufgestaut. Die Stärke des Dammes beträgt 980 m an der Sohle undverjüngt sich wie eine Pyramide auf 40 m an der Krone. Die Dammhöhe beträgt 111 m. DerStaudamm staut den 5 200 km² großen Nassar See auf 510 m Länge. Er ist damit derzweitgrößte künstliche See der Erde. Durch den Bau des Staudamms erweiterte sich die Anbaufläche um 20bis 30 %. Neben der Elektrizitätsgewinnung ist ein gewaltiger Vorteil das Ausbleiben derjährlichen Überschwemmungskatastrophen, die noch Nassars Jugend geprägt hatten und ihn- neben dem Wunsch sich ein Denkmal zu setzen – zum Bau veranlaßt haben. Doch die Nachteile des Staudamm sich nach Meinung vieler Experten noch gewaltiger

  • Die Vesalzung der Böden
  • Rückgang der Bodenfruchtbarkeit
  • Der Einfluß auf das oberägyptische Klima durch die starke Verdunstung des Stauseewassers
  • Das Zerfressen der Fundamente von Altertümern durch Erosion und Salz
  • Geomedizinische Folgen: Zunahme der Bilharziose, der Moskitos u.a. Krankheitskeime, weil das Strombett des Nils nicht mehr saubergespült wird. So litt vor dem Staudammbau jeder 20. Ägypter an der Bilharziose, heute ist es jeder dritte.
  • Die Verschlechterung der Wasserqualität entlang dem Nil
  • Das Ausbleiben des jährlichen, kalihaltigen Nilschlamms (jährlich 50 Millionen t) und der dadurch bedingte höhere Düngemittelbedarf (2 Millionen Tonnen jährlich)
  • Das Eindringen des Mittelmeeres in das Nildelta (jährlich 60 bis 100 Meter)
  • Die geringe Energieerzeugung gegenüber erhöhtem Energiebedarf
  • Rückgang der Fischfänge
  • Bedrohung des Staudamms selbst durch Haarisse und durch Bombardierung (Ghadaffi, Hussain): sollte der Damm brechen, so würde die Flutwelle in 6 bis 12 Stunden Kairo erreichen.

Experten hatten Nassar vor dem Bau des Stausees gewarnt. Stattdessen schlugen sie vor, den alten aus der Kolonialzeit stammenden Staudamm zu erhöhen. Dieser, 7 km unterhalb des neuen Staudamms gelegen, war von dem britischen Ingenieur Sir William Willcocks geplant und 1898 bis 1912 errichtet worden. 1929 bis 1934 wurde er noch einmal erweitert. Die Dammlänge betrug dann 2140 m, bei einer Gesamthöhe von 51 m. Dieser Staudamm ließ den fruchtbaren Nilschlamm übrigens passieren, was auch mit den deutschen Modell für den neuen Staudamm möglich gewesen wäre. Doch Nassar entschied sich für die russische Billiglösung statt für deutsche Wertarbeit.
Doch jetzt zu beschaulicheren Dingen.

Lord Kitchener’s Insel

Lord Kitchener, britischer Oberkommissar in Ägypten bekam die nach ihm benannte Insel zum Geschenk. heute ist sie Staatsbesitz und gilt mit ihrer großen Pflanzen- und Blütenpracht als eine der Hauptanziehungspunkte von Assuan. Zahlreiche Pflanzenarten, die sonst nicht in Ägypten zu finden sind, wachsen hier. Die Insel ist sehr gepflegt. Auch Tiere leben hier: z. B. die streunenden Hunde. Wir steigen wieder in die Boote und fahren zum Mausoleum des Agha Khan.

Mausoleum des Agha Khan

Agha Khan III., das geistliche Oberhaupt der islamisch-schiitischen Sekte der Ismaeliten, lebte viele Jahre wegen seines Rheumas in Assuan, während seine Anhänger überwiegend in Indien und Ostafrika leben. Die überwiegende Mehrheit der Ägypter sind dagegen sunnitische Moslems. In seinem Mausoleum, hoch über der Stadt hat Agha Khan seine letzte Ruhestätte gefunden. Hat man den Hügel auf dem steilen Treppenweg erklommen, hat man eine herrliche Aussicht auf Assuan. Das Innere des Mausoleums ist weniger spannend, es darf auch nicht gefilmt werden. Der weiße mit Koransprüchen reliefierte Marmorsakrophag wird auf Anweisung von Agha Khans Frau Begum täglich mit einer frischen roten Rose geschmückt. Die aus Frankreich stammende Frau des Khans, ehemalige Schönheitskönigin, wird nach ihrem Tod auch in dem Marmorsakrophag Platz finden, lediglich das Sterbedatum muß noch eingetragen werden.

Agatha Christie und Ägypten

  • Die Reisen Agatha Christies nach Ägypten und der Einfluß auf ihr Werk
  • Der Film "Tod auf dem Nil" (Death on the Nile)

1910 wurde Agatha Christie, damals noch Agatha Miller “in dieGesellschaft eingeführt”. Ihrer Mutter, der es nicht gut ging, war von einem ArztSonne und ein warmes Klima empfohlen worden. Sie entschied sich, in Ägypten den Winter zuverbringen. Diese Wahl war keineswegs exzentrisch. Den viktorianischen Menschen waren dieLänder des Nahen und Fernen Ostens weniger exotisch. Ein großer Teil, auch Ägypten,stand unter britischer Verwaltung. Es gab regelmäßigen Schiffsverkehr, Kairo verfügteüber achtbare Hotels und war damals eine der schönsten Städte der Welt. Da Mrs. Milleres sich nicht leisten konnte, ihrer Tochter Agatha eine Saison mit Bällen undNachmittagsgesellschaften in London zu ermöglichen, war Kairo der perfekte Ersatz. Ihr Haus in Torquay wurde für die Zeit sehr gut vermietet und so segelten Mutter und Tochterauf der SS Heliopolis nach Kairo und quartierten sich für drei Monate im Gesirah PalaceHotel ein.Die 17-jährige Agatha amüsierte sich gut, besuchte etwa 50 Bälleund legte einen Teil ihrer Schüchternheit ab. Die Wunder Ägyptens sah sie aber nochnicht. Sie schreibt in ihren Erinnerungen “Mutter versuchte, etwas für meine Bildungzu tun, indem sie gelegentlich mit mir ins Museum ging; auch schlug sie mir vor, den Nilhinaufzufahren, um die Herrlichkeiten Luxors zu sehen.Leidenschaftlich, mit Tränen in den Augen, erhob ich Einspruch: ‘Ach nein, doch nicht jetzt. Am Montag ist dieser Kostümball undich habe versprochen, Dienstag an dem Picknickausflug nach Sakkara teilzunehmen…’ und so weiter und so fort. Die Wunder der Antike waren so ziemlich das letzte, was mich zu sehengelüstete und ich bin sehr froh, daß Mutter mich nicht mitnahm. Wie berauschend wirktenLuxor, Karnak, die Schönheiten Ägyptens zwanzig Jahre später auf mich ein! Nie würdeich sie so genossen haben, hätte ich sie als junges Ding mit verständnislosen Augengesehen.”Ägypten war damals auch noch nicht in dem Maße Gegenstand allgemeiner Faszination wie in den frühen zwanziger Jahren, als Howard Cartersarchäologische Forschungen mit der Öffnung von Tutenchamuns Grab ihre Krönung erlebten.Aber im Kairoer Museum waren einige Funde früher Forscher ausgestellt.1933 war es dann soweit. Mit ihrer Tochter Rosalind und ihremzweiten Mann, dem Archäologen Max Mallowan befuhr Agatha Christie den Nil. Ihre Reiseeindrücke verarbeitete sie zunächst in der Parker-Pyne-Kurzgeschichte “Deathon the Nile”, später in einem Detektivroman mit Hercule Poirot, der denselben Titelträgt, sich aber inhaltlich von der Kurzgeschichte unterscheidet. Bei der Abfassung desRomans griff sie auf die Architektur ihres Nilschiffes der S.S. Karnak zurück. Dies bekamauch der Regisseur des 1978 gedrehten Filmes zu spüren, der große Schwierigkeiten hatte,ein entsprechendes Dampfschiff zu finden. Eine weitere Kurzgeschichte spielt in Ägypten:”The adventure of the Egyptian tomb” (Das Abenteuer des Ägyptischen Grabes, 1924). Offenbar angeregt vom angeblichen Fluch, der Howard Carter und seine Mitarbeiterwegen der Öffnung des Grabs Tutenchamuns getroffen haben soll, entstand diese Geschichte, die kürzlich in der Poirot-Reihe mit David Suchet zu sehen war. Sir John Willard, einArchäologe und Mr. Bleibner, sein Sponsor, sterben einen Monat nach der Öffnung desGrabes von Men-her-Ra an Herzversagen bzw. Blutvergiftung. Kurz darauf erschießt sichBleibners Neffe scheinbar grundlos. Lady Willard, beauftragt Hercule Poirot, diemysteriösen Todesfälle zu untersuchen. Dieser reist ins Tal der Könige… Agatha Christie war von Ägypten, seiner Geschichte, und derReligion des Alten Ägypten, des Animalischen in den Gottheiten tief beeindruckt. DieVerschmelzung des Menschlichen und des Animalischen in den Gottheiten, die Beziehung zumTod und die Beachtung der Bestattungsrituale bewegten sie.Sie verfaßte den Dreiakter “Akknaton”. Echnaton ist beiihr eine sympathische Gestalt, dessen Sturz aber unausweichlich ist. Das Stück wurdeallerdings nie aufgeführt. Der Archäologe Stephen Glanville schlug ihr Jahre spätervor, einen Krimi zu schreiben, der im Alten Ägypten spielt. Nach anfänglichem Zögern,machte sich die Queen of Crime ans Werk. Für seinen Vorschlag wurde Glanville durchständige Anrufe der Christie im Laufe des Schreibens belohnt. “Was haben die Menschen damals gegessen? Nahmen Männer und Frauen ihre Mahlzeiten gemeinsam ein? Wiehaben die Schlafräume ausgesehen?” und und und. Schließlich erschien 1945 “Rächende Geister”. Es gibt Überlegungen, auch diesen Roman zu verfilmen. Zurück zum Roman “Tod auf dem Nil”. Er wurde 1978 mitvielen Filmstars von John Guillermin in Szene gesetzt. Den Poirot spielte Sir Peter Ustinov, der sich noch an die 6-wöchigen Dreharbeiten gerne erinnert. Desöfteren wurdeer mit dem Ex-König Faruk verwechselt und von den Ägyptern begeistert begrüßt. Fernerspielten mit: Jane Birkin, Bette Davis, Mia Farrow, George Kennedy, David Niven, Olivia Hussey und Angela Landsbury, letztere heute bekannt aus “Mord ist ihr Hobby”. Ustinov und Niven spielten zum ersten Mal mit der als schwieriggeltenden Bette Davis. Es hieß, Bette Davis könnte es nicht leiden, wenn man seinen Textnicht beherrschte. Also versuchten die beiden die ganze Nacht, ihren Text zu lernen. Aberam nächsten Morgen saß der Text immer noch nicht. Doch auch die Davis war nicht textsicher und besonders muffelig. Schließlich folgte die Erklärung “Weil ich wußte, daß ich mit zwei Profis auftrete, habe ich die ganze Nacht das Buch gelesen. Dochder verdammte Text will immer noch nicht in meinen Kopf”.Jetzt aber zum Inhalt: die junge, reiche Erbin Linnet Ridgeway (Lois Chiles) spannt ihrer besten Freundin Jaqueline de Bellefort (Mia Farrow) den Verlobten(Simon MacCordkindale) aus. Das neue Paar begibt sich auf Hochzeitsreise nach Ägypten. Jackie reist den beiden nach. Sie will ihnen die Reise verderben. Das Hochzeitspaar machtwie wir eine Nilkreuzfahrt. Während im Roman die Fahrt erst in Assuan beginnt und weiterin den Sudan führt, fahren im Film Linnet, Simon und Co. den Nil von Kairo herunter. Wirorientieren uns jetzt aber am Film: glaubten die Frischvermählten noch nunmehr Jackieendlich abgehängt zu haben, treffen sie sie in Abu Simbel unverhofft wieder. Es kommt wiees kommen muß: abends macht Jackie eine Szene, bedroht ihren Ex-Verlobten mit einerPistole, ein Schuß löst sich, und Simon liegt da mit einem verwundeten Bein. Doch amnächsten Morgen macht das Mädchen von Linnet eine noch viel schlimmere Entdeckung: ihreHerrin ist ermordet worden. Und Jackie kann es nicht gewesen sein, sie wurde nach demSchußwechsel mit Beruhigungsmittel zu Bett gebracht, wo sie die ganze Nacht bewachtwurde. Für den englischen Anwalt Race, der mit den Ermittlungen betraut wird, wäre guterRat nun teuer, wäre – natürlich nur rein zufällig – nicht Meisterdetetektiv Hercule Poirot an Bord. Wir werden ihn bei seinen Untersuchungen beobachten.

