Oberammergau 2000

Freitag, 07.07.2000

Der Taxifahrer hat heute seinen letzten Tag. In einer Woche zieht er zu seiner Freundin nach Bremen. Entsprechend ist er aufgekratzt. Wir erfahren wir seine gesamte Lebensgeschichte. Seit sieben Jahren fährt er Taxi, verdient immer schlechter. Bei der Bremer Spielbank wird er demnächst besser verdienen. Wir erfahren den genauen Brutto- und Nettodienst, und wenn noch das Trinkgeld dazukommt … Wohin wir führen? Nach Oberammergau. Ob er und nicht mit dem Taxi dorthin bringen sollte? Wir lehnen dankend ab. Endlich sind wir am Bahnhof Münster.

Abfahrt nach Stuttgart. Dort Weiterfahrt nach Oberammergau. Gut durchgekommen mit einer Rast. Ankunft in Grasswang (Ettal) um Punkt 18 Uhr. Rüdiger, der Initiator, wartet schon auf uns. Ferienwohnung bezogen im Fischerwirt. 2 Schlafzimmer, ein geräumiger Wohnraum mit Küchenzeile. Alles sehr sauber. Wir essen im Fischerwirt zu Abend. Der Spaziergang fällt wegen Dauerregen ins Wasser.

Samstag, 08.07.2000

Morgens früh Aufstehen, Frühstück (im Preis für die Ferienwohnung inbegriffen), Fahrt nach Oberammergau. Ein Shuttlebus bringt uns vom Parkplatz Süd zum Passionsspielhaus. Für die vielen ausländischen Gäste (vor allem aus Übersee) verkündet der Busfahrer die Details in Deutsch und Englisch. Kurz vor 9 Uhr erreichen wir das Passionsspielhaus. Da wir gleich eine Weile lang sitzen müssen, vertreten wir uns erst mal die Beine. Dann nehmen wir unsere Plätze ein. Selbst in einem Flieger hat man mehr Beinfreiheit. Mein Bruder und ich müssen unsere Knie seitlich stellen, so eng ist es. Aber irgendwie müssen 5000 Menschen in die relativ kleine Halle passen.

Um 9.30 Uhr beginnt mit dem ersten Auftritt des Chores das Spiel in seiner 40. Saison. Rasch wir klar, warum uns unsere Vermieterin uns Textbücher mitgegeben hat: wegen der relativ schlechten Akustik sind Lieder und Ansagen des Chores zum Teil schwer verständlich. Auch hat man Mühe, die Szenenbilder, die zwischen den Szenen gezeigt werden, ohne Textbuch zu verstehen bzw. richtig einzuordnen.

In der Mittagspause suchen wir ein Restaurant und finden – trotz des allgemeinen Ansturm – ein nettes Café. Anschließend bummeln wir durch das „bekannteste Dorf der Welt“. Ich finde das Geschäft, in dem unsere Krippenfiguren hergestellt werden bzw. wurden. Inzwischen sind die Rechte verkauft worden. Trotzdem sind die Hl. Drei Könige, die ich bestelle, erheblich billiger als in Münster. Wir schlendern zurück ins Theater. Um 15 Uhr geht es weiter – bis 18.15 Uhr. Es folgen beindruckende Massenszenen – mit teilweise 800 Darstellern auf der Bühne und zum Schluss die ergreifende Kreuzigungsszene. Es ist imponierend, wie ein ganzes Dorf hinter der Aufführung steht. Dennoch weiß ich spätestens ab 17.30 Uhr nicht mehr wohin mit meinen Beinen. Als wir das Theater verlassen, regnet es wieder in Strömen.

Sonntag, 09.07.2000

Heute machen wir eine große Rundfahrt. Zunächst besuchen wir das nahe gelegene Kloster Ettal. Dann geht es weiter nach Murnau, Bad Füssen, zur Wieskirche bei Steingarden und zum Schluss zum Linderhof. Hier besichtigen wir das erste Schloss des Keni Ludwig II., die einzige seiner Residenzen, die zu seinen Lebzeiten fertiggestellt wurde und die noch überschaubare Dimensionen hat. Die Besichtigung endet in der (künstlichen) Grotte, wo Ludwig die geliebten Werke Wagners in Privatvorführungen genoss.

Die Fotos zur Reise finden Sie in meinem Fotoalbum

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