Hollywood spaltet Christie-Familie

Agatha Christies Romane sollen ein Update erfahren. Ihr Enkel, Matthew Prichard, stimmte zu, dass Hollywood sich an die Überabeitung ihrer bekanntesten Krimis macht. Seine Mutter, Rosalind Hicks, ist darüber gar nicht glücklich. Sie findet es nicht gut, dass die Werke in die heutige Zeit versetzt werden. Unter den Werken, die eine Überarbeitung a là Hollywood erfahren werden, gehört auch „Zeugin der Anklage“, das in der Verfilmung von Billy Wilder mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle ein Klassiker geworden ist und 1982 mit Diana Rigg ansprechend neu verfilmt wurde. Nun soll sich David E. Kelley, der die Gerichtsserie „Ally McBeal“ entwickelt hat und in den 80ern Drehbücher für „LA Law“ verfasste, des Stückes annehmen. Kelley ist mit Michelle Pfeiffer verheiratet, die am Ende noch Zeugin der Anklage wird.

Rosalind Hicks, einzige Tochter von Agatha Christie, hält es für falsch, die Werke ihrer Mutter zu entstellen. In einem seltenen Interview (Mrs. Hicks ist 85 Jahre) sagte sie der Times: „Ich befürworte nicht, dass die Handlung in die Gegenwart verlagert wird. Meine Mutter schrieb alle ihre Bücher zu ihrer Zeit.“ (Was nicht ganz korrekt ist, „Rächende Geister“ spielt im Antiken Ägypten).

Mrs. Hicks ist besonder über das Remake von „Blausäure“ (Sparkling cyanide) empört, in dem aus dem Opfer, ein Industrieller im mittleren Alter, der Vorsitzende eines Erst-Liga-Clubs gemacht wurde. „Ich lehne das ab, weil sie neue Charaktere dazu erfunden haben“, sagt sie. Die TV-Fassung „behandelt eine Zeit, über die meine Mutter nicht schrieb – Fußball, Drogen und moderne Technologie, um Mordfälle aufzuklären. Wenn die Leute Geschichten, die in der heutigen Zeit spielen, schreiben wollen – warum müssen sie Agatha Christie sein?“

Mrs. Hicks wrid die modernen Adaptionen nicht verhindern können, da ihr Sohn Aufsichtsratsvorsitzender von Agatha Christie Ltd. ist, die über die Rechte an dem Werk der Christie iverfügt. Die amerikanische Firma Chorion wiederum hält die Mehrheit an Agatha Christie Ltd.

Auf der Liste der weiteren Filmprojekte stehen „Der unheimliche Weg“ (Destination unknown“, produziert von Mike Medavoy, der „The 6th day“ mit Arnold Schwarzenegger produzierte und „Das krumme Haus“ (Crooked house).

Phil Clymer, Geschäftsführer von Agatha Christie Ltd., erklärte, es sei wichtig, dass die Romane einer jüngeren Generation zugänglich gemacht würden. „Ich möchte diese großartigen Geschichten in einen modernen Kontext übertragen. „David E. Kelley wird den Kern der Sache treffen. Er kann Christie einer neuen Generation vorstellen, die an einem Zwanzigerjahre-Drama nicht interessiert ist.“

Über die Rechte von „Zehn kleine Negerlein“ (mittlerweile wurde der Titel des Buches in „Und dann gab’s keinen mehr“ geändert) wird noch verhandelt. 1989 wurde das Buch zum fünften Mal verfilmt – der letzte Kinofilm nach einem Christie-Roman.

Ob die Neuinterpretationen funktionieren, hängt vom Publikum ab, meint Mrs. Hicks. Und da scheint die Rechnung der Modernisierer nicht aufzugehen: Die neue TV-Fassung von Mord im Orient Express (mit Alfred Molina und Fritz Wepper) war ein Flop und „Sparkling cyanide“ erreichte mit 3,6 von 10 Punkten ein geradezu katastrophales Ergebnis in der imbd-Nutzerbewertung.

Glücklicherweise gibt es auch originalgetreue Verfilmungen. David Suchet verkörperte Detektiv Poirot wieder in „5 little pigs“, “ Sad Cypress“, „The hollow“ und „Death on the Nile“, letzteres erzielte ausgezeichnete 8,5 Punkte bei imbd.com.

1928 wurde mit „Die Abenteuer GmbH“ zum ersten Mal ein Buch von Agatha Christie verfilmt. Interessanterweise in Deutschland. Übersicht der Verfilmungen

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