Nach der Registrierung und Begrüßung beginnt die Veranstaltung mit einem Talk des Ehepaars Simon und Lucy Brett. Die beiden erinnern sich an die Hörspiel-Produktion von „Lord Peter Wimsey“, insbesondere an den etwas exzentrischen Hauptdarsteller Ian Carmichael. Simon und Lucy lernten sich bei der Produktion kennen. Das Zwiegespräch wird abgerundet durch eine Live-Vorstellung eines Auszugs einer Episode, bei der Lucy für die Geräuschkulisse sorgt.
Moira Redmond ist kurzfristig für Christine Poulson eingesprungen und führt ein Interview mit Martin Edwards. Martin hat einige Bücher von John Bude für die British Library herausgegeben hat. Damit begann die erfolgreiche Reihe der „British Crime Classics“. Rob, der damalige Herausgeber an der British Library kam damals auf die Idee, die schon ikonisch für die Reihe gewordenen Vintage Railway Posters zu verwenden.
Mark Aldridge muss sich keine Sorgen machen, dass er mit seinem Vortrag das Publikum vom Kaffee abhält. Zum einem ist der Kaffee in der British Library bekanntlich nicht berühmt, zum anderen sind alle ganz gespannt auf die Vorschau auf sein kommendes Buch über Miss Marple. Miss Marple – zusammen mit Hercule Poirot ein „Household Name“ – tritt in 12 Romanen und 20 Kurzgeschichten auf. Ihren ersten Auftritt hatte Miss Marple nicht erst mit „Murder at the Vicarage“, sondern bereits 1927 in der Kurzgeschichte „The Tuesday Night Club“. Marple-Geschichten erstrecken sich damit über den Zeitraum 1927 bis 1971 („Nemesis“ – der letzte Marple-Roman, den Christie schrieb). Marks Buch beschäftigt sich auch damit, wie sich Marple über die Jahre verändert hat. Auch liefert er einige Korrekturen an dem, was bisher sogar auf der offiziellen Agatha Christie Website über die Autorin steht: Agatha Christie war nicht die erste Person, die der Amateur-Detekvin ihre Stimme geliehen hat. Denn „Miss Marple tells a story“ wurde nicht von Christie selbst live in der BBC gelesen, sondern von einer Schauspielerin namens Gladys Young. In der amerikanischen Ausgabe von „4.50 from Paddington“ ist zu lesen, dass Miss Marple kurz vor ihrem 90. Geburtstag steht. In der UK Edition ist diese Passage gestrichen worden. Marple scheint, so Mark Aldridge, das Geheimnis ewiger Jugend gefunden zu haben: Jahrzehnte später wird sie in „Nemesis“ mehr wie eine 70-jährige beschrieben.
„The Life and works of Edmund Crispin“ lautet der Vortrag von Tony Medawar, ein häufiger Gast auf der Konferenz, nach der Kaffeepause. Crispins wirklicher Name ist Robert Bruce Montgomery. Crispin war nicht nur Autor, sondern auch Komponist, insbesondere Filmkomponist. 1937 besuchte Crispin als Schüler Deutschland. Die Komponisten Beethoven und Wager beeinflussten ihn sehr. In Oxford studierte er Französisch und Deutsch. 1944 erschien sein erster Krimi „The Case of the Gilded Fly“. Wie Agatha Christie lebte er in der Grafschaft Devon und ist öfter mit der Queen of Crime öfter gemeinsam zum Detection Club nach London gefahren. Crispin komponierte später mehr als dass er schriftstellerisch tätig war. Vor allem ist er als Komponist der „Carry on“-Filme in Erinnerung geblieben. Leider starb er aufgrund seiner Alkoholabhängigkeit früh im Alter von 56 Jahren.
Der Journalist Jake Kerridge und Dolores Gordon-Smith spüren im Gespräch anschließend dem Einfluss von wahren Verbrechen auf die klassische Kriminalliteratur nach. Jack the Ripper, Doctor Crippen fallen einem da sofort ein. Aber auch Norman Kendal, Chief Constable bei der Metropolitan Police, war der einzige Nicht-Schriftsteller im Detective Club, der seinen Mitgliedern sicher gute Tipps geben konnte. Delores geht näher auf den Fall William Herbert Wallace ein. Agatha Christie wurde bei „Murder on the Links“ von einem wahren Verbrechen in Frankreich inspiriert. Die Entführung des Lindberg Babys lieferte das Motiv für „Murder on the Orient Express“. Weiterhin werden erwähnt Edith Thompson, Charles Bravo (Agatha Christie setzte sich mit dem Fall ausführlich auseinander) und andere.
Nach der Lunch break geht es mit Clips von „Golden Age TV Adaptations“ aus den 1960 weiter. Es handelt sich um Beiträge aus dem britischen Fernsehen, die außerhalb von Großbritannien eher unbekannt sein dürften.
Moira Redmond hält danach ihren eigentlichen Vortrag: Fancy Dressed to Kill: The Costume Party in the Golden Age. Dabei geht es um Kostümpartys in klassischer Kriminalliteratur.
John Currans Vortrag beschäftigt sich mit klassischen Kriminalromanen, die an (Hoch)schulen spielen. Davon gibt es erstaunlich viele. Das Thema war bei Schriftstellern wie Lesern populär. Grund dürfte der überschaubare Kreis der Verdächtigen sein, dass fast alle Leser eine Schule besucht haben und viele Krimi-Autoren einen akademischen Hintergrund haben.
Beim abschließenden Vortrag schießt Jim Noy den Vogel ab: er liest als 16. Geheimnis-Buch (das er in einem Archiv entdeckt haben will) ein Plädoyer für die Aufnahme von Enid Blyton in den Detection Club vor.
Den Schluss bildet wieder eine Ask the Experts-Runde, bei der die Referenten Fragen, die das Publikum während der Veranstaltung einreichen konnte, beantworten. Als beste Frage, die mit einem Buchpreis belohnt wird, wird vom Panel „How does Golden Age crime fiction create a cosy atmosphere“ gekürt.
Fotos von der Veranstaltung in meinem Fotoalbum.
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