Wir frühstücken diesmal im Hotel. Ein guter Start in meinen Geburtstag. Zur Feier des Tages gehen Mike und ich in das neu eröffnete Broadway Museum, das in der 45. Straße liegt. Ein wunderbares Museum, in dem man viel über die Geschichte der Theaterlandschaft in New York und über die berühmtesten Shows im Laufe der Jahrzehnte. Hervorzuheben ist das Personal, das aus Studierenden, angehenden Schauspielern und Künstlern rekrutiert ist und mit sehr viel Hintergrundwissen und Begeisterung Auskünfte gibt. Man empfiehlt uns „Some like it hot“, das jetzt als Musical am Broadway läuft.
Zum Diner vor unserer Show gehen wir in „Ellen’s Stardust Diner“, das in vielen Reiseführern steht. Das Essen ist hier nicht das Besondere, sondern, dass die Kellner und Kellnerinnen bekannte Musicalnummern oder Popsongs zwischendurch singen.
So begeben wir uns gut eingestimmt zum Bernard B. Jacobs Theater, um Ben Platt in „The Parade“ zu sehen. Das Theater liegt gegenüber der Musicbox, wo Platt als „Evan Hansen“ ein paar Jahre zuvor seinen Durchbruch am Broadway hatte. Mike hatte sich mittags schon mit Beverley, die die Schlangen am Eingang des Theaters managt, angefreundet. Weil mein Geburtstag ist, kommen wir an den Schlangen vorbei direkt ins Theater. Das Stück über Leo Frank, der 1915 gelyncht wurde, greift das Thema Antisemitismus zur rechten Zeit auf. Ben Platt, selbst jüdischen Glaubens, gibt an der Stage Door aus Sicherheitsgründen keine Autogramme. Im Theater lernen wir Ricky kennen. Der junge Student – für drei Tage aus Kalifornien eingeflogen – hat in der kurzen Zeit diverse Shows gesehen. „The Parade“ und das Thema ist seine Herzensangelegenheit. Wegen des Lockdowns – so berichtet er – konnte er in den letzten Jahren auf der High School – nicht wie er es gerne gewollt hätte an Schulproduktionen teilnehmen.
Nach der beeindruckenden Aufführung bin ich ich nicht der einzige, der am Bühnenausgang steht. Mein Foto von Ben Platt, wie er das Theater verlässt. ist trotz der Massen gut gelungen.
Während des Aufenthalt in New York sehe ich noch „Some like it Hot“, das sehr temporeich und mit brillanten Kostümen und Effekten ein Genuss ist. Der Einbau des „Gender“Themas in das Musical war für mich allerdings eine Anbiederung an The Zeitgeist.
2015 hatte ich Matthew Morrison in „Finding Neverland“ gesehen. Nun sehe ich seine „Schülerin“ Lea Michele in „Funny Girl“. Michele hatte in „Glee“ die Rolle der Fanny Brice in einer fiktiven Broadway-Produktion. Die Glee-Macher hatten die Rolle in die Serie geschrieben, weil Michele von dem Musical so fasziniert war. 2022 konnte sie auch im wirklichen Leben in der Rolle brillieren und machte das Revival zu einem Erfolg.
Erneut besuche ich das großartige Metropolitan Museum, kurz „die Met“. In dem weitläufigen Museum könnte man sich Tage aufhalten. Ich habe die Gelegenheit, die Van Gogh Sonderausstellung zu besichtigen. Dazu muss ich mich nur in eine virtuelle Warteschlange per Smartphone einreihen, kann mich weiter im Museum umschauen und bekomme 15 Minuten bevor ich an der Reihe bin, eine SMS. Die Werke von Van Gogh sind im wahrsten Sinne des Wortes ein Highlight.
Vom Museum ist es nicht weit bis zum Central Park, wo ich kostengünstig eine Lunch Break mache und ein Hot Dog von einem Imbisswagen kaufe. Dann gehe ich ein Stück im Park zum romantischen Belvedere Castle, das vor einigen Jahren saniert wurde.
Zufällig besuche ich das Jüdische Museum in der 5. Avenue an einem Samstag. Da Sabbat ist, ist der Eintritt, wie ich an der freundlichen Rezeption erfahre, kostenlos. Im Mittelpunkt einer großen Sonderausstellung steht die Familie Sassoons, die ursprünglich im Irak lebte, über Indien und China nach England kam und dort als die Rothschild des Ostens galt. Eine weitere Ausstellung „Oy“ beschäftigt sich mit moderner jüdischen Kunst.
Ein interessanter Abstecher führt mich nach Alphabet City. In dem Viertel leben Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Ungewöhnlich, dass einige ihre privaten Gärten für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben.
Leider geht die knappe Woche viel zu schnell zu Ende. Am Montagmorgen fahren wir von der erst 2021 eröffneten Moynihan Train Hall in der Penn Station weiter nach Washington. Der Zugverkehr in den USA ist gar nicht so schlecht, wie man immer wieder hört. Die Bahnhöfe in den Metropolen sind sauber, der Verkehr ist sehr durchorganisiert und das Angebot wird gut genutzt. Die Züge, mit denen wir fuhren, fuhren weitaus pünktlicher als die der Deutschen Bahn. Es erwies sich als gute Entscheidung, die Bahn zu nutzen statt mit Inlandsflügen das nächste Ziel zu erreichen.
Fotos aus New York in meinem Fotoalbum
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