Gardasee

Montag, 10.07.2000

Morgens setzt uns Andreas in Garmisch ab, wo wir zunächst nach Innsbruck fahren. Wieder vollbringt die DB eine Meisterleitung: kurz vor Eintreffen des Zuges wird uns mitgeteilt, dass ausnahmsweise der Zug von Gleis 2 abfährt. Grund dafür dürfte die 60-minütige Verspätung des Zuges nach München sein. Wir verlassen die Lehrerin, die Mühe hat ihre Schüler die lange Wartezeit ruhig zu halten und gehen treppab- treppauf zu Gleis 2. Wir haben eine schöne Fahrt nach Innsbruck. Das heißt, zunächst müssen wir ganz nach vorne an die Spitze des Zuges gehen, da nur die ersten drei Wagen weiterfahren. Und all das in wenigen Minuten. Ich beende auf der Fahrt "Harry Potter and the chamber of secrets" – ein wirklich gutes Buch. Zufällig entdecke ich im Abteil eine Mitreisende, die das gleiche Buch liest.
Die Weiterfahrt von Innsbruck nach Rovereto ist weniger angenehm. Der Zug ist völlig überfüllt. Zwei sehr freundliche junge Dänen nehmen uns in ihr Abteil auf. Ein weiterer junger Mann verlässt für uns sogar das Abteil, damit wir Platz finden können. Um 14.20 Uhr erreichen wir unser Ziel. Wir scheitern bei dem Versuch, Plätze für die Rückfahrt zu reservieren: Reservatione sei kaputt. Wir fahren mit einem Taxi an unseren Urlaubsort Malcesine zum Hotel Don Pedro.
Wir werden auf die Zimmer geführt. Die Hotelanlage ist groß und sehr unübersichtlich. Die Zimmer in unserem Block sind sehr anheimelnd (dunkles Holz), dafür aber mit kleiner Terrasse. Im Hotel wohnen überwiegend Jugendliche oder junge Familien mit Kindern. Das Wetter verschlechtert sich zum Nachmittag, es fängt erst etwas an zu regnen, dann wird der Regen heftiger.

Dienstag, 11.07.2000

Wir gehen runter in den Ort. Zu Fuß sind es 20 Minuten. Nach einem Bummel durch die Altstadt lassen wir uns im Hafen zu einem Eis nieder. Der steile Weg hinauf zum Hotel dauert zehn Minuten länger.

Mittwoch, 12.07.2000

Heute geht es nach Verona. Wir nehmen den Minibus vom Hotel bis zur Autostazione und fahren mit dem Bus zur Endstation Verona. Die Fahrt führt ein ganzen Stück dem Gardasee entlang vorbei an. Zwei Stunden später sind wir in Verona (mit 20 Minuten Verspätung). Hinter uns sitzt im Bus ein alter Professore, der die ganze Fahrt über mit seiner Nachbarin philosophiert. Ich fühle mich an meine Italienisch-Sprachkassetten erinnert. Der Professor langsam im tiefen Bass, seine Gesprächspartnerin schnell und mit italienisch-durchdringender Stimme.
Zunächst besuchen wir die Arena. Es wird für die abendliche Aufführung aufgebaut. Die neue Bestuhlung im Parkett ist von der italienischen Telecom gesponsert. Einige Bereiche des knapp 2000 Jahren alten Bauwerks sind abgesperrt, weil sie saniert werden. Ansonsten ist die Arena in bauliche guten Zustand, was man von zahlreichen Häusern der Stadt nicht gerade behaupten kann.
Anschließend gehen wir am Piazza delle Erbe vorbei zum Palazzo del Comune mit dem Torre dei Lamberti, der Casa dei Mercanti, dem Piazza dei Signori mit dem schönen Dante-Denkmal zur Sant‘ Anastasia. Nach einer Mittagspause besuchen wir den romanischen Dom, der innen überraschend hell und lichtdurchflutet ist. Zum Schluss geht es in den berühmtesten Hinterhof der Stadt: der des Hauses Via Capello 21, wo Shakespeares Julia gelebt haben soll und sich die berühmte Balkonszene abgespielt haben soll. Heute geht es hier wenig romantisch zu: der enge Hof ist von Touristen überlaufen, die sich auf dem Balkon oder vor der Statue der Julia ablichten lassen wollen.
Wir fahren mit dem Bus zurück nach Malcesine, wo wir ganz pünktlich um 18 Uhr ankommen.

Donnerstag, 13.07.2000

Heute erkunde ich noch einmal Malcesine mit seiner schönen Altstadt und besichtige die alte Skalinger-Burg. Hier hat man wunderschöne Ausblicke auf die Stadt und den See. Die Burg ist berühmt, weil hier Goethe 1786 fast verhaftet worden wäre, als er Skizzen von der Burg machte. Man hielt ihn für einen Spion. Heute ist ihm ein Raum in der Burg gewidmet, wo Auszüge aus seiner "Italienischen Reise" dokumentiert sind. Der Rest des Museum in der Burg ist weniger interessant: hier findet man Informationen zur Flora, Geographie und Entstehung des Gardasees, leider nicht besonders ansprechend präsentiert.
Inzwischen hat sich das Zimmermädchen Patricia vorgestellt und ein entsprechendes "Vorstellungsschreiben" zurückgelassen. Mit Telefonnummer (auch ihrer Vorgesetzten) und dem Hinweis, dass die Möbel in den Zimmern sehr kostbar seien und wir sie pfleglich behandeln sollen. Wir sind ihr für den Hinweis sehr dankbar, da wir den Wert der Möbel bisher völlig unterbewertet hatten. Jetzt macht auch die Inventarliste, in welcher die Pretiosen in unseren Zimmern zu finden sind, in der Schreibtischschublade einen Sinn.