Abu Simbel

Willkommen zurück. Der zweite Tag unseres Ägypten-Aufenthaltes hatte es in sich: Aufstehen um 4.00 Uhr morgens, 4.30 Uhr Frühstück. Etwa 280 km südlich von Assuan und rund 40 km nördlich der ägyptisch-sudanesischen Grenze bei Wadi Halfa liegen unweit des heute in den Fluten des Nasser-Stausees versunkenen 2. Nilkatarakts die Felsentempel von Abu Simpel. Beide Tempel entstanden während der Regierungszeit Ramses’ II (1290 bis 1224 vor Christus). Der große Tempel war dem Amun-Re von Theben und der Re-Harachte von Heliopolis, den Hauptgöttern von Ober- und Unterägypten geweiht. Daneben hatten hier auch Pate vom Memphis und der vergöttlichte Pharao selbst ihre Kultstätten. Der kleinere nördliche Tempel galt der Göttin Hathor sowie der ebenfalls vergöttlichten Lieblingsgemahlin des großen Ramses, der Königin Nefertari. Mit der Schaffung seines eigenen Heiligtums vollzog Ramses II. erstmals den entscheidenden und letzten Schritt zur vollkommenen Gottgleichheit des Königs. Zugleich setzte er mit den überaus kühnen Tempelbauten ein Zeichen seines göttlichen-pharaonischen Machtanspruchs über das blühende Nubien. Gegen 5.00 Uhr ging es mit dem Bus nach Abu Simbel. Auf der Fahrt durch die Wüste erlebten wir den Sonnenaufgang. Gegen halb neun erreichten wir Abu Simbel. Im Laufe der Jahrtausende versanken beide Tempel im Wüstensand und blieben bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts vergessen. Im Jahr 1817 begann der Italiener Giambattista Belzoni mit der systematischen Freilegung der Heiligtümer, die schon bald zu den Hauptsehenswürdigkeiten Ägyptens zählen. Am 9. Januar 1960 wurde der Bau des Hochdamms bei Assuan begonnen. Die steigenden Wassermassen des von ihm gestauten Nasser-Sees, drohten dieses einzigartigen Denkmal für immer zu überfluten. In einem Programm der Unesco wurde der Tempel in über 10 000 Blöcke zersägt und unweit oberhalb des ursprünglichen Standortes neu aufgebaut. Die wiederaufgestellten Tempel überbaute man mit mächtigen Stahlbetonkuppeln von 50 m bzw. 24 m Spannweite und 19 m bzw. 7 m Höhe. Im Sommer 1968 waren alle Arbeiten abgeschlossen. Der Große Tempel ist 68 m tief in den Fels gehauen. Vor der mächtigen, 33 m hohen Tempelfassade erheben sich vier aus dem Felsen gehauene, auf schlichtem Thron sitzende Kolossalstatuen von 20 m Höhe. Sie beherrrschen mit ihrer Ruhe und Harmonie das Gesamtbild des Tempels. Sie stellen das vergöttlichte Abbild Ramses’ II. dar: die südlichen Statuen als Heka-taui und Re-en-hekau, die nördlichen als Meri-Amun und Meri-Atum. Die zweite Statue hat bereits im Altertum ihr Oberteil verloren. Rechts und links jeder Figur wie auch zwischen ihren Beinen sind in kleinerem Maßstab, jedoch noch immer überlebensgroß, Mitglieder der königlichen Familie dargestellt. Die Fassade des Großen Tempels tritt optisch an die Stelle des Pylonen freistehender Tempelanlagen. Sie wird oben von einem Fries mit 22 betenden Pavianen abgeschlossen. Durch das Portal betritt man die große Pfeilerhalle, die hier den Säulenhof freistehender Tempel ersetzt. Die Wandreliefs zeigen den Pharao, der von seinem Ka begleitet wird, wie er seine Feinde erschlägt in Gegenwart des Re-Harachte, der ihm das Sichelschwert reicht. Die nördliche Seitenwand zeigt die auch aus anderen Tempeln bekannten Szenen aus dem Feldzug gegen die Hethiter. Auf der unteren Reihe der Aufmarsch des ägyptischen Heeres, weiter rechts das Lager der Ägypter. Auf dem dritten Bild der König mit seinem Kriegsrat, unten werden zwei feindliche Spione durchgeprügelt. Das letzte Bild zeigt den Kampf der ägyptischen und hethitischen Wagenkämpfer. In der oberen Reihe die Festung Kadesch. Rechts läßt der König von seinen Offizieren die abgeschnittenen Hände und Glieder der Gefallenen zählen und die Gefangenen vorführen. An die Pfeilerhalle schließt sich das Hypostylos an, daraufhin ein Quersaal. Vom Quersaal führen wiederum drei Türen zu drei kleinen Gemächern in der äußersten Tiefe des Tempels. Das mittlere, war das Allerheiligste, das allein vom König betreten werden durfte. An der Rückwand die überlebensgroßen Gestalten des Ptah, des Amun-Re, des Königs selbst und des Re-Harachte als Ausdruck der vollkommenenen Gleichstellung des Königs mit den Göttern. Alljährlich am 20. Februar und am 20. Oktober (eines davon war möglicherweise der Krönungstag Ramses’ II.) drangen die Strahlen der aufgehenden Sonne bis ins Sanktuarium vor und erhellten die Gesichter der Gottheiten. Heute findet dieses beeindruckende Schauspiel wegen der Versetzung des Tempels einen Tag später statt. Der Kleine Tempel war der Liebesgöttin Hathor geweiht und galt ebenso dem Kult der vergöttlichten Gemahlin des Pharaos, der Königin Nefertari. An der Fassade lehnen sechs über 10 m hohe Riesenstatuen des Königs und seiner Gemahlin. Durch das Portal betritt man die Pfeilerhalle. Die Darstellungen der Reliefs entsprechen thematisch denen aus dem Großen Tempel. Hinter dem Quersaal wieder das Sanktuarium. Oft finden wir im Tempel Abbilder der kuhköpfigen Göttin Hathor. In das sehenswerte Innere der Betonkuppel gelangt man durch eine an der Tempelfront befindliche Tür.

Assuan

Bevor wir unsere ersten Anlegestelle Assuan verlassen, wollen wir einen kleinen Ausflug mit der Kutsche in die Stadt machen und uns dort den Suk (oder Basar, wie wir sagen würden) anzusehen. Tonio III und sein geschundener Gaul bringen uns dort hin. Tierschützer würden beim Betrachten der Pferde vor lauter Mitleid die Pferde kaufen. Doch man muß berücksichtigen, daß die Ägypter ein anderes Verhältnis zu Tieren haben, sie mehr als Sache betrachten. Außerdem geht es den Haltern oft kaum besser als den Tieren. Doch wir sind angelangt. Der Basar liegt vor uns. Vieles ist angeblich “billiger als bei Quelle”, wird von keinen Schlawinern verkauft, alles ist umsonst, bitte gucken, eile mit Weile und überhaupt… Im Basar von Assuan werden hauptsächlich Gewürze verkauft. “Safran macht den Kuchen gelb” wird einem des öfteren in perfektem Deutsch zugerufen. Nach dem Bummel geht es in ein Straßencafe, der Tee ist im Preis für den Ausflug Inbegriffen. Ein Führer demonstriert den Gebrauch der Wasserpfeife. Nun geht es zurück zur Kutsche. Für eine mitteleuropäische Stadt relativ ungewöhnlich, aber in Ägypten keineswegs: Ziegen zwischen Autos. Last but not least wollen wir noch einen Blick auf das Old Cataract Hotel werfen, von dem wir schon Innenaufnahmen bei dem Bericht über Agatha Christies Aufenthalt in Ägypten sahen. Hier schrieb die Queen of Crime “Tod auf dem Nil”, hier ließ sie Meisterdetektiv Hercule Poirot absteigen und hier wurde auch für den Film gedreht.

Ägyptische Tempelarchitektur und Religion im Alten Ägypten

Und schon wieder ein Vortrag. Haben wir uns beim Philae-Tempel noch
recht unbedarft umgesehen, wollen wir nun die Ägyptische Tempelarchitektur etwas genauer unter die Lupe nehmen. Dann werden die Tempel, die wir gleich sehen werden, etwas verständlicher werden.
Wo wir beim Thema Religion sind, ein paar Worte zum altäyptischen
Glauben. Zum Jenseitsglauben und zu den Bestattungszeremonien werde ich im
zweiten Teil etwas sagen, wenn wir das Tal der Könige besuchen. Heute will ich Euch nicht überstrapazieren.

Architektur altägyptischer Tempel

Der altägyptische Tempel ist gleichzeitig Kultbühne und Weltmodell. Als Kultbühne dient er als Wohnung des Götterbildes. Die Tempelreliefs schildern den täglichen Kult in der Begegnung Gott-König und die Feste. Als Weltmodell stellt der Tempel den gestirnten Himmel an den Raumdecken dar, die Pflanzenwelt in den Säulen (Palme, Lotos, Papyrus), das Leben der Menschen in den Wandre-liefs (außen weltliche Szenen: Krieg, Jagd; innen religiöse Szenen). Von innen nach außen werden die Raumhöhen niederiger und die Raumhelligkeit nimmt ab. Im dunklen, geheimnisvollen Aller-heiligsten schneiden sich Himmel- und Erdlinie, im Götterbild begegnen sich Mensch und Gott. Der eigentliche Tempel ist nach außen durch Umgang und Umfassungsmauer hermetisch abgeriegelt. Er ist das Zentrum des Tempelbezirkes, den wiederum eine Ziegel-mauer umschließt. In diesem Bereich herrschte reges Leben: Stäl-le, Schlachthöfe, Vorratshäuser, Priesterwohnungen, Tempelverwal-tung, Verkaufsstände, Pilgerwohnungen. Den Zugang bilden zwei große Tortürme, der Pylon, zwischen denen das Eingangstor liegt. Wirken die Türme schon durch ihre Massen, so erhöhten den Eindruck noch die vor ihnen (seit dem Mittleren Reich) aufgestellten Obelisken und Kolossalstatuen sowie die hochragenden Flaggenmasten. Durch das Pylonentor gelangte man in einen weiten unbedeckten Hof, mit bedeckten Hallen rechts und links. In seiner Mittel stand der große Opferalter, um den sich das Volk bei den Festen versammelte. An den Hof schließt sich das eigentliche Tempelhaus an. Man gelangt zunächst in eine von Säulen getragene Vorhalle (Pronaos). Dahinter liegt ein die ganze Breite des Baues einnehmender Säulensaal (Hypstylos). Hinter dem Säulensaal liegt ein relativ schmales und tiefes Gemach, das Allerheiligste (Sanktuarium): in ihm wurde das Götterbild aufbewahrt. Nur der König oder sein Stellvertreter, der Oberpriester durfte es betreten. War der Tempel einer Dreiheit von Göttern geweiht, z. B. das Heiligtum Ramses III. in Karnak, so lagen neben dem Allerheiligsten des Hauptgottes (Amun) beidseits noch die Kapellen der Nebengottheiten (Mut und Chons). Beim Bau eines Tempels wurde mit dem Innersten, nämlich dem Allerheiligstem begonnen, also sind die Pylonen am jüngsten.

Religion im Alten Ägypten

Die große Fruchtbarkeit des Niltals befreite die alten Ägypter von existentiellen Sorgen. So konnten sie sich intensiver und früher als andere Völker mit philosophischen und religiösen Fragen beschäftigen. Der ägyptische Jenseitsglaube konzentrierte sich auf den Wunsch des Menschen, in den Kreislauf der Natur, der Sonne der Gestirne einzutreten. Die Ägypter selbst hatten kein klares religiöses System ausgebildet, in ihrem Glauben laufen verschiedene Vorstellungen durcheinander. Zunächst war der Glaube verbreitet, daß die Gottheit sich in Gestalt von Tieren zeige: Kühen, Stieren, Widdern, Krokodilen, Katzen, Löwen, Ibissen, Falken, Geiern u.a. mehr. Man hielt Exemplare davon im Tempel, nach dem Tode wurden sie auf besonderen Friedhöfen bestattet. Ein Schritt weiter gingen die Ägypter, als sie sich die Gottheiten auch in menschlicher Gestalt vorstellten. Auch die als Tiere aufgefaßten Gottheiten erhielten jetzt menschliche Formen, nur wurde dem als Mensch gebildeten Gott der Kopf des Tieres, in dem er sich offenbarte, aufgesetzt; wie wir das gleich sehen. Wie der Mensch, so hatte auch der Gott häufig eine Gemahlin und einen Sohn, die dann zu dritt (Triade) im Tempel wohnten und verehrt wurden. Die bekannteste Triade sind Osiris, Isis und Horus. Der Legende nach herrschte Osiris als König über Ägypten und beglückte seine Untertanen. Sein Bruder Seth war neidisch und sperrte ihn in eine Lade und setzte diese auf den Nil. Isis fand die Lade nach langem Suchen. Doch Seth jagte ihr wieder den Leichnam ab, zerstückelte ihn in 14 Teile und zerstreute die Teile über ganz Ägypten. Isis gelang es, sie wieder einzusammeln. Da seine Gemahlin um ihn so trauerte, erwachte Osiris kurz noch einmal zu irdischem Leben und zeugte mit Isis Horus. Horus zog aus, um die Ermordung seines Vaters zu rächen. Es kam zu einem fürchterlichen Kampf gegen Seth, in dem schließlich Horus Sieger blieb. Osiris aber wurde zu neuem Leben erweckt und herrschte nun als König der Toten… Diese Legende wird in vielen Tempelreliefs dargestellt, z. B. in Philae.

Einzelne Götter

Und nun zu einzelnen Gottheiten:

Amun: Der “König der Götter”. Er ist der alle anderen Götter überragende Reichsgott Ägyptens und göttlicher Vater des Pharaos.
Anubis: Einer der Auferstehungsgötter, insbesondere als Schutzgott der Mumifizierung. Darstellung: schakalköpfig.
Aton: Das Sonnengestirn als alleinige weltumfassende Gottheit und Lebenskraft. Der Aton-Kult, die erste monotheistische Lehre, wurde durch Amenophis IV. (Echnaton) zur Staatsreligion erhoben und die Vielgötterei bekämpft. Darstellung: Sonnenscheibe mit Strahlenhänden.
Chnum: Weltschöpfer, der die Menschen auf der Töpferscheibe formt.
Hathor: Muttergöttin in Kuhgestalt. Göttin der Freude und der Liebe.
Horus: Sohn von Isis und Osiris. Wird im Pharao wiedergeboren. Darstellung: falkenköpfig.
Isis: Schwestergemahlin Osiris. Beschützerin der Ehe und Kinder. Darstellung: als Frau mit Thronsessel.
Nut: Himmelsgöttin, die täglich die Sonne gebiert, ihr Leib bildet das Himmelsgewölbe.
Osiris: Gott der Auferstehung. Trägt das Lebenszeichen.
Ptah: Der in Memphis beheimatete Schöpfergott schuf die Welt.
Re: Der Sonnengott. Verschmolz mit dem Gott Harachte zu Re-Harachte. In Verbindung mit Re haben viele andere Lokalgötter Aufwertung gesucht und teilweise auch erfahren (z. B. Amun-Re, Sobek-Re, Chnum-Re). Darstellung: Menschengestalt.
Seth: Als Verkörperung des Bösen kann er in Gestalt eines Nilpferdes oder Krokodils: dargestellt werden.
Sobek: Krokodilsgott

Kom Ombo

Am dritten Tag legen wir kurz vor dem Mittagessen ab. Es geht in Richtung Kom Ombo. Der Tempel von Kom Ombo ist ein Doppelheiligtum: entlang einer Mittelachse sind alle Räume zweimal vorhanden. Die rechte, südliche Tempelhälfte ist dem krokodilsköpfigen Sobek, die linke, nördliche Hälfte dem falkenköpfigen Haroeris geweiht. Begonnen wurde der Tempel unter den Ptolemäern, erst in der römischen Kaiserzeit schmückte man Hof und Umgang mit Reliefs aus. Der Pylon, durch den man den Tempelhof betritt, hatte zwei Tore. Die linke Hälfte ist ganz verschwunden, vom Mittelpfeiler und vom rechten Flügel sind nur die unteren Teile erhalten. Die Darstellungen zeigen Sobek, Hator und Chons, den Kaiser Domitian mit der oberägyptischen Krone. Von den 16 Säulen des Tempelhofs sind nur die unteren Hälften vorhanden. Die Darstellungen, die Tiberius beim Opfern zeigen, zeichnen sich teilweise durch erstaunliche Farbenfrische aus. Die Vorhalle besitzt zehn Säulen mit reichen Pflanzenbündel und Palmenkapitellen. Die Reliefs im Säulensaal zeigen Euergetes II. im Umgang mit den Göttern. Die östlichen Wände am äußeren Tempelumgang sind mit Reliefs bedeckt, die den Kaiser Trajan beim Opfer vor ägyptischen Göttern zeigen. An der Südseite führt eine unterirdische Treppe an den Fluß. Am Ufer die Trümmer eines Nilmessers, ähnlich dem in Edfu, wo wir nachher hinkommen werden. In einer kleinen, unter Domitian erbauten Hathor-Kapelle befinden sich in der Nähe gefundene Mumien heiliger Krokodile. Hier sieht man die Schäden durch Salzniederschläge, hervorgerufen durch den Assuan-Staudamm. Der Tempel von Kom Ombo war einer der wenigen antiken Baudenkmäler, an denen durch das Erdbeben Schäden entstanden. Wie man am Gerüst sieht, ist man schon bei der Reparatur. Nach dem Passieren des obligatorischen Basars gehen wir wieder an Bord und werfen einen letzten Blick vom Schiff auf den Tempel.

