London und Torquay 2003 Freitag, 02.05.2003: Torquay: Torre Abbey und Partners in Crime

Da wir einen Tag vor dem Beginn des Torquay-Wochenendes von " Partners inCrime" gekommen sind, haben wir den Tag für uns. Nach dem Frühstück (Full English Breakfast)machen wir uns wieder in die Stadt auf. Unterwegs finden wir zufällig in einemLaden, in dem auch die Post untergebracht ist,  eineAgatha-Christie-Postkarte. Wir kaufen sämtliche Karten (ca. 8 Stück) davonauf. Leider regnet es auf dem Weg herunter nach Torquay immer wieder. Sobeschließen wir, das Torre Abbey Museum zu besichtigen. Drinnen ist es angenehmwarm und trocken – ein "havenof peace" wie Norman sagt.
Torre Abbey ist das älteste Gebäude der Stadt. Das ehemalige Kloster wurde 1196 gegründet. Nur ein das Turmhaus (um 1320), Reste des Kapitelhauses, und die Spanish Barn existieren heute noch. Die Scheue heißt deswegen "Spanisch", weil 1588 die Matrosen einer vor Torquay gestrandeten Fregatte der spanischen Armada hier gefangen gehalten wurden. 
Nach der Auflösung der Klöster durch Heinrich VIII. wurde Torrey Abbey als Privatresidenz verkauft. Von 1662 bis 1930 war es in Besitz der Familie Cary. Sein gegenwärtiges Aussehen erhielt das Gebäude 1741-43, als der Südflügel im klassizistischen Stil umgebaut wurde. Die Carys waren Katholiken und bauten eine Geheimkapelle unter dem Dach des Westflügels. Nach der Emanzipation der Katholiken wurde um 1779 die ehemalige Abbot’s Hall in eine Kapelle umgebaut und diente bis 1856 als katholische Pfarrkirche für Torquay. Torrey Abbey wurde von der Gemeinde 1930 der verschuldeten Familie Cary abgekauft.  Heute ist in dem Gebäude die städtische Kunstgalerie eingerichtet. Ein Raum – vermutlich ein ehemaliges Dienstbotenzimmer – ist der Queen of Crime gewidmet. Obwohl ich es bereits 1999 besichtigte und wohl seitdem nicht daran geändert wurde, ist es nach wie vor interessant.
Zum Lunch essen wir Sandwiches im Museumscafé. Da nicht viel Betrieb ist,unterhält sich der Kellner nur zu gern mit uns. Wenn wir etwas über diePläne, Greenway House (dort lebte Agatha Christie) für Touristen zu öffnen,erfahren wollten, sollten wir den Mann an der Museumskasse fragen. Wenn er gutdrauf wäre, könnte er eine Menge erzählen. Ob er heute gut gelaunt sei, willNorman wissen. Das könne er nicht sagen, das könne sich von einer Minute aufdie andere ändern.
Wir fragen den Herrn an der Kasse. Besucher können nach Voranmeldung nach Greenway fahren und den Parkplatz nutzen oder auch mit dem Boot das Haus auf dem River Dart erreichen. Aber wie bisher nur den Garten besichtigen. Ob er wisse, ob es Mrs und Mr. Hicks (Agatha Christies Tochter und Schwiegersohn, mittlerweile beide in den Achtzigern) besser ginge, fragt ihn Norman. Ja, ihnen gehe es gut. Er habe sie erst gestern gesehen. Mrs Hicks mache ausgezeichnete Scones, fügt der Mann noch hinzu. Norman kann ihm nicht ganz glauben. Zurecht wie sich nachher herausstellt.
Wir haben eine ganze Weile in dem interessanten Museum verbracht. Trotzdem regnet es draußen ab und an immer noch. Wir nehmen diesmal den Bus zurück ins Hotel.
Um 18.30 Uhr treffen sich die Partners in Crime ("devoted to the life and works of Dame Agatha Christie – The Queen of Crime")  im Launch. Wir sind 13 Personen. Gill, die Gründerin des Vereins, bittet jeden, sich kurz vorzustellen. Die Christie-Fans kommen aus dem ganzen Königreich: England, Wales und Schottland. Nur Irland ist nicht vertreten, dafür Kanada. Unser kanadischer Freund Bruce lebt aber mittlerweile in Cambridge, so dass ich aus Deutschland die weiteste Anreise hatte. Dazu kommt noch der "Speaker" des Abends: John von English Heritage.
Vor dem Vortrag wird aber erst mal zum 6-gängigen Dinner gebeten. Durch dieangeregte Unterhaltung zieht sich der Dinner bis 21.30 Uhr hin. Da es im Hotelkeinen Raum für einen Diavortrag gibt, müssen wir mit vier Taxen zumSchwesterhotel fahren. Aber das ist nicht unpassend, denn das Bishops CourtHotel war zu AgathaChristies Zeiten ein Privatwohnsitz namens Normount. Agatha war mit einer gewissenMiss Chadwic bekannt und besuchte sie dort gelegentlich zum Tee.Deswegen gibt es es im Hotel den Agatha ’s Coffee Lounge. Wir allerdings müssenherauf bis unters Dach, wo in einem Mansardenraum ein Diaprojektor aufgebautist.
John Risdon, ein Local historian, stellt in seinem Vortrag die Bezüge im Leben von Agatha Christie mit Torquay und seiner Region dar. Einige der dabei von ihm gezeigten Dias habe ich vorher noch nie gesehen. Agatha Christie ist untrennbar mit Torquay und Devon verbunden. Hier verbrachte sie eine glückliche Kindheit, verbrachte ihre ersten Ehejahre und auch hier begann sie, Kriminalromane zu schreiben. Zahlreiche Schauplätze ihrer Romane finden sich in Devonshire wieder. In zweiter Ehe glücklich mit dem Archäologen Max Mallowan verheiratet, ließ sie sich unweit von ihrer Geburtsstadt Torquay in Greenway House nieder. Sie nahm regen Anteil am lokalen Leben und unterstützte lokale Projekte.
Gegen 23.15 Uhr endet der Vortrag. Damit ist wohl ein Rekord von John, bis 24 Uhr einen Vortrag zu halten, nicht ganz gebrochen worden. Wir fahren mit den Taxen zurück. Interessant übrigens die Preisspanne für die Taxen: sie reicht von 2,90 bis 4,90 £. Nach einem erlebnisreichen Abend geht es nun zu Bett.
Die Fotos zur Reise finden Sie in meinem Fotoalbum.

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