Freitag, 14.07.2000

Nach dem Frühstück fahre ich nach Riva, um doch sicherheitshalber Plätze für die Rückfahrt zu buchen. In Malcesine ist dies leider nicht möglich. Ich erreiche das Reisebüro "All ways" in Riva, wo man auch Zugfahrkarten bekommt. Eine freundliche junge Dame setzt sich für mich an den Computer. Ich warte. Das ganze Büro ist mit Hinweisen in verschiedenen Sprachen zugepflastert, die besagen: "Bitte nicht rauchen". Während ich warte, rieche ich plötzlich doch Zigarettenrauch. Ich schaue auf. Als wenn es das Normalste auf der Welt wäre, läuft ein Angestellter mit einer Zigarette im Mund am Tresen her. Wofür dann die Hinweise, wenn sich noch nicht mal die Angestellten sich daran halten? Passenderweise sind auch nur noch Plätze im Raucherabteil frei. Besser als nichts. Und vielleicht kann man doch noch sich nachher umsetzen. 
Ich verlasse das Reisebüro und bummele noch etwas durch die Stadt. Ich besichtige die Kirche Santa Maria Annuncia. Weiter geht es zurück zum malerischen Hafen. Dann begebe ich mich zur Autostazione und zurück geht es nach Malcesine.

Samstag, 15.07.2000

Nach einem ruhigen Tag steht für heute die Aufführung von "La forza del destino – die Macht des Schicksals" an. Ich werde sogar mit einem Taxi vom Hotel abgeholt und zur Autostazione gebracht. Dort wartet der Reisebus, der eine relativ kleine Gruppe nach Verona bringt. Unterwegs halten wir ein paar Mal, um noch einige Kunstfreunde aufzunehmen. Reiseleiter Mark verteilt einen Plan von Verona und eine Zusammenfassung der Handlung der Oper.
Wir kommen recht zeitig in Verona an. Mark zeigt uns den Treffpunkt für die Abfahrt. Zum Einlass ist noch zwei Stunden Zeit. Ich laufe zum  Piazza delle Erbe, kaufe etwas zu Essen und eine FAZ (noch in neuer Rechtschreibung). Um 18 Uhr ist Einlass. Ich bekomme einen sehr guten Platz genau gegenüber der Bühne. Immer mehr Menschen strömen in die Arena. Laut winkend und gestikulierend rufen sie ihre Begleiter herbei "Hier, drei Plätze". Unter großem Applaus betritt ein frisch gebackenes Ehepaar die Arena. Bis zur Aufführung kommen alle möglichen Verkäufer vorbei und bieten Eis, Cola, Kaffee und Kissen feil. Bei den Kissen schlage ich zu, da die Steinstufen auf Dauer doch hart sind.  Um 21 Uhr geht es endlich los. Das Stück ist sehr melodramatisch und wäre ohne Marks Zusammenfassung unverständlich. Einige Enthusiasten verfolgen den Text mit Taschenlampe in Textbüchern. Der erste Akt ist erfrischend kurz, der zweite Akte sehr lang. Es folgt eine 20-minütige Pause. Auch zwischen dem dritten und vierten Akt ist noch einmal 20 Minuten Pause. Kaum hat der vierte und letzte Akt begonnen, wird wegen ein paar Regentropfen die Aufführung unterbrochen. Die kostbaren Instrumente könnten Schaden nehmen. 10 Minuten später kommt eine weitere Durchsage in mehreren Sprachen: Die Aufführung müsse leider abgebrochen werden, die Meteorologen könnten nicht sagen, wann der "Regen" aufhöre. Auch wenn ich mich als Kunstbanause oute: für den Abbruch bin ich nicht undankbar, begebe mich zum Treffpunkt. So fahren wir eine gute halbe Stunde eher von Verona ab. An der Autostazione in Malcesine wartet diesmal leider keine Taxi auf mich und so muss ich zu Fuß zum Hotel laufen.
Am letzten Tag fahren wir mit einem Katamaran nach Garda und bummeln durch die Stadt.

Montag, 16.07.2000

Unser netter Taxifahrer bringt uns nach Rovereto. Die Reservierung erweist sich als unnötig: im diesmal modernen Zug (der Deutschen Bahn) sind genügend Plätze frei. Die knapp 12 Stunden bis Essen sind recht lang. Inzwischen bin ich bei "Harry Potter and the prisoner of Azkaban". In Essen geht es mit einem Stadtexpress – zwar nicht von Bahnsteig 9 3/4, aber von einem Bahnsteig hinter (!) einem Bahnsteig – nach Münster.
Die Fotos zur Reise finden Sie in meinem Fotoalbum

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