„Aus der Not eine Tugend machen“ ist das Motto dieses Berichtes. Denn aus dem Vorhaben wie gewohnt ein Video zu drehen wurde dieses Mal nichts. Ab dem dritten Tag der Amerikafahrt streikte meine Videokamera.
Doch auf Erinnerungen an die Fahrt wollte ich natürlich nicht verzichten. Also schrieb ich meine Eindrücke von der Fahrt wie früher in einer Art Tagebuch auf. Auf diese Weise ist – denke ich – ein viel persönlicherer Eindruck von der großen Reise entstanden als bei den bisherigen Reisevideos. Sprachlich kann man doch mehr erzählen und beschreiben als das mit Bildern möglich ist. Illustriert habe ich meine Tagebucheintragungen mit Fotos von mir und meinem Bruder Rüdiger.
Wenn mir die Fahrt nicht nur wegen des Ausfalls meiner Kamera in lebhafter Erinnerung ist, so ist dies vor allem ein Verdienst unserer engagierten Reiseleiterin Gill. Nicht nur die Organisation hatte sie voll im Griff („Es gibt viele Indianer, aber nur einen Häuptling – und der bin ich) auch ihre eindrucksvollen Schilderungen vom Land Amerika und dem Leben dort werden mir in Erinnerung bleiben. Statt irgendwelche Statistiken und Zahlen vorzutragen machte sie das ganze konkret an ihrem eigenen Leben fest.
„Meine Damen und Herren, ich möchte mich heute mit Ihnen unterhalten“, begann sie. Geboren war sie in Ostende. Schon in der Schule habe sie schon alle immer unterhalten wollen. Nach dem Scheitern ihrer Ehe („Ich wollte mir von meinen Eltern nichts sagen lassen, aber sie hatten leider Recht“) war sie zunächst Reiseleiterin für Amerikaner in Europa. Dann wagte sie mit ihrem Sohn den Sprung über den Großen Teich („Ich war schon als Kind von Cowboys fasziniert“). Auch ihr Sohn, um den sie sich wegen ihrer Arbeit als Reiseleiterin wenig kümmern konnte, wollte sich von seiner Mutter nichts sagen lassen und verließ die Schule vorzeitig. Aber er musste feststellen, dass man auch in Amerika ohne Ausbildung nichts wird. So ging er zurück zur Schule und wurde – Feuerwehrmann. Als Staatsbediensteter verdient man in den USA nicht viel, aber man ist wenigstens gut versichert. Mit solchen Erzählungen schilderte Gill eindrucksvoll das Leben im Land der „unbegrenzten“ Möglichkeiten.
Daneben organisierte sie unsere Reise perfekt: ständig hatte sie Briefmarken für uns dabei, die wir kaufen konnte. Sie wusste im voraus vor jeder Station, was das Büfett und die Getränke kosten würden. Auf den Flughäfen riss sie manchmal das Mikrofon an sich, um für uns die Durchsagen zu übersetzen …
Ich könne noch viel erzählen, unterlasse das aber, sonst wird aus dem kleinen Bericht noch ein Roman. Hier ist es also: mein überarbeitetes Reisetagebuch.
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