London 2001 Samstag, 23.06.2001: A Canterbury Tale

Mein letzter Ausflug führt mich nach Canterbury. Obwohl nur 75 km von Londonentfernt, dauert die Zugfahrt doch 1,5 Stunden. Kurz vor 9 Uhr nehme ich den Zugnach Canterbury, d.h. der Zugfahrplan wurde kurzfristig geändert, jetzt fährter 9.05, um halb elf bin ich am Ziel. Ich fühle mich ins Mittelalterzurückversetzt, in der Stadt mit ihren Straßen, verwinkelten Gassen, undjahrhundertealten Häusern. Die Stadt gilt als Keimzelle des Christentums inEngland, seitdem der Heilige Augustinus (nicht zu verwechseln mit demKirchenvater) hier die Sachsen bekehrte und 597 die erste Bischofswürde vonCanterbury annahm. 1170 wurde Thomas Becket in der Kathedrale ermordet. Er hatte gegenden König (einem Jugendfreund!) im Sinn der Kirche Partei ergriffen. Der König- Heinrich II. – hatte darauf in seinem Palast etwas gemurmelt wie "man schaffemir den Priester vom Leib". Ein paar Ritter nahmen das wörtlich undermordetenBecket. Schon bald darauf wurde dem Märtyrerblut wundertätige Kraftzugesprochen und Scharen von Pilgern zogen jahrhundertelang nach Canterbury. BisHeinrich VIII. den Schrein zerstören und die Überreste Beckets in denFluss werfen ließ. 
Ich trinke Kaffee im ersten Stock eines Cafés. Der Fußboden ist im Laufe der Jahrhunderte stark nach vorne geneigt, aber offenbar hält die Statik noch. Der Kaffee ist so dünn, dass er bei uns nicht einmal als zweiter Aufguss durchgehen würde, aber die Atmosphäre stimmt.
Ich nehme anschließend an der Wiedererzählung der Canterbury von Geoffrey Chaucer teil. In einem kleinen Museum wird man als "Pilger" durch das mittelalterliche Canterbury geführt. Puppen erzählen die berühmten Geschichten, die einst Chaucer aufschrieb. Zum Teil sind die Stories recht derbe. Der Ton ist sogar auch auf Deutsch. Weiter geht es in Sachen Geschichte: ich sehe mir Ausgrabungen im Roman Museum an. Unter der Stadt muss noch viel mehr des römischen Canterbury (oder Durovernum Cantiacorum wie es damals hieß) verborgen sein. An einer Baustelle an der Fußgängerzone finde ich einen Hinweis, das man einen Blick auf archäologische Ausgrabungen werfen könne, allerdings sind ein paar Pfund dafür fällig.
Nach einer Mittagspause begebe ich mich zur Kathedrale, dem Zentrum deranglikanischen Kirche. Um 15.15 Uhr sollen hier Evensong stattfinden. Aberleider nicht heute, wie ich feststellen muss. Heute – offenbar wegen Proben füreinen musikalischen Gottesdienst – erst um 17.30 Uhr. Also nehme ich mir Zeit,die Kathedrale noch einmal in Ruhe anzuschauen. Es lohnt sich.
Auch Evensong um 17.30 Uhr ist schön. Die Chortradition der anglikanischenKirche ist einmalig. Nach dem Gottesdienst muss ich mich sputen, da ich den Zugum 18.18 erreichen will. Um 18.17 bin ich am Bahnhof – doch der Zug ist nochnicht da. Mit gut zehnminütiger Verspätung fahren wir ab und erreichen Londonum 20 Uhr.
Für die Führung auf den Spuren von Jack the Ripper ist nun leider keine Zeit mehr, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Dann halt bei der nächsten London-Fahrt. In dem Prospekt der London Original Walks finde ich aber eine interessante Notiz über die Desirée, die mich auf der Diana-Tour bei meinem letzten London-Aufenthalt begleitet hat:
"Desirée is drop dead glamourous. A former top fashion model and cult film actress, her world overlapped with Princess Diana’s."
Stattdessen fahre ich noch einmal zum Tower und spaziere auf der Tower Bridge. Es wird kühl und ich fahre eine Station weiter nach Aldgate East und packe den Koffer.

Die Fotos zur Reise finden Sie in meinem Fotoalbum

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