Edfu-Tempel

Der vor rund 2 000 Jahren erbaute Horustempel von Edfu ist der am besten erhaltene Tempel Ägyptens. Er nimmt die Stelle eines älteren Heiligtums ein und war dem Sonnengott Horus sowie der Hathor von Dendera und deren jugendlichem Sohn Hersemtaui geweiht. Das hintere eigentliche Tempelhaus wurde 237 vor Christus unter Ptolemäus III. Euergetes I . begonnen und 212 vollendet. Unter Soter II. und Ptolemäus X. Alexander I. wurden der Hof mit seinen Kolonnaden, die Umfassungsmauer und der Pylon angelegt. Im Jahr 57 vor Christus fand der Bau seinen Abschluß. Der Horustempel war von einer hohen Ziegelmauer umgeben, die zum Teil noch erhalten ist. Der große Pylon, dessen Portal ursprünglich durch einen Doppeltor verschlossen werden konnte, ist auf allen Seiten mit Darstellungen und Inschriften bedeckt. Vor dem ersten Pylon stehen zwei kolossale Falken aus schwarzem Granit. Der Kolonadenhof zwischen dem Pylon und der Vorhalle ist auf drei Seiten mit insgesamt 32 Säulen umgeben. In den vertieften Reliefs auf den Säulen ist der König (Die Kartuschen sind wegen der häufigen Thronwechsel nicht ausgefüllt) vor Horus und den Göttern von Edfu dargestellt. Vor dem Eingang der Vorhalle zwei kolossale Hrousfalken mit Doppelkrone mit schwarzem Granit, der rechte liegt am Boden. Die Vorhalle wird von 12 Säulen mit reich verzierten Blumenkapitellen getragen. Die Decke ist stark geschwärzt. Der Säulensaal, dessen Decke ebenfalls von 12 Säulen mit reichen Blumenkapitellen getragen wird, enthält ähnliche Darstellungen wie die große Vorhalle Die Wandreliefs im Allerheiligsten, das ein besonders in sich geschlossenes Bauwerk bildet, zeigen den König im Verkehr mit den Göttern. Im Schrein aus Granit im Allerheiligsten wurde die Götterstatue untergebracht, gegenüber davon der Sockel für die heilige Barke, diese ist in einer Kopie in einem Raum hinter dem Sanktuarium zu sehen. Das Allerheiligste umzieht gleiche einem Chorumgang ein Korridor, gegen den sich zehn kleine, schwach erleuchtete, mit Reliefs (z.T. gut erhaltene Farben) geschmückte Kammern für verschiedene Kultzwecke und zur Aufbewahrung von Kultgegenständen öffnen. Der vom Säulensaal aus zugängliche innere Tempelumgang ist ebenfalls mit Reliefs und Inschriften geschmückt. Die Westwand zeigt bemerkenswerte Darstellungen der Kämpfe Horus mit Seth (als Flußpferd dargestellt). Zum Schluß noch einen Blick auf den großen Pylon.

Esna-Tempel

Unser zweiter Besuch an unserem vierten Tag in Ägypten galt dem Esna-Tempel. Im Zentrum der Stadt liegt, vom Siedlungsschutt befreit, 9 m unter dem heutigen Straßenniveau der Tempel des Chnum, des widderköpfigen Hauptgottes der Stadt. Der Tempel wurde in der Ptolemäerzeit begonnen und später von verschiedenen römischen Kaisern weitergebaut sowie mit Reliefs und Inschriften ausgestattet. Die nach Osten gewandte 37 m breite und 15 m hohe Vorderseite ist von einer Hohlkehle bekrönt, in der zu beiden Seiten der geflügelten Sonne die Namen des Claudius und des Verspasian stehen. Die fast ganz der römischen Kaiserzeit angehörende siebenschiffige Vorhalle, der einzige vollendete Teil des Tempels, entspricht in der Anlage der Vorhalle des Hathortempels von Dendera, den wir noch besuchen werden. Die Decke tragen 24 in vier Reihen angeordnete, mit reichen Blumenkapitellen geschmückte, von Reliefs und Inschriften bedeckte Säulen. Sie ist über den Seitenschiffen mit astronomischen Darstellungen geschmückt. An den Wänden sieht man in vier Reihen Kaiser in der Tracht der Pharaonen vor verschiedenen Göttern von Esna opfernd. Auch an den Außenwänden der Vorhalle befinden sich Darstellungen und Inschriften der römischen Kaiser. In der Mitte der Rückwand (Westseite) springt ein pylonartiges mit Hohlkehle bekröntes Portal hervor, dessen Tür in das innere Heiligtum führen sollte. Esna ist eines der Zentren des koptischen Glaubens. Die Christen nutzten, wie dieses Kreuz zeigt, den Tempel zu Gottesdiensten. Die bis an den Tempel reichenden Wohn”häuser” behindern eine weitere Ausgrabung der Tempelanlage.

Luxor: Karnak-Tempel

Wir passieren nun die Schleuse bei Nag Hamadi, ein echtes Nadelöhr. Oft stauen sich Schiff an Schiff, um durch ein einziges Schleusenbecken (für beide Richtungen!) gehievt zu werden. Unser Ziel heißt Luxor. Der heutige Name leitet sich von dem arabischen “el-Kasur” (die Paläste) ab. Er bezog sich auf den mächtigen Tempel, den die Araber für Königspaläste hielten. Der ägyptische Name war Ueset. Die Griechen erinnerte die Stadt an Theben und nannten sie so. Im Mittleren und Neuen Reich stieg Luxor oder Theben zur Hauptstadt des Reiches auf. Zuspielung: Karte Luxor. Der Name Theben hat sich noch in der Bezeichnung Theben West für die Nektropolen (also die Königsgräber) erhalten. Theben West, weil die Nektropolen westlich des heutigen Luxors liegen. Unsere erste Station soll der Karnak-Tempel sein. Auch hier wurde bei “Tod auf dem Nil” gedreht. Zuspielung: “Tod auf dem Nil”. Seit 2100 vor Christus ist der Tempel des Amun-Re, des “Königs der Götter”, das bedeutendste Heiligtum Ägyptens, und durch ihn wurde Theben, an der Stelle des modernen Luxor gelegen, zum religiösen Mittelpunkt des Landes. Über mehr als zwei Jahrtausende haben fast alle ägyptischen Könige in Karnak gebaut, angebaut oder umgebaut. Wir durchschreiten den ersten Pylon. Rechts im Großen Hof liegt der Tempel Sethos II. Von den drei mit schönen Reliefs geschmückten Kapellen war die mittlere dem Amun, die linke der Mut und die rechte dem Chons geweiht. In den Nischen standen Götterbilder und die Barken dafür. In der Mitte des Großen Hofes der Säulengang des Taharka. Rechts am großen Hof liegt der Tempel Ramses’ III., der dem Amun geweiht war. Vor dem zweiten Hof die Kolossalstatuen Ramses II. Klein – aber immerhin mitabgebildet – seine Frau Nefertari. Der anschließende Große Säulensaal wurde mit vollem Recht als “ein Wunder der Welt” gepriesen. Der Saal mißt in der Breite 103 m, in der Tiefe 52 m und ist damit von der Fläche fast so groß wie der Kölner Dom. Das Dach trugen 134 in 16 Reihen geordnete Säulen. Der Saal ist damit ein Vorläufer unserer Kirchenschiffe. Die Säulen sind aus halben Trommeln von 1,10 m Höhe und 2 m Durchmesser aufgemauert. Die 12 höheren Säulen der beiden mittleren Reihen haben sogar einen Durchmesser von 3,57 m, die Säulenhöhe beträgt 21 m. Den hinteren Abschluß des großen Säulensaales bildet der dritte Pylon (Amenophis III.). Zwischem dem dritten und dem vierten Pylon steht der Obelisk der Hatschepsut. Er ist 29,50 m hoch, bei einer Basisfläche von 2,65 m. An Höhe wird er nur von dem Lateranobelisken (30,70 m) übertroffen. Hatschepsuts Nachfolger, ihr Stiefsohn Thutmosis III. hat zwar viele Reliefs seiner ungeliebten Stiefmutter entfernen lassen, doch an ihrem Obelisken, die den Göttern geweiht waren, wollte er sich nicht vergreifen. Also ließ er sie einfach ummauern. Die Mauern verfielen jedoch im Laufe der Jahrhunderte und so wurde der Obelisk der Hatschepsut mitsamt ihrer Kartusche ein Wahrzeichen des Karnak-Tempels. Nach dem 6. und letzten Pylon, der weitestgehend zerstört ist, folgt der ersten Annalensaal, der von Thutmosis III erbaut wurde. Hier stehen noch zwei Granitpfeiler, der südliche mit dem Lotus, der nördliche mit dem Papyrus, den Wappenpflanzen von Ober- und Unterägypten. Die Reliefs in der Granitkapelle zeigen die heilige Barke des Amun bei dem festlichen Auszug und bei der Rückkehr von seinem Besuch im Luxor-Tempel. Ein Blick noch auf das Allerheiligste des Festtempels Thutmosis III. Südlich der Umfassungsmauer Ramses’ II. um den Amun-Tempel liegt der Heilige See. Am Seeufer befindet sich ein großer Granitskarabäus, der von Amenophis III. dem als Skarabäus gedachten Sonnengott Atum-Chepre geweiht war. Daneben die Spitze des zweiten Obelisken der Hatschepsut. Lassen wir noch einmal die Ruinen dieser großen Tempelanlage auf uns wirken. Nachts herrscht in Karnak noch eine beeindruckendere Atmosphäre, wenn die einzelnen Bauten angestrahlt sind. Es findet dann eine “Light and Sound Show” statt, zweimal wöchentlich auch in deutsch. Der Text und die Musik sind zwar etwas bombastisch, doch ist die Art, wie man von den Wärtern mit “zack-zack” und “Mensch, Meier” durch den Tempel getrieben wird, allein schon eindrucksvoll genug. Wir gehen zurück zum Eingangsbereich des Karnak-Tempels. Früher verband eine Sphinxallee den Karnak-Tempel mit dem Luxor-Tempel, unserer nächsten Station.

Luxor: Luxor-Tempel

Im südlichen Teil der modernen Stadt Luxor erhebt sich dicht am Ufer des Nils der stattliche Tempel von Luxor. Er wurde von Amenophis III. an der Stelle eines älteren Heiligtums errichtet. Er war dem Amun, seiner Gemahlin Mut und dem Mondgott Chons, dem Sohn der beiden geweiht. Den alten Haupteingang bildete der gewaltige Pylon Ramses II.: vor ihm standen einst sechs Kolosssalstatuen des Königs. Vorhanden sind noch das westliche Standbild und die beiden Sitzbilder. Vor beiden standen Obelisken aus Rosengranit, die Ramses II. aus Anlaß eines Jubiläums aufrichten ließ. Der östliche Obelisk steht noch an seiner ursprünglichen Stelle, der kleinere westliche hingegen schmückt seit 1836 den Place de la Concorde in Paris. Durch den Bau des Pylons durch Ramses II. wurde die Längsachse des Haupttempels verändert. Hinter dem Pylon liegt der Große Hof Ramses IIl. Die Wände des Hofes sind mit Reliefs und Inschriften bedeckt. In der Südhälfte des Hofes sind zwischen den vorderen Säulen Kolossalstatuen Ramses II. aufgestellt. Der südlich anschließende Säulengang ist gut erhalten. Die 16 m hohen Papyrussäulen stammen alle von Amenophis III. Es folgt der Zweite Hof Amenophis III. Ein Raum, durch den man durch eine Vorhalle gelangt, wurde von Christen als Kirche genutzt, wobei der alte Eingang zu den inneren Tempelräumen in eine apsische Nische mit zwei korinthischen Säulen verwandelt worden ist. Von der Vorhalle gelangt durch eine Tür ins Freie und weiter in den Geburtssaal. Die Reliefs beziehen sich auf die Geburt Amenophis III., die an der Südwand schildern die Thronbesteigung des Königs. Die Mutter Amenophis III. war keine Ägypterin, also mußte er seine Macht legitimieren, indem er seine Herkunft von den Göttern ableitete. Der Große Hof Ramses II. konnte in seinem nordöstlichen Teil wegen der eingebauten Moschee Abu el-Haggag (ein in Ägypten hoch verehrter Heiliger) nicht freigelegt werden.

Hinweis auf Teil 2

Ich denke, das reicht für heute. Ich darf mich ganz herzlich für das Interesse bedanken. An dieser Stelle ein Hinweis auf die Themen des zweiten Teils “Von Luxor nach Kairo”. Zunächst bleiben wir in Luxor. Wir besichtigen Theben West: das Tal der Könige, das Tal der Königinnen, die Gräber der Noblen und der Arbeiter. Wir fahren dann den Nil weiter herauf zum Dendera-Tempel und zum Abydos-Tempel. Bevor wir das Schiff verlassen, besichtigen wir es noch kurz. Die Geschichte Ägyptens soll uns noch etwas befassen. Dann sehen wir uns in Kairo um. Memphis und Sakkara stehen auch auf unserem Programm und natürlich die Pyramiden von Giseh. Dann – nach der Besichtigung des Marriot-Hotels geht’s wieder nach Haus. Doch bis dahin fließt noch viel Wasser den Nil entlang.

