The Malta Experience Sonntag, 24.03.2002: Ein Sonntag in Valletta

Nach dem Frühstück nehmen wir den Bus nach Valletta. Um 11 Uhr besuchen wir die deutsche Messe in der St. Barbara-Kirche teil. Die Gemeinde besteht je zur Hälfte aus deutschen Touristen und Einheimischen. Da heute Palmsonntag ist, wird die Passionsgeschichte verlesen, eine Predigt gibt es nicht. Obwohl in den letzten Jahren die Kirche schon renoviert wurde und man eifrig sammelt, um die Schulden dafür zu begleichen (auf Malta gibt es keine Kirchensteuer), gibt es noch Einiges zu tun: an einigen Stellen rieselt der Putz noch von den Wänden.

Nach der Messe begeben wir uns zum Café bei der „Malta Experience“. Ich besichtige die Sacra Infermeria, das historische Krankenhaus der Johanniter/Malteser. Schon gleich nach der Landung auf Malta hatten die Johanniter 1530 ein kleines Krankenhaus erbaut. Zwei Jahre später begann man dem Bau eines größeren Krankenhauses nach den Vorbildern der Hospitäler von Jerusalem und Rhodos. 1578 konnte die Sacra Infermeria di Malta eingeweiht werden. Es war eines der größtes Krankenhäuser seiner Zeit. Das unterste Stockwerk war über einen Gang direkt mit dem Hafen verbunden, so dass man direkt vom Schiff, Verwundete und Kranke in das Krankenhaus transportieren konnte. Der große, 1662 bis 1668 erweiterte Krankensaal war 165 Meter lang, 11 Meter breit und 10 Meter hoch. Durch die Höhe der Decke wurde der Raum in den Sommermonaten nicht so aufgeheizt, hohe Fenster sorgten für frische Luft. Das Hospital verfügte mit der Zeit über 800 Betten. Das Essen wurde den Kranken auf Silbertellern gereicht, nicht aus übermäßigem Luxus, sondern aus hygienischen Gründen. Jeder Ordensritter musste an einem Tag in der Woche – je nach Landsmannschaft – Dienst am Kranken verrichten. Auch der Ordensmeister war davon nicht ausgenommen: jeden Freitag hatte er Dienst und musste vor Antritt in einfache Kleider schlüpfen. Das Gebäude umfasste verschiedene Krankenabteilungen, für ansteckende Krankheiten gab es Isolierstationen. Es gab für die Zeit ungewöhnlich sogar eine Abteilung für Geisteskrankheiten. Es wurden nicht nur Katholiken behandelt, sondern auch Vertreter anderer Konfessionen sowie Juden und Moslems. 1676 wurde eine eigene medizinische Hochschule für den Orden gegründet. Von den Briten wurde das Gebäude zunächst als Militärhospital, dann als Polizeihauptquartier genutzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde es stark zerstört. Nach dem Wiederaufbau verwandelte man es in ein Konferenzzentrum, das 1979 eröffnet wurde. Im Untergeschoss kann man die Ausstellung „The Knights Hospitallers“ besichtigen. Lebensgroße Figuren illustrieren die Ordensgeschichte und wie das Krankenhaus früher genutzt wurde.

Von der Sacra Infermeria ist es nur ein paar Hundert Meter bis zum Siege Bell Memorial, das Queen Elizabeth 1992 enthüllte. Es erinnert an die „zweite große Belagerung“ Maltas im Zweiten Weltkrieg, als die Insel heftig von Deutschen und Italienern bombardiert und von der Versorgung abgeschnitten wurde. Der englische König verleiht der Insel 1942 für die Tapferkeit seiner Bevölkerung das St. Georgs Kreuz.

Nach einer kleinen Stärkung besichtigen wir das National Museum of Archaeology, die ehemalige Auberge de Provence. Das Gebäude wurde 1571 bis 1576 für die Ordensritter der Provence erbaut. Fast alle Funde aus den Megalithtempeln von Malta und Gozo wurden im Untergeschoss des Museums zusammengetragen. Die ältesten Exponate stammen aus ca. 5200 vor Christus, die jüngstens aus 2500 vor Christus. Den Magna-Mater-Figruen, die im Museum gezeigt werden, fehlen alle die Köpfe, ein Loch im Nackenbereich deutet darauf hin, dass ein Extrateil aufgesteckt werden. konnte. In einem kleinen Nebenraum wird „die Schlafende“, die wohl bekannteste Magna-Mater-Figur aufbewahrt. Die nur 7 cm hohe und 12 cm breite Figur wurde im Hypogäum gefunden.

Nun geht es zurück nach St. Julians. Am Abend unternehme ich noch einen kleinen Spaziergang und stoße auf ein Einkaufszentrum am Kino. Hier herrscht geschäftiges Treiben, die Geschäfte sind geöffnet. Zahlreiche Kinogänger drängen sich zwischen den Autos, die einen Parkplatz suchen. Da es keinen richtigen Bürgersteig gibt und die Grenzen zwischen Gehweg und Fahrbahn fließend sind, kommt es zu einigem Hupen und Bremsen.

Nach dem Abendessen schaue ich mir auf BBC Prime die witzige Comedy-Serie „Keeping up the appearances“ („Mehr Schein als Sein“) an.

Die Fotos zur Reise finden Sie in meinem Fotoalbum

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