Nach dem Frühstück machen wir uns zum Startpunkt einer Tour zu den Orten, die Agatha Christie 1927 auf Teneriffa besucht hat, auf. Mike und ich bestellen dazu ein Taxi, während Norman und andere Chrstie-Fans bereits vorher abgefahren sind. Wir geben der jungen Taxifahrerin unsere Ziel an, wie es im Programm vermerkt ist „Taoro Park – La Paz“. Die Taxifahrerin ist sichtlich irritiert. „Wo soll es hingehen? La Paz?“ (sie deutet nach links) „oder Taoro Park“ (die deutet nach rechts). Mir fällt ein, dass Organisatorin Ana gestern erwähnte, dass der Treffpunkt die Anglikanische Kirche sei. „Church?“ fragen wir. Sie versteht nicht. „Ecclesia?“, krame ich meine Latein-Kenntnisse hervor. Sie versteht immer noch nicht. Mike erhebt seine Hände zum Gebet. „Ah, Iglesia“, ruft sie und fährt los. Kurze Zeit später setzt sie uns an der Kirche ab, doch niemand ist da. Dann erscheint eine Britin, die nach Teneriffa gezogen ist. Sie versichert uns glaubhaft, dass wir an der richtigen Stelle sind, denn sie weiß von der Frau des Vikar, dass hier die Führung um 10 Uhr beginnt. Aber immer noch keine Spur von Norman und den anderen. Ich versuche, Norman anzurufen, erreiche ihn aber nicht. Da meldet sich Tracey und ich kann ihnen durchgeben, wo die Tour beginnt. Inzwischen ist auch unser Führer Ramon eingetroffen und mit ihm setzt der Regen ein. Wir flüchten in eine überdachte Veranda. Ramon beginnt mit seiner Erzählung, wie Agatha Christie 1927 mit ihrer Tochter Rosalind nach dem Scheitern ihrer ersten Ehe hier eintraf und hier an ihrem Roman „The Blue Train“ schrieb. Insgesamt bliebt sie 23 Tage auf Teneriffa. Mittlerweile sind auch Norman, Tracey und Mark eingetroffen und der Regen hat – vorübergehend – aufgehört. Wir begeben uns – die Gruppe ist auf circa 60 Personen angewachsen – zum alten Gran Hotel Taoro. Das „Grand Hotel Taoro“ oder auch „The English Grand Hotel“ wurde bereits 1892 eröffnet. Zeitweilig stand es unter Leitung der deutschen Kurhaus-Betriebs-Gesellschaft (1905-1913) als „Grand Hotel Humboldt-Kurhaus“. 1929 brannte es ab, wurde wieder aufgebaut, konnte aber nicht wieder an den Glanz vergangener Jahre anknüpfen. Zuletzt war ein Casino dort untergebracht. Derzeit wird es renoviert und die Neueröffnung ist in zwei Jahren geplant – aber das wurde schon öfter verlautbart.
Ramon führt uns zum Haus „Sitio Litre“. 1774 kaufte der Engländer Archibald Little das Haus. Da die Spanier „Little“ schlecht aussprechen können, wurde daraus „Litre“. Der wunderschöne Garten wurde vom gleichen Gartenarchitekten angelegt wie der große botanische Garten in Purto de a Cruz. Viele bekannte Persönlichkeiten waren hier zu Gast, darunter Alexander von Humboldt, der Vater von Oscar Wilde – und Agatha Christie.
Letzte Station ist die Casa de la Paz, die eine irische Familie erbaute. Die Villa wird in der Kurzgeschichte „The man from the sea“ beschrieben, die später im Sammelband „The mysterious Mr. Quin“ erschien. Die Calle Agatha Christie vor dem Haus ist derzeit gesperrt, weil das Pflaster erneuert und barrierefrei gestaltet wird. Zu unserem Entsetzen berichtet Ramon, dass der Weg nach der Renovierung wieder seinen alten Namen erhalten soll und nach gut zehn Jahren die Calle Agatha Christie wieder Geschichte ist.
Fotos zum Rundgang mit Ramon in meinem Fotoalbum.
Abends referiert der Präsident der Englischen Bibliothek Ken Fisher über „Agatha, Margaret and Jane”: wie es zu den vier Marple-Filmen mit Margaret Rutherford, die zwar sehr unterhaltsam sind, aber wenig bis gar nichts („Mörder ahoi“) mit den Romanen zu tun haben, gekommen ist. Garniert wird sein Vortrag mit Clips aus den Filmen.
Fotos vom Vortrag in meinem Fotoalbum.
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