Teil 2: Von Luxor nach Kairo

Luxor: Memnon-Kolosse

Hallo, herzlich willkommen zum zweiten Teil. Schön, daß Ihr alle wieder dabei seid und daß, wo der erste Teil so überlang war. Wir fahren heute weiter den Nil herauf. Leider nur bis Abydos. Wegen der Übergriffe auf Touristen, wäre es zu riskant, den Nil herauf bis Kairo zu fahren. Deshalb nehmen wir das Flugzeug. Doch zunächst bleiben wir erst ‘mal in Luxor. Es steht die Besichtigung der Nekropolen in Theben West an. Dazu setzen wir mit der Fähre auf die andere Seite des Flusses über und fahren weiter mit den Bussen 1, 2, 3 und 4. An der von den Nekropolen im Tal der Königinnen zum Nil zurückführenden Straße erheben sich weithin sichtbar in den Feldern die Memnonkolosse als Wahrzeichen des thebanischen Westufers. Beide Statuen stellen Amenophis III. dar. Der Totentempel des Königs, dessen Eingang sie schützen sollen, ist bis auf geringe Reste verschwunden. Amenophis nannten die Griechen Memnon, daher der Name. Bei dem nördlichen Memnonkoloß handelt es sich höchstwahrscheinlich um die einst berühmte “klingende Memnonsäule”, das Ziel vieler Reisenden in der römischen Kaiserzeit. Seit einer Restaurierung der Statue durch Kaiser Septimus Severus ist es mit dem Klingen vorbei, das vermutlich durch Schwingungen im Gestein hervorgerufen wurde. Doch das Schicksal der Statuen ist hochgefährdet, denn geht es mit dem Zerfall so weiter, ist in einigen Jahren von den Memnonkolossen nichts mehr erhalten.

Tal der Könige

Die Thebanische Nekropole am Westufer des Nils umfaßt außer den Grüften auch viele Tempel, meist aus dem Neuen Reich, die dem Amun geweiht waren, zugleich aber auch dem Kult des verstorbenen Königs dienten. Um die Tempel waren Priesterwohnungen, Bibliotheken, Schulen, Speicher, Stallungen und Kasernen. In Dörfern und Gehöften wohnten die zahlreichen Arbeiter, Steinmetze, Maler, Bauarbeiter, vor allem aber Balsamierer. Es war eine ganze Stadt, die sich hier allmählich gebildet hat. Vom Totentempel Sethos’ I. führt eine Straße etwa 5 km nordwestlich ins Tal der Könige. Es ist so benannt nach den prunkvoll ausgestatteten Felsengräbern, die sich hier die Könige der 18., 19. und 20. Dynastie anlegen ließen. Sie sind im Gegensatz zu den zuvor üblichen Pyramidengräbern als Gänge in den Felsen gehauen und waren nur für die Aufnahme des Sarges bestimmt, während die dem Kult des Toten geweihten Tempel in der Ebene erbaut wurden. Das Tal der Könige ist vollkommen vegetationslos. Heute sind 64 Gräber nachgewiesen. In jüngster Zeit haben zahlreiche Gräber durch den heftig angewachsenen Touristenstrom gelitten. Erhöhte Luftfeuchtigkeit durch Ausdünstungen der Besucher drohen die Grabmalereien zu zerstören. Zur Erhaltung der Kunstwerke werden die Gräber alternierend zur Besichtigung freigegeben. Es wird auch erwogen, die Besucher nur in Nachbauten der Gräber zu lassen. Wir besichtigen stellvertretend das Grab Haremhebs. Es enthält vortreffliche Wandbilder. In der Sargkammer steht noch der Sarkophag. Das wohl berühmteste Grab ist das des Tutenchamuns. Es wurde am 4. November 1922 vom dem britischen Archäologen Howard Carter aufgefunden und am 26. November 1922 von ihm und dem Earl of Carnarvon geöffnet. Das Grab und sein Inhalt waren nahezu unversehrt. Die Funde werden wir im Ägyptischen Museum besichtigen.

Hatschepsut-Tempel

Der große Tempel der Königin Hatschepsut liegt äußerst malerisch am Fuße einer steil ansteigenden Felswand des Wüstengebirges. Die Tempelanlage entstand zu Beginn des Neuen Reiches unter Königin Hatschepsut und nimmt bauliche Elemente des unmittelbar südlich gelegenen, in Terrassen erbauten Heiligtums der 11. Dynastie wieder auf. Königin Hatschepsut ließ sich auf den Reliefs des Tempels wie sonst auch mit allen üblichen Attributen der Königswürde (kurzer Schurz und Bart), die eigentlich nur Männern zukommen, darstellen. Der Bau erhebt sich von der Ebene aus in drei Terrassen, die durch Rampen verbunden sind. Die Absätze dieses Stufenbaus wurden aus dem Abhang des Gebirges herausgearbeitet. Auch die Kulträume sind in den Fels geschlagen. Auf der Südseite der Rampe liegt die Punthalle. Die Wandbilder, die leider zum Teil erheblich zerstört sind, schildern eine unter der Regierung der Königin unternommene Handelsexpedition ins Land Punt (afrikanische Somaliküste). Die Reliefs der Geburtshalle, deren Anlage jener der Punthalle genau entspricht, beziehen sich auf die Zeugung und Geburt der Königin. Alle Bilder der Königin Hatschepsut wurden von ihrem Nachfolger und Stiefsohn Amenophis III. ausgetilgt.

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Jenseitsvorstellungen im Alten Ägypten

Der Glaube an ein geistiges und materielles Weiterleben nach dem Tode war ein wesentlicher Bestandteil der altägyptischen Religion. Der Tod als Ende der vergänglichen Welt im Diesseits war lediglich eine Station auf dem Weg zur Wirklichkeit im Totenreich, das sich im “schönen Westen” befand. Folglich ist Theben-West, also vor allem das Tal der Könige, das Reich der Toten, während sich die Lebenden am Ostufer des Nils ihre Monumente errichteten. Die Einsamkeit außerhalb der Gemeinschaft und die Existenz im Jenseits verlangten Grabbeigaben, zusammengestellt nach den persönlichen Bedürfnissen der Verstorbenen. Sie sollten die Annehmlichkeiten des Diesseits fortsetzen und Wünsche erfüllen. Bilder der Alltagswelt stellten – gemalt oder in Stein geritzt – Merkmale des Lebens von Verstorbenen im Diesseits dar. Fester Bestandteil von Grabbeigaben war auch religiöses Schriftgut. Nach altägyptischer Vorstellung bestand der Mensch aus Körper (Ka) und Seele (Ba). Ka wird in Form zweier erhobener Arme dargestellt, Ba – die Seele, die sich nach dem Tod vom Leichnam trennt wird in Vogelgestalt mit menschlichen Füßen und Kopf dargestellt. Ziel und Wunsch der Ägypter war es, daß Ka und Ba sich im Westen wieder vereinen. Deshalb war es wichtig, alle Elemente gut zu erhalten. Der Körper wurde zu diesem Zweck aufwendig mumifiziert, die Eingeweide wurden in sogenannten Kanopen aufbewahrt. Bei Unbemittelten dauerte diese Prozedur nur wenige Stunden. Bei Wohlhabenden waren die Arbeiter bis zu zwei Monate beschäftigt. Ein bedeutender Teil der Totenzeremonie war die “Mundöffnung”. Mit einem Dächsel und einer Gabel berührten Priester dabei alle Kopföffnungen des einbalsamierten Leichnams. Der Tote sollte in die Lage versetzt werden, im Jenseits zu sprechen, zu hören und seine Organe zu benutzen. Nach ägyptischem Glauben stand vor der Aufnahme ins Jenseits die Prüfung durch das Totengericht. Oberster Richter war Osiris, ihm zur Seite standen 42 Richter; der schakalköpfige Anubis geleitete den Prüfling zur Waage, auf der die Sündenlast des Herzens, des Gewissens, gewogen wurde; Gegengewicht war die Feder, Symbol von Maat, der Göttin für Recht, Ordnung und Wahrheit. Gott Thoth notierte das Ergebnis, das über Weiterleben oder Verdammnis entschied. In den Totenbüchern, die seit der 18. Dynastie als Papyrusrollen den Toten mit auf den Weg gegeben wurden, steht das negative Sündenbekenntnis: aufgeführt waren alle Sünden, die der Mensch zu Lebzeiten nicht begangen hat. Die wichtigsten sittlichen Pflichten waren: treue Pflichterfüllung, Bescheidenheit, keine Gier und Habsucht, Liebe und Ehre gegenüber den Eltern, Liebenswürdigkeit gegenüber den Geschwistern und den Nächsten, kein Amtsmißbrauch, Hilfe für Schwächere, Hungrige, Witwen und Waise sowie keine Traurigkeit zu stiften. Alles Punkte, die auch in unserer Bibel vorkommen. Der Sündige wurde zur anonymen Schöpfungsmasse, aus der neues Leben entsteht. Die Frommen dagegen wurden von Horus begleitet. Das jenseitige Leben sollte dem vorherigen ähneln. Also wurden bis ins Mittlere Reich “Dienerfiguren” in das Grab gegeben. Bäcker, kräftige Schlächter mit fetten Ochsen, fleißige Weber und den Sud anrichtende Brauer. Für den Fall, daß der Verstorbene selbst arbeiten mußte, übernahmen ab dem Mittleren Reich kleine Fayencefiguren die Aufgabe des Dienens. Da der Verstorbene auf seine Lebenskraft angewiesen war, wurde für das Grab eine Ka-statue geschaffen, die in einer Statuenkammer aufgestellt wurde. Sie verlieh dem Toten Lebenskraft und Gesundheit. Die Lebenden beteten und opferten für die Toten. Das geschah auch aus Eigennutz, denn die Nachfahren hatten Angst, der Unzufriedene könne aus der Ewigkeit zurückkehren und die Säumigen quälen.

Luxor: Tal der Königinnen / der Noblen / der Arbeiter

Das Tal der Königinnen beherbergt ca. 80 Gräber, überwiegend der 19. und 20. Dynastie. Hier wurden auch die Prinzen bestattet. Wie machen nun einen Ausflug zu den Gräbern der Noblen. Über 400 Gräber von hohen Würdenträgern, Beamten und Priestern des Neuen Reichs wurden bisher gefunden. Wir besichtigen das größte und kunstgeschichtlich wichtigste Grab mit der Nummer 55, das Grab des Ramose. Ramose war Wesir unter Amenophis IV. (Echnaton). Es ist eines der wenigen Denkmäler, die der Zeit des Übergang von der alten Religion zu der ausschließlichen Verehrung des Sonnengottes angehören. Infolge der Verlegung des Hofes von Theben nach El-Amarna ist es unvollendet geblieben. Vom offenen Hof betritt man den großen Säulensaal. Auf der Ostwand Reliefs: Ramose und seine Frau bringen Opfergaben. In der Ecke führt ein schräger Schacht in die Sargkammer. Auf der linken Hälfte sieht man Amenophis IV. Er wird noch auf die alte konventionelle Weise als gesunder Mann dargestellt. Auf der rechten Seite dagegen ist seine häßliche, naturgetreue Gestalt abgebildet und seine anmutige Gemahlin Nofrotete. In dem Durchgang zum tiefen Saal: Ramose und seine Frau. Wir werfen noch einen Blick in das Grab des Sennufer, der unter Amenophis II. Verwalter der Gärten des Amuntempels war. Die Anlage zeichnet sich durch eine bewundernswerte Frische der Bilder aus. Die oberen Räume sind ohne Interesse. Eine steile Treppe führt zu einem Vorzimmer und einem Saal mit vier Pfeilern. Im Pfeilersaal sind auf Reliefs das Leichenbegräbnis und die dabei zu verrichtenden Zeremonien dargestellt, der Verstorbene sieht selbst dabei zu. Wir fahren vorbei am Ramesseum, das wir leider nicht besucht haben. Das Ramesseum, der große dem Amun geweihte Totentempel Ramses II., ist leider nur zur Hälfte erhalten. Dennoch ist er immer noch höchst eindrucksvoll. Hochinteressant auch die Gräber der Arbeiter wegen ihrer Darstellungen aus dem täglichen Leben, die oft in direktem Bezug zur Person des Grabinhabers, zu seinem Beruf stehen. Da die Besitzer nicht das Geld hatten, Reliefs in den Wänden anlegen zu lassen, sind Gräber um so schöner bemalt. Nicht vorbeifahren, wenngleich auch die Zeit zur näheren Besichtigung nicht reicht, wollen wir an der Tempelanlage von Medinet Habu. Die Anlage besteht aus einem kleinen Tempel der 18. Dynastie und dem großen Haupttempel Ramses III.

Alabaster-Fabrik

Nach soviel Kultura muß den Touristen auch Gelegenheit gegeben werden, ihr prall gefülltes Portemonnaie wieder etwas zu leeren. An einer Siedlung, die – wie viele hier – zum Teil an und über den Gräbern steht, führt uns ein Einheimischer in die Kunst des Reliefierens ein. Anschließend kann man die Platten erwerben. Nun fährt uns der Bus in eine Alabaster-Fabrik. Wir sehen, wie eine
Figur geschliffen wird. Und dann heißt es feilschen …

Luxor-Museum

Ganz in der Nähe unserer Anlegestelle – deshalb müssen wir tatsächlich dorthin laufen – befindet sich das 1975 eröffnete Luxor-Museum für altägyptische Kunst. Das Museum – ein moderner Zweckbau – ist in zwei, durch Rampen verbundene Ebenen gegliedert.
In der Eingangshalle der Kopf einer Kolossalstatue Amenophis III. In der Hauptgalerie: eine Alabasterfigurengruppe Amenophis III., eine Statue Thutmosis III., eine Büste Amenophis II.. Bemerkenswerte Exponate im Obergeschoß: das Sitzbild des Schreibers, ein Kopf Echnatons, einige Reliefs (u.a. mit Musikanten und Tänzern, “erste Rock-‘n’-Roll-Gruppe”, Sameh). Ebenfalls im Obergeschoß befindet sich die über 17 m lange sogenannte Echnaton-Mauer. Sie besteht aus 283 reliefierten und bemalten Sandsteinblöcken vom Neunten Pylonen in Karnak, der zum Sonnentempel des
Echnaton gehörte und 1968/69 bei Restaurierungsarbeiten aufgefunden wurde. Auf der linken Hälfte Echnaton, z. T. mit Nofrotete, in Verehrung des Atons, der göttlichen Sonnenscheibe mit den Strahlenhänden.

