Über den Feiertag fahre ich Anfang Oktober in die Hansestadt Lübeck. Da ich ein großer Fan von Lübecker Marzipan bin, besuche ich gleich am ersten Tag das Café Niederegger und sein kleines Marzipan-Museum. Bis heute ist die Firma ein Familienbetrieb.
Am nächsten Vormittag steht das Europäische Hansemuseum auf meinem Programm. Das moderne Museum unterrichtet über die eindrucksvolle Geschichte der Hanse, eine Art Vorläufer der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Über eine KeyCard kann man individuell Informationen abrufen, auch über die Situation der Heimatstadt während der Hansezeit. Die Entwicklung in den Handelsposten im Ausland (London, Brügge, Riga, Nowgorod) wird auch ausführlich beleuchtet. Besonders interessant für mich der Stalhof in London. Unter Elizabeth I. wurde der Kontor geschlossen, der auf dem heutigen Gelände der U-Bahn-Station Connon Street liegt.
Am Nachmittag nehme ich dann an einer kulinarischen Stadtführung teil. In Münster hatte ich im letzten Jahr an einer Führung des Unternehmens teilgenommen, die eher enttäuschend war. Städteführer Thomas erkundet mit uns drei Stunden lang Lübeck und erklärt ausführlich die Geschichte und Entwicklung der Stadt. Die sechs Stationen, die wir unterwegs ansteuern, bieten uns leckere Kostproben an. Im griechischen Restaurant „Korfu“, das viele ihrer Zutaten direkt aus Griechenland importiert, vertiefe ich das am Abend.
An meinem letzten Tag in Lübeck besichtige ich die das Stadtbild prägenden Backstein-Kirchen der Innenstadt mit ihren sieben Türmen: Jakobikirche, Marienkirche mit zwei Westtürmen, Petrikirche und die Aegidienkirche. Nur der Dom bleibt mir verschlossen. Er schließt bereits um 16 Uhr Uhr und heute ist er wegen einer Veranstaltung ganztags geschlossen. Das Innere der Petrikirche mit ihren nur weiß getünchten Wänden und dem Kahlen Innenraum gefällt mir gar nicht. Dafür entschädigt aber die Aussicht, die man vom Turm hat. Mit einem Lift kann man den Turm hinauffahren.
Ein Abstecher führt mich zum Willy-Brandt-Haus. Die kostenfreie Ausstellung informiert über das Leben und die Kanzlerschaft des Lübecker Politikers. Das Buddenbrook-Museum ist leider derzeit wegen eines umfänglichen Umbaus auf Jahre geschlossen.
Während die Anreise mit der Bahn trotz durch Verspätung verkürzter Umstiegszeit und dazu noch Gleiswechsel einigermaßen über die Bühne ging, gestaltete sich die Rückfahrt so, wie man es mittlerweile von der Deutschen Bahn gewohnt ist: der ICE von Hamburg fiel ohne Angaben von Gründen aus. Eine Änderung der Platzreservierung war nicht mehr möglich, da alle Alternativ-Verbindungen restlos ausgelastet waren. Im Reisezentrum, zu dem mich der Schaffner im Regionalzug von Lübeck geschickt hatte, nachdem er fast mit Stolz in der Stimme verkündet hätte, mein ICE fiele häufig aus, konnte und wollte man mir nicht weiterhelfen. So finde ich nur in einem anderen ICE im Gang einen Stehplatz. Die Abfahrt verzögert sich, weil die Türen nicht geschlossen werden können. Man droht über Durchsage den Zug räumen zu lassen. Endlich fahren wir ab. Unterwegs müssen wir aber einen Zusatzhalt einlegen, um Fahrgäste aus einem gestrandeten Regionalzug aufzunehmen. Nun wird es richtig eng. In Bremen daher wieder die Drohung, den überfüllten Zug räumen zu lassen. Einige Passagiere verlassen daraufhin tatsächlich den Zug. Nach drei Stunden im Gang kommen wir dann mit 90 Minuten Verspätung in Münster an. Viele Fahrgäste müssen unter diesen Umständen aber noch weiter als ich fahren. So schnell werde ich an einem Brückentag nicht wieder Bahn fahren.
Fotos aus Lübeck in meinem Fotoalbum
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