Dendera

Unsere vorletzte Station auf der Nilkreuzfahrt ist der Tempel von Dendera. Der Tempel in Dendera entstand im ersten Jahrhundert vor Christus unter der Regierung der letzten Ptolemäer und des Kaisers Augustus an der Stelle eines älteren Heiligtums. Der Vorhof mit Säulengängen und die Pylone am Nordtor sind unausgeführt geblieben. Der Tempel war der Göttin Hathor geweiht (griechisch Aphrodite). In ihrem prächtigen Tempel wurde sie zusammen mit ihrem Gemahl, dem falkenköpfigen Horus von Edfu sowie ihrem jugendlichen Sohn Ihi verehrt. Man betritt zunächst die große Vorhalle, die von 24 Sistrumsäulen mit dem Kopf der Hathor getragen wird. Die Rückwand der Vorhalle bildet die Fassade des inneren Tempelhauses. Das Mittelportal des Tempelhauses öffnet sich auf den Säulensaal. Vier Reliefreihen bedecken die Wände, sie zeigen den König vor den Gottheiten von Dendera. der Name des Königs fehlt hier wie auch in den anderen Räumen. Vermutlich war die Priesterschaft im Zweifel, welchen Herrscher sie in den unruhigen Zeiten wählen sollten oder sein Name war (noch) nicht einmal bekannt. Die Farben einiger Reliefs in den Nebenkammern sind bis heute noch gut erhalten. Vom zweiten Vorsaal gelangt man in den innersten Teil des Tempelhauses, dessen mittlere Tür in das Sanktuarium führt. Rechts vom nördlichen Tor liegt ein kleines Tempelchen, das sogenannte Geburtshaus, wie es sich bei allen größeren Tempel der Ptolemäerzeit (z. B. Edfu, Philae) für den Kult des Sohns der beiden im Haupttempeln verehrten Gottheiten befindet. Hier war das Geburtshaus dem Ihi geweiht. Vom ersten Vorsaal führen zwei Treppen auf das Tempeldach. Vom Dach der Vorhalle hat man einen herrlichen Rundblick auf die Tempelanlage und das Niltal. Man erkennt den Heiligen See, der ausgetrocknet ist und das ältere und das neuere Geburtshaus. Beim Abstieg sollte man einen Blick auf den sich an einer Kammerdecke befindlichen Gipsabguß des berühmten Tierkreises von Dendera werfen, der einzigen runden Himmelsdarstellung der Ägypter. Das Original wurde unter Mohammed Ali 1820 nach Frankreich gegeben und befindet sich heute im Louvre. Südlich neben dem Geburtshaus liegt eine große koptische Kirche vom Ende des 5. Jahrhunderts. Von dem in der Nordwestecke befindlichen Eingang kommt man durch einen Vorraum, der mit Muschelnischen geschmückt ist. An Großartigkeit der Anlage steht der Tempel von Dendera hinter den alten Heiligtümern etwa von Abydos (unserer nächsten Station) oder Karnak zurück. Er ist in etwa vergleichbar mit dem Esna-Tempel. Vor allem beeindruckt die Ausgewogenheit der Proportionen und der reiche Wandschmuck, der jedoch an die Meisterleistungen des Alten Reiches oder an die Zeit Thutmosis III. und Sethos I. nicht heranreicht.

Abydos-Tempel

Bevor wir vom Schiff Abschied nehmen müssen, gucken wir uns noch den Tempel von Abydos an. Im nahen Hügel Umm el-Gaab sah man das Grab Osiris und ließ seit der 6. Dynastie die Toten aus allen Teilen Ägyptens in Abydos beisetzen. Mehrere Könige des Mittleren Reiches, aber auch reiche Privatleute ließen sich hier Scheingräber der Stelen errichten, denn es galt damals als höchstes Glück beim Grabe des Osiris, des Herrn der Unterwelt, die letzte Ruhestätte zu finden. Das Hauptinteresse bietet der Tempel Sethos I. Der wundervolle Bau, den erst Sethos’ Sohn und Nachfolger Ramses II. vollenden ließ, ist 1859 freigelegt worden.
Der Grundplan weicht in mancher Hinsicht von dem anderer Tempel ab. Statt einer enthält er sieben Kapellen, die der Triade (Osiris, Isis, Horus) sowie Ptah, Re-Harachte, Amun und dem göttlichen König Sethos selbst geweiht waren. Das vordere Tempelhaus zerfällt also in sieben Einzeltempel mit eigenen Toren. Nachdem man zwei Höfe durchschritten hat, gelangt man in den ersten Säulensaal. Sieben Türen führen in der Achse der vermauerten Eingangstüren in den zweiten Säulensaal. An diesen Säulensaal schließen sich in der Achse der sieben Eingangstore sieben Kapellen an.
Die Reliefs der Ptah-Kapelle zeigen König Sethos in Verehrung des Ptah. An der Wand der sogenannten Königsgalerie befindet sich die berühmte Königsliste von Abydos, die wichtige Rückschlüsse auf die Reihenfolge der ägyptischen Könige zugelassen hat. Sie zeigt den König Sethos I. und den Kronprinzen Ramses II, die ihre königlichen Ahnherren ehren. Die Liste weist 76 Namen auf, unbedeutende (z. B. Tutenchamun) oder illegitime (z. B. Hatschepsut – eine Frau Königin? – unmöglich) Herrscher sind ausgelassen. Zum Schluß die Tempelanlage im Überblick. Das Dach des Tempels ist begehbar und man hat eine gute Aussicht auf die Anlage und Umgebung.

Aufenthalt auf dem Schiff

Bisher waren viele Tempel und andere alte Bauten zu sehen, man hätte gar nicht meinen können, daß dies eine Urlaubsreise war. Doch das ganze war nicht zu stressig. Dafür sorgte auch die gute Betreuung an Bord unseres Nilschiffes, der MS Nile Elite. Das Schiff geriet vorher in die Schlagzeilen, da es von islamischen Fundamentalisten bei Tel-al-Amarna beschossen wurde. Gott sei dank wurde nur eine ägyptische Reiseleiterin verletzt. Unsere Reise verlief problemlos und wurde ganz hervorragend von Memnon-Tours organisiert. Der Service an Bord war gut und das Personal freundlich und immer zu Späßen aufgelegt. Auf dem Oberdeck wo man sich vor oder nach den Besichtigungen erholen und sonnen konnte, wurde nachmittags Tee serviert. Ein Blick in unsere Kabine, die gut eingerichtet ist und zweimal am Tag gesäubert wurde. Lediglich der Motorenlärm war manchmal ziemlich laut. Wir hatten Vollpension. Manchmal gab zum Frühstücksbuffet noch ein Abendbuffet, meist aber eine festgelegte Menufolge. Im ersten Teil von “Die Zwei auf dem Nil” deutete ich schon an, daß wir beim ersten Abendessen eine Überraschung erlebten. Mein Reisebegleiter hatte nämlich Geburtstag. Der Ahnungslose wurde vor dem Dessert in die Mitte gebeten und das Personal brachte ihm ein Ständchen. Anschließend wurde eine schrecklich kitschige Platte mit “Happy birthday” abgespielt. Diese Zeremonie wiederholte sich immer, wenn ein Passagier Geburtstag hatte, doch die Überraschung war nicht mehr so groß. Leider hatte ich beim ersten Mal nicht die Kamera zur Hand. Bei der Geburtstagsfeier, die ich filmte, tanzte der Reiseleiter von unserem Bus, Phoenix-drei, der schon manchmal zitierte Sameh, mit. Doch auch sonst fanden neben einigen Vorträgen in exzellentem Deutsch einige Parties statt: eine nubische Nacht mit Pseudofolklore, eine weiße Nacht und eine Galabeya-Party. Hier beispielhaft ein paar Impressionen der Bauchtanz-Nacht. Die Tänzerin blieb seltsam zugeknöpft. Die Aufführung erinnerte auch mehr an den Chinesischen Nationalzirkus.

Geschichte Ägyptens, Teil 2 : Von der Islamischen Eroberung bis zum Modernen Ägypten

Im ersten Teil berichteten wir über viertausend Jahre Geschichte. Während Mitteleuropa noch in der Jungssteinzeit dahindämmerte, blühte am Nil schon eine Hochkultur. Während man hier noch in Pfahlbauten lebte, wurde in Ägypten die Stufenmastaba von Sakkara erbaut. Als das Neue Reich schon seinem Ende entgegenging, blühte das antike Griechenland erst auf. Zurecht sind die Ägypter daher auf ihre 5000-jährige Geschichte stolz. Doch wir haben nun über eine weniger stolze Zeit in der Ägyptischen Geschichte zu berichten. Von der islamischen Eroberung bis ins zwanzigste Jahrhundert herrschten Fremde in Ägypten.

Ägypten unter selbständigen Herrschern (969 – 1517)

Die Fatimiden, die Herrscher des 909 im westlichen Nordafrika aus einer religiösen, schiitischen Bewegung entstanden Reiches, leiten ihren Ursprung von Fatima, der Tochter Mohammeds ab. Sie bemächtigen sich Ägyptens und gründen Kairo als Hauptstadt (969). Ihnen folgen die Aijubiden. Begründer dieser Dynastie ist Saladin. Er beginnt mit dem Bau der Kairoer Zitadelle. 1250 gelangen die Mamelucken an die Macht. Die Mamelucken waren gekaufte Skalven ("Mameluk" = Weißer Skalve), die man militärisch geschult hatte, um sie als Leibwachen bzw. als Soldaten einzusetzen. Die Herrschaft der Mamelucken dauert bis 1517.

Ägypten unter türkischer Herrschaft (1517 – 1882

)

Kairo wird von dem Osmanensultan Selim I. 1517 im Sturm genommen. Doch die osmanischen Sultane büßen rasch alle Autorität ein. Ihre Stadthalter sind mit ihren Maßnahmen an die Zustimmung von 24 Mameluckenfürsten gebunden. 1798 erscheint Napoleon Bonaparte vor Alexandria in der Absicht, den britischen Handel im Mittelmeer zu vernichten. Er nimmt Alexandria ein und schlägt das Mameluckenheer in der Schlacht bei den Pyramiden. Seine Flotte wird jedoch von den Engländern unter Admiral Lord Nelson bei Abukir zerstört. Vom Mutterland abgeschnitten, dringen die Franzosen bis nach Oberägypten vor und schlagen die Türken bei Abukir. Nach Napoleons Rückkehr unterliegen 1801 die Franzosen einer britischen Landungsarmee. Der französische Feldzug in Ägypten von 1798 bis 1801 ist in die Geschichte als Ägyptische Expedition eingegangen. Im Zuge dieser Expedition kamen auch zahlreiche Wissenschaftler (Orientalisten, Archäologen u.a.) nach Ägypten. Dadurch erfuhr die Erforschung des Landes und seiner Altertümer sehr wichtige Impulse (u.a. für Champollions Entzifferung der Hieroglyphen).

Ägypten unter Mohammed Ali und seinen Nachfolgern (1805 – 1882)

In die Zeit des Rückzugs der Franzosen fällt das erste Auftreten Mohammed Alis (oder Mehmed Ali), nicht zu verwechseln mit dem Ex-Boxer. 1769 wurde er als Sohn albanischer Eltern in Makedonien geboren. Geschickt taktierend zwischen Türken und Mamelucken, schaltete er beide Parteien aus und macht sich selbst zum Herrischer von Ägypten. 1805 ruft er sich zum Pascha von Ägypten aus. 1811 im Anschluß an ein Festgelage, zum dem Mohammed Ali die Mameluckenführer geladen hat, läßt er diese – insgesamt 480 – ermorden. Damit ist der Weg zur fast unumschränkten Alleinherrschaft frei. Er führt mehrere Kriege, z. T. sehr erfolgreich. Er versucht, sich von den Türken unabhängig zu machen, doch die europäischen Mächte verhindern dieses. Die Wirtschaft und Verwaltung des Landes erlebt einen Aufschwung. Isamail Pascha (Urenkel Mohammed Alis) führt zahlreiche Neuerungen ein, darunter Fabriken, Kanäle, Schleusen, Brücken, Eisenbahnen, Telegraph und Post. In seine Regierungszeit fällt auch die Eröffnung des Suezkanals (1869). Ungeheure wirtschaftliche Unternehmungen lassen jedoch die Staatsschulden in schwindelnde Höhen steigen.

Ägypten unter britischer Verwaltung (1882 – 1922)

1881 kommt es zu einem Aufstand national gesinnter Kräfte gegen den europäischen Einfluß im Land. Ihr Motto ist “Ägypten den Ägyptern”. Treibende Kraft ist der Kriegsminister. 1882 nehmen britische und französische Truppen zum Schutz der Europäer Alexandria ein. Der Kriegsminister wird verbannt, der britische
Einfluß in Ägypten manifestiert.
1885 wird Ägypten von den Briten besetzt, 1896 erobert General Horatio Kitchener den Sudan. 1914 tritt Ägypten auf Seiten der Alliierten gegen die mit den Türken verbündeten Mittelmächte in den Krieg ein. 1922 wird Ägypten weitgehend
unabhängig.

Königreich Ägypten (1922 – 1952)

Ägypten wird konstitutionelle Monarchie. 1923 gibt es die ersten allgemeinen Wahlen, die Nationalisten siegen. 1936 besteigt König Faruk den Thron. Im Zweiten Weltkrieg tritt Ägypten auf Druck der Briten auf Großbritanniens Seite in den Krieg ein. Ägypten wird Kriegsschauplatz, als General Rommel die libysch-ägyptische Grenze überschreitet. Der Vormarsch des Wüstenfuchses kommt erst bei El Alamein zum Stehen.
Im Palästinakrieg versucht Ägypten vergeblich mit Jordanien,Syrien, Libanon, Irak und Saudi-Arabien, die Realisierung des Staates Israel zu vereiteln.

Republik Ägypten (seit 1952)

Die Schmach der Niederlage und die wirtschaftliche Krise im Lande führten 1952 zum Militärputsch unter Nassar. Der wegen seines aufwendigen Lebensstils angefeindete König Faruk wird gestürzt und geht ins Exil. Der Revolutionsrat verfolgt eine Landreform. 1954 wird die Republik ausgerufen. Nassar macht sich zum Präsidenten. Die Neutralitätspolitik und die Annäherung an die Sowjetunion und China verärgern die Westmächte. 1956 bricht der Suezkonflikt aus, als Nassar den Suezkanal verstaatlicht. Die Schutzmächte Großbritannien und Frankreich greifen gemeinsam mit Israel die Kanalzone vom Lande und aus der Luft an. Da aber sowohl die USA als auch die Sowjetunion an einer Beilegung des Konfliktes interessiert sind, kommt es 1957 durch Verhandlungen der UNO zur Beendigung der Feindseligkeiten. Nassar versucht, die Wirtschaft mit sozialistischen Methoden in Gang zu bringen, das Ergebnis ist eine Zunahme der wirtschaftlichen Schwierigkeiten. In dem von den Ägyptern provozierten Sechstagekrieg 1967 wird der Gazastreifen und die gesamte Sinai-Halbinsel von den Israelis besetzt. Dadurch verliert Ägypten die wichtigen Erdölfelder. 1970 stirbt Nassar überraschend, Nachfolger wird sein bisheriger Stellvertreter Anwar el-Sadat. Dieser versucht, die Schwierigkeiten durch eine Annäherung an den Westen zu überwinden. 1972 werden 17 000 sowjetische Militärberater ausgewiesen. 1973 wird die Stellung Sadats durch die Erfolge im Jom-Kippur-Krieg gestärkt. 1977 startet Sadat mit einer Reise nach Israel seine historische Friedensinitiative. 1979 unterschreibt er mit Israels Premier Begin den Friedensvertrag von Camp David: die Sinai-Halbinsel wird zurückgegeben. Ägypten wird wegen des Friedensschlusses mit Israel aus der Arabischen Liga ausgeschlossen. Sadat reprivatisiert zum Teil verstaatlichte Unternehmen. 1981 kommt es zu Unruhen zwischen moslemischen Fundamentalisten und Kopten. Massenverhaftungen werden angeordnet, das Oberhaupt der Kopten wird in ein Kloster verbannt. Am 6. Oktober 1981 fällt Präsident Sadat bei einer Militärparade anläßlich des Jahrestages des Jom-Kippur-Krieges in Kairo einem Attentat zum Opfer. Nachfolger wird Hosni Mubarak, seit 1974 Vizepräsident. Er führt die Politik Sadats fort, gleichzeitig verbessert er das Verhältnis zu seinen arabischen Nachbarn. 1989 wird Ägypten wieder in die Arabische Liga aufgenommen. 1990 steht Ägypten auf der Seite der antiirakischen Koalition. Die im Irak arbeitenden Fremdarbeiter (über 1 Million) fliehen in ihre Heimat. Ebenso kehren die Gastarbeiter aus den vom Irak bedrohten Länder (vor allem Saudi Arabien) zurück. Dadurch schrumpfen die erheblichen Geldüberweisungen aus dem Arabischen Ausland. Die Arbeitslosigkeit steigt, der Wohnungsmangel wird noch drastischer. 1991 nimmt Ägypten an der Eröffnung der Internationalen Nahostfriedenskonferenz in Madrid teil. Soweit erst einmal zur Geschichte des Modernen Ägyptens. Die zahlreichen Probleme des Landes werden uns später noch beschäftigen.

Kairo: Besichtigungen I

Von Abydos ging es wieder mit dem Schiff zurück nach Luxor, wo wir die Nacht über blieben. Deshalb noch ein paar abendliche Eindrücke vom Luxor-Tempel und der Uferpromenade. Nach dem Abendessen verabschiedete sich der Schiffsmanager, ein Ägypter wie das ganze Personal, äußerlich sah er aber mehr wie ein Japaner aus. Am nächsten Morgen flogen wir nach Kairo.

Film: Flug nach Kairo

Die ägyptische Hauptstadt ist mit geschätzten 16 Millionen Einwohnern die größte Stadt des afrikanischen Kontinents. Kairo ist übrigens Partnerstadt von Stuttgart. Infolge der unvorstellbaren Zuwanderung vom Lande in die Hauptstadt und des Bevölkerungswachstums herrscht in Kairo große Wohnungsnot, so daß schon seit längerer Zeit sogar die Totenhäuschen auf den großen Friedhöfen als Wohnstätte herhalten müssen. Jährlich nimmt die Bevölkerung Kairos um ca. 400 000 Menschen zu. Die mit der Übervölkerung verbundenen Massen an Müll werden von Menschen mit Eselskarren eingesammelt und auf bestimmten Plätzen nach Brauchbarem durchsucht. Unvorstellbar auch für Europäer die Verkehrsverhältnisse: kein Verkehrsteilnehmer hat irgendwelche Rechte. Durch die Abgase hängt den ganzen Tag eine Dunstglocke über der Stadt. Die 1987 teileröffnete Untergrundbahn – die erste in Afrika – konnte bisher kaum eine Entlastung des Verkehrs bringen. Auch fällt die Anpassung an die Hightech vielen einfachen schwer, so muß man das Ticket in einen Automaten stecken, um durch die Sperre am Eingang – das neueste Modell aus Frankreich – zu kommen.

Sadat-Denkmal

Dem Andenken des 1981 ermordeten Präsidenten Sadat ist dieses pyramidenartige Monument gewidmet. Es war sein Wunsch gewesen, einmal bei den Pyramiden von Giseh bestattet zu werden. Doch seine Frau Jehan setzte sich über den Wunsch hinweg: ihr Mann sollte im Herzen Kairos liegen, damit jeder, der will, die Gedenkstätte gut erreichen kann. Das Monument ist direkt Gegenüber der Tribüne errichtet, von der Sadat die Parade abnahm und dabei erschossen wurde. Die Soldaten am Sarg nehmen ihren Job nicht sehr ernst. Wohl gegen Bakschisch posieren sie mit Touristen zum Erinnerungsfoto. – Nun zum alten Kairo.

Zitadelle – Alabastermoschee

Die weithin sichtbare Zitadelle am Fuße der Mokattam-Berge wurde 1178 von Saladin begonnen. Von der ältesten Anlage sind nur noch die östlichen Außenmauern und einige Türme im Inneren erhalten. Mohammed Ali ließ die meisten Gebäude abreißen und durch Neubauten ersetzen. Wahrzeichen der Zitadelle ist die Mohammed-Ali-Moschee, oft auch Alabastermoschee genannt, mit ihren hohen überschlanken Minaret-ten. Sie wurde 1824 begonnen, aber erst unter Mohammed Alis Nachfolger 1857 vollendet. Ihr Baumeister war der Grieche Jusuf Boschna aus Istanbul, der sie nach dem Vorbild der dortigen Nuru-Osmaniye-Moschee ausführte, die ihrerseits in Anlehnung an die Hagia Sophia entstand. Der Betsaal, ein Kuppelbau, beeindruckt durch seine Ausmaße und die Art der Beleuchtung. Den Leuchter erhielt Ägypten im Tausch gegen einen Obelisken von Frankreich. Rechts vom Eingang das Grab Mohammed Alis. Von der Westseite der Moschee hat man eine eindrucksvolle Aussicht über die graue Nilmetropole. Selten entdeckt man am Rande des Hochhäusermeeres die Pyramiden.

Kairo: Besichtigungen II

Ägyptisches Museum

Das Ägyptische Museum, erbaut 1897-1902, beherbergt die größte Sammlung ägyptischer und griechisch-römischer Altertümer aus dem Niltal. Das Museum wurde 1857 von dem französischem Ägyptologen Auguste Mariette gegründet. Es bestehen Pläne, 20 km außerhalb von Kairo einen Neubau zu errichten, wo die Exponate (44 000, weitere 80 000 in Kellerräumen magaziniert) mehr Platz finden. Die Klassizistische Atmosphäre wird im Neubau aber verlorengehen. Eine ausführliche Besichtigung des Museums würde Tage, wenn nicht sogar Wochen beanspruchen. Im allgemeinen beschränken sich die Führungen auf die Besichtigung des Grabschatzes des Tutenchamuns und auf einige Exponate des Alten Reichs. Im Eingangsbereich eine Kopie des berühmten Steins von Rosetta, auf den wir gleich noch zu sprechen kommen. Das Original hier befindet sich im British Museum in London.

Kahn el-Khalili Basar

Überquert man die verkehrsreiche Scharia El-Azhar, gelangt man zu dem bekannten Kahn el-Khalili Basar. Dieser heißt auch als einziger bei den Ägyptern Basar, ansonsten verwenden sie das Wort suk. In den winzigen Läden, die von wertvollem Schmuck bis zu billigem Tand und Haushaltsartikeln alles bergen, was man sich vorstellen kann, drängen sich neben Kairoern die Besucher der Stadt. Obwohl das Angebot weitgehend auf Touristen ausgerichtet ist, hat sich der Kahn el-Khalili Basar recht gut sein orientalisches Flair bewahren können. Die schmalen Läden allein sind schon sehenswert: geschnitzte Fenster und Türen zieren die Fassaden, und innen duftet es nach Weihrauch, Zedern- und Sandelholz. Der Basar besteht aus einem Gewirr schummriger, gegen die Hitze überdachter Gassen. Am Ende des Besuchs steht wieder ein Besuch im Café, wo es wieder den grauenhaften, unbeschreiblichen Tee gibt, für den eine Katze sichtlich mehr Interesse zeigt als ich. Beispielhaft für die Restaurants, in denen wir in Kairo aßen, dieses Restaurant mit einem schönen Garten. Köstlich das frischgebackene Fladenbrot.

Barkuk-Moschee

Wir fahren nun mit dem Bus in die Totenstädte. Während anderswo die Moslems ihre Toten in der Erde bestatten, so folgen die Ägypter 5 000 Jahre alten Bräuchen. Kairos Grabbauten bestehen jeweils aus der eigentlichen Familiengruft und oberirdischen Wohnbauten, in welche die Anverwandten während der Totenfeste einziehen. Daher gibt es häufig Elektrizität und sogar Wasseranschluß – verlockend genug für Zuwanderer und andere Wohnungslose, dort einzuziehen – mit einer Leiche im Keller sozusagen.
Unweit von einer solchen Totenstadt, steht diese Moschee. Sie ist ein gutes Beispiel für Islamische Kunst, die wegen des Verbots der bildlichen Darstellungen, geometrische Muster vollendet darstellt.

>Memphis

Ein Abstecher führt uns gut 20 km südlich von Kairo nach Memphis. Der Überlieferung zufolge gründete der erste König von Ober- und Unterägypten an der Grenze zwischen beiden Teilen eine Festung. Die neue Gründung nahm einen raschen Aufschwung. Die Hauptblüte von Memphis fällt in die Zeit des Alten Reiches, dessen Herrscher hier oder in der Nähe, bei Giseh und Abusir, ihre Residenz hatten. Doch auch unter den Königen des Mittleren und des Neuen Reiches, als Theben – das heutige Luxor – zum Mittelpunkt Ägyptens geworden war, verlor die Stadt nur wenig an Bedeutung. Heute sind leider nur sehr bescheidene Überreste der einst glanzvollen Reichshauptstadt, von deren unvorstellbaren Reichtum die Geschichtsschreiber berichten, erhalten geblieben. Hauptattraktion ist eine Kolossalfigur Ramses II., die sich einst vor dem Tempel erhob. Bei unserem Besuch wurde leider das Schutzhaus restauriert, so daß wir die Statue nicht besichtigen konnten. Nichtsdestotrotz können wir sie in diesem Video zeigen. Der Koloß aus Kalkstein war ursprünglich über 13 m hoch. Der zweite, einst vor dem Tempel des Ptah aufgestellte Ramseskoloß steht heute auf dem Ramsesplatz vor dem Kairoer Hauptbahnhof, vermutlich bis die Abgase ihn ganz zerfressen haben. Nicht weit von dem Schutzbau für den Ramseskoloß liegt ein schöner großer Alabastershinx, der allerdings aus Kalkstein besteht und den Südeingang des Ptah-Tempels geschmückt haben dürfte. Die moderne Technik macht’s möglich. Wir können uns ein Bild machen, wie der Ptah-Tempel einmal ausgesehen haben mag. Der Computer beschert uns eine Rekonstruktion des Ptah-Tempels.

Sakkara

Sakkara ist die Begräbnisstätte des alten Memphis. Als weithin sichtbares Wahrzeichen von Sakkara gilt die Stufenmastaba des Königs Djoser (3. Dynastie), der älteste Steinbau des Alten Ägyptens. Ihre Gestalt erklärt sich als Weiterentwicklung der großen Mastabas der ersten und zweiten Dynastie. Durch wiederholte Erhöhung eines Bankgrabes und jeweilige Erweiterung um eine Mantelschicht entstand eine sechsfache Abstufung von nach oben hin immer kleiner werdenden Absätzen. Bei eingehenden Untersuchungen der Pyramide konnten immerhin sechs während ihrer Bauzeit erfolgte Planveränderungen nachgewiesen werden. Geplant hat die Pyramide der Baumeister Imhotep, der in späterer Zeit für dieses Leistung als Gott verehrt wurde. Die Stufenpyramide von Sakkara ist rund 60 m hoch, bei einer Basis von 121 x 109 m. Vor dem Pyramideneingang befinden sich Reste des Grabtempels. An seiner Ostseite fand man in einer verschlossenen, nur durch zwei Gucklöcher mit der Außenwelt verbundenen Kammer die lebensgroße Figur des Königs Djoser, die wir schon im Ägyptischen Museum gesehen haben. Von der ursprünglich 10,50 m hohen Umfassungsmauer des Pyramidenbezirkes, die mit Kalkstein verkleidet und mit Trümmern und Scheintüren versehen war, ist der südöstliche Teil mit dem ehemaligen Haupteingang noch in beträchtlicher Höhe erhalten und teilweise rekonstruiert worden.

Mastaba des Mereruka

Das Grab des Mererukas, eines Priesters, stammt aus dem Beginn der 6. Dynastie. Mit seiner Länge von 40 m und einer Breite von 24 m sowie insgesamt 31 Räumen und Gängen die umfangreichste Anlage ihrer Art im Alten Reich. Die Reliefs zeigen Fischerei- und Jagdszenen. Ihre Einzelheiten sind so exakt dargestellt, daß Zoologen daran die Tierwelt Altägyptens studieren können. Die Grabkammer mit Sarkophag und Beigaben liegt ein Stockwerk tiefer, zu dem Schächte hinabführen. In einem kleinen Raum Handwerksszenen (mit Zwergen), in einem anderen Raum Tanz- und Musikdarstellungen. In dem großen Pfeilersaal findet sich eine beeindruckende Kombination von Grabstatue und Scheintür. Überaus lebendig tritt eine lebensgroße Statue des Mereruka heraus aus seinem Grab. 1975 konnte überraschend das Grab des Haremheb gefunden werden. Haremheb ließ sich das Grab noch vor seiner Thronbesteigung anlegen, legte jedoch später im Tal der Könige ein zweites Grab an, wo er auch bestattet wurde.

Teppichfabrik

Die Teppichknüpfkunst – wie die Papyrusherstellung in Ägypten in Vergessenheit geraten – wurde erst wieder in diesem Jahrhundert aufgenommen. Hervorgegangen aus einem sozialen Engagement, bei dem die kreative Kunst von Fellachenkindern gefördert werden sollte, wird das Handwerk heute in den meisten Teppich-Instituten kommerziell betrieben: die Kinder müssen einige Stunden am Tag die Teppiche nach Vorlagen knüpfen, während früher die Kinder ohne Vorlage kreativ arbeiten konnten. In den kommerziellen Teppichinstituten werden die Touristen von den dort arbeitenden Kindern natürlich auch um Bakschisch angebettelt. Hier webt der Meister selbst.
Unsere nächste Verkaufstour führt uns den “Thousand and One Night Flower Extract Palace”. Im Fayum werden die Parfümessenzen gewonnenen, die hier verkauft werden. Die meisten Essenzen bestehen aus Rosen-, Lilien-, Jasmin-, Narzissen- oder Lotusblüten. Daneben gibt es die Mischungen (Blends). Wir bekommen einige Proben vom Besitzer im besten Deutsch vorgeführt.

Pyramiden

Pyramiden – Ihr wollt sicher etwas über Pyramiden wissen. Eine der Hauptsorgen der alten Ägypter war, daß ihre Gräber von Sturm und Regen oder von Grabräubern zerstört werden könnten: ihr Ba und ihr Ka hätten dann keine Heimat mehr, das Leben der Verstorbenen im Jenseits wäre bedroht gewesen. Also begannen die Architekten aus den Hügelgräbern der frühgeschichtlichen Nomaden die Mastaba zu entwickeln. Der Name leitet sich von dem arabischen Wort für flache Steinbänke vor den Häusern ab. Die Mastabas beistehen aus einem rechteckigen, aus Ziegeln oder Kalksteinblöcken aufgeführten Oberbau. Ein 3-30 m tiefer senkrechter Schacht oder eine Treppe führt in die Tiefe zur Grabkammer, in welcher der Leichnam häufig in einem Sarg (aus Holz oder Stein) ruhte. An der Ostseite des Oberbaus lag der Kultplatz, ein jetzt meist verschwundener Hof mit einer flachen Nische, der sogenannten Scheintür, die zugleich die Stelle bezeichnete, an der man sich den Eingang in das Grab und das Totenreich dachte. Vor ihr legten die Hinterbliebenen Speisen, Getränke und andere Gaben für den Toten auf einem flachen Tisch ab oder sprachen Gebete für den Verstorbenen. Seit dem Ende der 3. Dynastie wurde vor der Nische vielfach eine Kapelle gebaut oder eine richtige Kultkammer angelegt, an deren Westwand nun die Scheintür verlegt wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Grabanlagen weiter ausgedehnt. Wie Wohnhäuser enthielten sie eine Reihe von Kammern für den Herrn, daneben eine Abteilung für die Frau, hinten Gemächer für den Sohn sowie eine Anzahl von Vorratsräumen. In ältester Zeit waren auch die Königsgräber große, aus Ziegeln errichtete Mastabas. Später wurden die Königsmastabas in der Weise vergrößert, daß man sie erhöhte und mit mehreren umeinander gelegten Mänteln umgab, die nach außen immer niedriger wurden. So entstand eine Stufenmastaba, wie sie in der Stufenpyramide von Sakkara und der Pyramide von Meidum noch erhalten ist. Erst mit Beginn der 4. Dynastie entstand aus der Stufenmastaba die Form der eigentlichen glatten Pyramide und erhielt sich für die Königsgräber bis zum Anfang der 18. Dynastie. Während des Baus der großen Pyramiden wurden die Baupläne mehrfach geändert. Die Grabkammern wurden mehrfach verlegt, vor allem, um die Lage der Grabkammern zu verheimlichen. Um sie unzugänglich zu machen, versperrte man die Zugänge mit tonnenschweren Granitblöcken. Nachdem unter Cheops die Pyramide selbst ihre vollkommene Form erreicht hatte, widmete man sich nun den Bauelementen der Totenopferkultanlage sowie der Verehrungsanlage. Taltempel, überdachter Aufweg, Totentempel und Pyramide bildeten nun eine untrennbare Einheit der Pyramiden-Anlage. Der Taltempel, auf der Grenzlinie zwischen Frucht- und Ödland, diente den ersten religiösen Zeremonien und der Mumifizierung. hier endete auch die Trauerprozession. Die Mumie wurde dann auf dem Aufweg zum direkt an der Pyramide liegenden Totentempel gebracht und schließlich in der im Westen liegenden Sargkammer beigesetzt. Der Totentempel diente fortan den Priestern für die Totenriten. Die Pharaone der 5. und 6. Dynastie errichten weiter Pyramiden, doch erreichen sie längst nicht mehr die Größe und das Ausmaß ihrer Vorgänger. Auch im Mittleren Reich hält man an den Pyramiden fest. Erst im Neuen Reich gibt man den Pyramidenbau auf. Nur die ersten beiden Herrscher der 18. Dynastie haben pyramidiale Gräber erbaut. Thutmosis I. läßt sich als erster Pharao sein Felsengrab im Tal der König anlegen. Grund dafür war wohl, daß die Pyramiden als Grabstätten weithin sichtbar waren, lediglich eine Tafel “Plünderer, bitte diesen Eingang benutzen” fehlte. Jedenfalls wurden alle Pyramiden schon kurz nach ihrer Erbauung geplündert. Aber auch den Felsengräber des Neuen Reiches blieb dieses Schicksal nicht erspart. Lediglich das des Tutenchamuns blieb unversehrt – bis 1922. Doch wie wurden die Pyramiden gebaut? Keineswegs nachdem der Pharao das Zeitliche gesegnet hatte, sondern schon kurz nach seiner Thronbesteigung wurde sein Grabmal geplant. Zunächst mußte ein geeigneter Platz für die Pyramide gefunden werden. Vorrangig waren kulti-sche Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Seit Urzeiten legen lagen die Königsgräber auf der Westseite des Nils, dort, wo im Pharaonenreich die Sonne unterging. Der Untergrund mußte solide sein, damit das Grabmal nicht wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen könnte. Um menschliche Arbeitskräfte, Zeit und Geld zu sparen, suchten die Planer Bauplatz an dem möglichst viel des notwendigen Baumaterials vorhanden war. So wurde der größte Teil der Quader der Pyramiden von Giseh an Ort und Stelle gebrochen. Dies enthob jedoch die ägyptischen Baumeister keinesfalls der Aufgabe, ungeheure Mengen großer Felsblöcke aus entfernt gelegenen Steinbrüchen heranschaffen zu lassen. Deshalb mußte der Bauplatz möglichst nahe am Nil gelegen sein. Gleichzeitig mußte er hoch genug über dem Flußbett liegen, damit die alljährliche Nilschwelle die Pyramide nicht überfluten könnte. Schließlich sollte der Bauplatz nahe der Residenz sein, damit der Pharao von Zeit zu Zeit sich vom Fortschritt der Arbeiten überzeugen konnte. Nun konnte es an die Arbeit gehen. Der Bauplatz war von Sand und Geröll zu befreien. Nun waren die Pyramideneckpunkte nach den vier Himmelsrichtungen auszurichten. Und das ohne Kompaß, man orientierte sich an den Sternen. Mit Trommeln, deren Durchmesser einheitlich 52 cm betrugen, vermaß man die Längenmaße der Seitenflächen und bestimmte die Pyramidenhöhe. Und das so genau, daß die Abweichung der Nordseite von der Südseite der Cheopspyramide bei 230 m Länge nur 20 cm beträgt! Gleichzeitig mit den Arbeiten auf der Pyramidenbaustelle hatten an anderen Orten bereits zehntausend Arbeiter ihre mühselige Tätigkeit aufgenommen. Zwei Gesteinsarten benötigten die alten Ägypter für ihre Pyramiden: Kalkstein und Granit. Guten Kalkstein gab es in Tura, auf der anderen Seite des Nils. Der Weg zum Granit war weit weg: bis nach Assuan mußten die Lastkähne fahren. An Werkzeug standen Meißel, Spitzhacke und Steinhammer zur Verfügung, aber nur aus weichem Kupfer, Eisen kannte man noch nicht. Daneben benutzte man Diorit-Kugeln, Diorit ist noch härter als Granit. Die rund 2,5 Tonnenschweren Blöcke mußten nun zur Pyramide befördert werden. Zwar lagen Steinbrüche wie Pyramiden in der Nähe des Nils, doch mußte die Strecke zum Fluß erst einmal bewältigt werden und zwar ohne das Rad, das noch nicht erfunden war. Man baute statt dessen breite Schlitten und “Transporttrassen” vom Steinbruch zum Flußufer. Um die Reibung auf den “Straßen” zu vermindern, schüttete man immer wieder Wasser darauf. Mit Hebel wurden nun die Quader auf die Kähne gehievt. Die Transportschiffe mußten das tonnenschere Material oft über Hunderte von Kilometern bis zur Landestelle unterhalb des Pyramiden-Bauplatzes transportieren. An der Landungsstelle verlud man die Steinblöcke auf hölzerne Schlitten und zog das Material auf einer langen Baurampe zur Pyramide herauf. Je höher die Pyramide wuchs, desto länger wurde die Rampe, so daß der Neigungswinkel immer 20° betrug. An die 80 000 Arbeiter waren direkt auf der Pyramidenbaustelle beschäftigt. Zwischen zehn und zwanzig Jahre dauerte ein derartiger Bau, ehe er vollendet war. Nach Vollendung des Fundaments zogen Arbeitskolonnen die ersten Steinquader ins Zentrum um den Felswall. Schicht um Schicht wurde so von innen nach außen verlegt. Dabei mußte der Baumeister schon bei der ersten Stufe darauf achten, daß sie nach außen hin ein vollkommenes Quadrat bildete. Ständige Kontrollmessungen waren erforderlich. Zur selben Zeit schlugen Steinmetze Kammern in den Felskern im Zentrum der Pyramide, die dem Pharao in seinem zweiten Leben als Grabkammer oder Vorratsräume dienen sollten. Wenn der Pyramidenkern endlich fertig war, versahen Maurer die einzelnen Stufen mit Steinpackungen und füllten die Stufenform auf. Die Pyramide erhielt ihren “Mantel”. An den Schulen lernten wir noch, Sklaven hätten die Pyramiden erbauen müssen. Doch die Forschung weiß schon seit längerer Zeit, daß dies nicht der Fall war. Zum einen kannte das Alte Ägypten kaum die Sklaverei, wenn man von einigen tausend Kriegsgefangenen absieht. Zum anderen war zum Bau große Sachkenntnis und Hingabe an die Arbeit notwendig. Freiwillige Arbeitskräfte bauten die Pyramiden. Für die Zeit der dreimonatigen Bauperiode war der Arbeiter Kostgänger des Staates, mußte sich also nicht um seine Nahrungsbeschaffung kümmern, und das zu einem Zeitpunkt, wo ihm durch die Nilschwemme die Hände gebunden waren. Von größter Bedeutung jedoch waren religiöse Gründe: das Seelenheil war für jeden einzelnen Arbeiter gesichert, baute er für seinen göttlichen Pharao ein Denkmal für die Ewigkeit.

Hieroglyphen

Hieroglyphen nennt man nicht nur, was ich schreibe, sondern auch bildhafte Schriftzeichen insbesondere der alten Ägypter. Über die Jahrhunderte waren sie in Vergessenheit geraten. Erst Anfang des letzten Jahrhunderts gelang es, die Hieroglyphen (griechisch “heilige Einmeißelungen) zu entschlüsseln. Der Schlüssel zur Lösung dieses Rätsels war ein schwarzer polierter Basaltstein, den 1799 ein napoleonischer Soldat bei Rosetta im Nildelta gefunden hatte. Heute befindet sich der Stein im Britischen Museum in London. Dieser Stein trägt Inschriften in drei Sprachen und in drei Schriften: in Hieroglyphen, in Demotisch (eine Schreibschrift, die sich aus der Hieroglyphenschrift entwickelt hatte) und in Griechisch. Die griechische Inschrift war leicht zu entziffern. Sie war eine Widmung der Priesterschaft von Memphis an den Pharao Ptolemäus V. von Epiphanos im Jahr 196 vor Christus für empfangene Wohltaten. Weltweit bemühte man sich, die Hieroglyphen des Dreisprachensteins zu entziffern. Erst zwanzig Jahre nach dem Fund gelang diese dem Franzosen Jean-François Champollion. Von zwei Thesen ging Champollion bei der Entschlüsselung der Hieroglyphen aus: erstens: die drei Inschriften des Steines sagten inhaltlich das gleiche aus, zweitens: entgegen der allgemeinen Überzeugung, die Hieroglyphen seien eine reine Bilderschrift, ging Champollion nun davon aus, daß die Hieroglyphen doch Lautzeichen sein könnten. In der Hieroglpyhenschrift des Rosetta-Steins sind einige Zeichen – stets die gleichen – von einem Oval, man nennt sie “Kartuschen” umrandet. Champollion vermutete, daß die Namen der Pharaonen so kenntlich gemacht seien. Inzwischen hatte man auf der Insel Philae einen Obelisken gefunden, auf dem sich zwei Inschriften, eine in griechisch, eine in Hieroglyphen, befanden. Auch hier gab es Kartuschen, aber mit zwei verschiedenen Hieroglyphengruppen in der Umrandung. Die eine war identisch mit jener vom Rosetta-Stein, die Champollion für Ptolemäus hielt, die andere, mutmaßte Champollion, der griechischen Inschrift zufolge bedeute Kleopatra. Champollion schrieb die beiden Namen Kleopatra und Ptolemäus nebeneinander, darunter die beiden umrahmten Hieroglyphen: das zweite Hieroglpyhenzeichen im Wort Kleopatra entsprach genau dem vierten Zeichen im Wort Ptolemäus, es mußte also ein “l” bedeuten. Ebenso stimmten das “o” und das “p” in beiden Herrschernamen überein. Bald konnte er ein ersten altägyptisches Alphabet vorlegen. Die Hieroglyphen-Schrift entwickelte sich mit Beginn des ersten ägyptischen Staatenbundes unter König Menes, also um 3 000 vor Christus. Die Gründung eines funktionierenden Staates, der mit seinen Nachbarn Handel trieb, in dem Religion und Kultur aufblühten, machte die Entwicklung von Schriftzeichen notwendig. Ganz am Anfang waren die Hieroglyphen eine reine Bilderschrift, bei der das Zeichen den betreffenden Gegenstand darstellte. Diese Bilderschrift entwickelte sich früh schon zu einer Art Silbenschrift, mit der jedes beliebige Wort geschrieben werden konnte. Zur Verdeutlichung der Wortbedeutung wurde hinter das betreffende Wort ein Determinativ gesetzt, das als Deutzeichen den Sinn des Wortes näher bestimmte. Wiederum später entwickelte die Schrift sich zur Lautschrift um: es entstand das erste Alphabet mit 24 Buchstaben. Vokale wurden nicht geschrieben. Hätten die Ägypter nur diese 24 Buchstaben verwendet, ihre Entzifferung wäre einfacher gewesen. Doch verkomplizierte sich das Schriftsystem in seiner mehrtausendjährigen Entwicklung. Neue Zeichen wurden erfunden, aber alte Zeichen durch die neuen nicht ersetzt. Doch zurück zu den Pyramiden. Wir besichtigen das einzige erhaltene Weltwunder der Antike, die Pyramiden von Giseh.

Pyramiden von Giseh

Szene “Tod auf dem Nil”: Unsere Freunde von der SS Karnak besichtigen vor ihrer Nilkreuzfahrt die Pyramiden von Giseh. Was heute streng verboten, weil es auch höchst gefährlich ist, gehörte zu Agatha Christie Zeiten noch zu einem touristischen Muß: die Besteigung der Pyramiden. Linnet und Simon werden dabei aber von Jackie gestört. Die Pyramiden von Giseh gelten als das Wahrzeichen Ägyptens. Die Stadt Kairo reicht heute fast bis an die Pyramiden heran. Die Pyramiden sind Schöpfungen der Vierten Dynastie (um 2600 bis 2500 vor Christus) und zählen zu den ältesten erhaltenen Bauwerken der Menschheit. Schon Griechen und Römer priesen die Pyramiden als erstes der sieben Weltwunder der Antike – übrigens das einzig erhaltene. Die Cheops-Pyramide, die größte der Gruppe und gewaltigste wurde von Cheops erbaut. Das ungeheure Mauerwerk besteht aus über 2 Millionen Quadern, die je ca. 2,5 Tonnen wiegen. Die Pyramide ist heute 137 m hoch (ursprünglich 146,50 m). An der Ostseite der Pyramide befinden sich drei weitere kleine Pyramiden für Königinnen bzw. eine Tochter des Pharaos. Etwa 160 m entfernt erhebt sich die Pyramide des Chephren. Sie ist höher gelegen und erscheint daher größer als die Cheops-Pyramide. An der Spitze ist ein beträchtliches Stück der ehemaligen Verkleidung erhalten. Wir besichtigen das Innere der kleinsten Pyramide, der Mykerinos-Pyramide (ägyptisch Menkewre). Viel gibt’s nicht mehr zu sehen. Die Schatzkammer ist leer, es riecht nur noch übel. Ein Blick in die Grabkammer und wieder den steilen Gang ‘rauf. Zum Schluß ein Blick auf alle drei Pyramiden. Unser Führer Sameh hat uns an eine geheime Stelle geführt, von wo man alle Pyramiden auf ein Foto bekommt. Leider fallen auch hier die Kamelreiter lästig, die zum natürlich nicht unentgeltlichen “Hoppe-Hoppe-Reiter” auffordern.

>Sphinx

Gleich nordwestlich vom Taltempel des Chephren, einem schlichten Grantittempel, liegt als wohl berühmtestes antikes Denkmal Ägyptens nach der Cheops-Pyramide der Sphinx. Der Sphinx, weil die aus einem natürlichen Felsblock herausgehauene mythische Löwengestalt das Haupt eines Pharaos, das ein mit der Köngisschlange geschmücktes Kopftuch umrahmt ist, trägt. Allerdings ist das griechische Wort Sphinx weiblich, so daß man auch guten Gewissens “die Sphinx” sagen könnte. Die Gesamtlänge der Löwengestalt beträgt 73,50 m, die Höhe 20 m. Als Entstehungszeit nahm man lange die Zeit um 2500 vor Christus an und schrieb die Erbauung Chephren zu. Doch neuere seismologische Untersuchungen lassen darauf schließen, daß Chephren den Sphinx restaurieren ließ und die Kolossalfigur schon zwischen 7000 und 5000 vor Christus gemeißelt sein könnte.

Hotel

Bevor wir unsere Koffer packen, will ich Euch kurz das Hotel zeigen, in dem wir in Kairo wohnten. Ansicht wären wir ja die ganze Strecke bis Kairo heraufgefahren und hätten in Kairo weiterhin auf dem Schiff gelebt, doch wegen der Unruhen war das nicht möglich. So brachte man uns im Mariott-Hotel, einem 5-Sterne-Hotel, unter. Das Hauptgebäude ist ein renovierter ehemaliger Palast. Darum gruppieren sich zwei Wohntürme und der Garden Court, in dem wir wohnten. Das Hotel hat übrigens 1 000 Betten.

Verabschiedung

Zum Schluß noch ganz kurz ein paar Worte zu Land und Leuten und zu den Probleme des Landes. Früher eine Kornkammer, steht Ägypten heute nur hinter Japan und der ehemaligen Sowjetunion als Nahrungsmittelimporteur. Ursache ist die Bevölkerungsexplosion: seit 1952 hat sich die Bevölkerung mehr als verdoppelt. Die Vergrößerung der Anbauflächen und die Erhöhung der Lebensmittelproduktion kann damit nicht Schritt halten. Zudem nimmt die Verstädterung zu: viele Fellachen (die Bauern Ägyptens) verlassen die Dörfer und ziehen in die Städte, vor allem nach Kairo. Für sie müssen Häuser gebaut werden, auf Kosten des Siedlungsgebietes… Die Ägypter sind in der Regel sehr religiös, doch nicht intolerant. Bis auf wenige Phasen kamen sie gut mit den Kopten (ca. 5 bis 10 % der Bevölkerung) aus. In den letzten Jahren kommt es wegen des um sich greifenden Fundamentalismus aber öfter zu Spannungen. Seit geraumer Zeit setzen die Fundamentalisten der ägyptischen Regierung sehr zu. Sie wollen einen islamischen Staat nach iranischem Muster. Zwar stimmen mindestens 90 % der Gesetze Ägyptens mit der Scharia, dem islamischen Recht, überein, doch das reicht den Fanatikern nicht. Mit Übergriffen auf Touristen, versuchen sie einen Lebensnerv Ägyptens zu treffen, denn der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle. Daß sie damit die Existenz vieler einfacher Ägypter gefährden, stört sie nicht. Zumal sie mit den Anschlägen auch den fremdländischen Einfluß auf Ägypten zurückdrängen wollen. Wie man der fundamentalistischen Gefahr begegnen kann, ist eine schwierige Frage. Neben verschärften Sicherheitsmaßnahmen ist vor allem eine Anhebung des allgemeinen Lebensstandards notwendig. Wären nicht so viele arbeitslos und arm, würden die Fanatiker nicht so einen Zulauf haben. Doch das kann Ägypten kaum mit eigener Kraft schaffen. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land, Mann und Frau, Ober-und Unterägypten sind groß. Auf dem Land ist vieles noch rückständiger und traditioneller. Aber auch der Zusammenhalt ist größer als in der Stadt. Die Stellung der Frauen ist wie in den meisten islamischen Ländern anders als in den westlichen Staaten. So darf ein Mann bis zur vier Frauen haben, die er jederzeit verstoßen kann, sogar ohne es ihr selbst zu sagen. Umgekehrt kann eine Frau selbst sich nur sehr schwer von ihrem Mann trennen. Mädchen unter 16 Jahren werden auch heute noch oft verheiratet. Ca. 56 % der Ägypter sind Analphabeten, gerade Frauen werden oft vom Bildungssystem ausgeschlossen. Mit zunehmenden Fundamentalismus sieht man auch wieder mehr Frauen verschleiert. Drei große Bevölkerungsgruppen gibt es in Ägypten: Unter-, Oberägpyter und Nubier. Die dunkelhäutigen Nubier im tiefen Süden, ein altes Volk mit eigener Sprache, sind liebenswürdig und friedvoll. Das nubische Leben, lange Zeit isoliert durch die Katarakte oberhalb von Aussuan, war ruhig und gelassen. Unterägypter gelten als arbeitsam, sparsam und ernst. Die Oberägypter sind die Iren Ägyptens, mit dem Unterschied, daß sie über die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften – Einfalt, Leichtgläubigkeit, Impulsivität – selbst Witze machen: ein Beispiel: ein Oberägpyter setzt sich im Flugzeug einfach in die Erste Klasse. Höflich macht ihn die Stewardess darauf aufmerksam, daß er dafür nicht gebucht hat. Doch der Oberägypter bleibt stur sitzen. Die Stewardess wendet sich an den Kapitän. Dieser, selbst Oberägypter, wendet sich an den Fahrgast und flüstert ihm ein paar Worte zu. Der Fluggast erhebt sich darauf und geht ohne Aufhebens in die Zweite Klasse. “Was haben sie ihm gesagt”, will nun die Stewardess wissen. “Ganz einfach”, antwortet der Flugkapitän, “Ich habe ihm gesagt, diese Reihe fliegt nicht bis Kairo”. Gut ein anderer Witz.- Ein Oberägpyter hat lange einen Schwarz-Weiß-Fernseher gehabt, nun kann er sich einen Farbfernseher leisten. Er fährt nach Kairo, um einen zu kaufen. Man hatte ihn vor Dieben gewarnt. Deshalb begibt er sich direkt vom Bahnhof ins erstbeste Geschäft. Doch der Ladenbesitzer weist ihn mit den Worten ab “Ich verkaufe nicht an Oberägypter”. Der Abgewiesene ist sehr verärgert. Da läuft ihm ein Landsmann, dem er von seinem Mißgeschick erzählt, über den Weg. Dieser hat eine Idee: “Komm, wir verkleiden uns als reiche Saudis. Dann wird man dir einen Fernseher verkaufen”. Gesagt, getan, die beiden betreten als Saudis den Laden. Doch wieder werden sie ‘rausgeworfen: “Ich verkaufe nicht an Oberägypter”. “Wie haben Sie das rausbekommen, wir haben uns doch extra als Saudis verkleidet” fragt wutentbrannt der abgewiesene Kunde. “Nur ein blöder Oberägypter fragt nach einem Fernseher in einem Laden für Waschmaschinen”. Ich könnte noch viel erzählen über die freundlich-zuwinkenden Ägypter, den Handel in den Basars, das Bakschisch und manches mehr. Wer mehr wissen will: es gibt viel Literatur über Ägypten. Einiges findet Ihr in der Begleitdokumentation, anderes sicher in Eurer Bibliothek oder Buchhandlung. Ein Tip: sehr interessant ist das Buch von Jehan Sadat, der Witwe des Präsidenten. “Ich bin eine Frau aus Ägypten” schildert anschaulich das Leben in Ägypten der letzten 50 Jahren und was seit der Revolution – auch von Frau Sadat – getan wurde, um die Not zu lindern. Das wär’s mal wieder. 5 000 Jahre Geschichte liegen hinter uns. Die Zukunft der Überbleibsel einer großen Vergangenheit ist wieder einmal ungewiß. Der Film war ein Versuch, sie noch einmal im Bild festzuhalten und in den Kontext zu stellen. Bevor ich das Weite suche – hoffentlich finde ich es – ein herzliches Dankeschön für das Zusehen. Ich hoffe, ich habe Euch nicht überstrapaziert. Doch wie schreibt ein Ägypten-Reisender des vorigen Jahrhunderts, Fürst Pückler-Muskau, nicht nur wegen des Eis bekannt – “Man muß gestehen, daß die Reise auf dem Nil nie langweilig wird und man findet kaum einen Fleck hier, der nicht durch seine Fremdartigkeit einen romantischen Eindruck zurückließe” und einer Bekannten schrieb er, “daß ich ihr keine bequemere Tour als nach Ägypten anraten könnte, wo man in seiner Stube von all seiner gewohnten Häuslichkeit umgeben, auf dem Nil hingleitet, daß man kaum des Schiffes Bewegung bemerkt, wenn man nicht auf die fliehenden Ufer blickt”.
Ich hoffe, die Arbeit das Video zu erstellen, hat sich ausgezahlt. Wie schreib Pückler so schön: “Aber der anmutige Gedanke, in Ägypten zu sein, versüßt jede Beschwerde und ich denke mir dabei, wie mancher Gleichgesinnte in der Heimat wohl das 10-fache Ungemach gern erdulden würde, wenn er sich augenblicklich an unserer Stelle versetzen könnte. Aber die lange Wegstrecke, welche zwischen uns liegt, die unberechenbare Länge der Zeit, die man daranhängen muß, die halten ihn zurück und er bleibt – wohlüberlegt – lieber zu Hause. Vielleicht sagt er sich auch, nicht zu Unrecht, habe ich nicht meine Reisenden, die für mich schwitzen und frieren, hungern und dürsten, leiden und entbehren müssen und dann noch verpflichtet sind, mir das Erwähnenswerteste, was sie sahen, das Unterhaltenste, was ihnen begegnete, das Nützlichste, was sie lernten, in erneutem Schweiße ihres Angesichts mitzuteilen ohne daß ich ein anderes Opfer dafür zu bringen brauche, als einige Kreuzer in die erste beste Bibliothek zu tragen. – Welcher Pascha könnte mehr fordern und bereitwilliger bedient werden?”. Ja, liebe Paschas, wohin führt uns die nächste Reise? Nach England und Schottland. Es werden weitere Aspekte der britischen Hauptstadt zu sehen sein. Dann geht es weiter nach Edinburgh und Inverness. Auf dem Rückweg machen wir Station in Cambridge. In London werde ich auch Sir Andrew Lloyd Webbers neuproduziertes Musical “Joseph and the amazing technicolor dreamcoat” sehen. Es spielt im Alten Ägypten, zur Zeit Ramses. Womit wir wieder den Bogen zum heutigen Video gespannt haben. Ila: li qa:’, Auf Wiedersehen beim nächsten Mal.